So war das Festival 2022 Die große Bilanz – Hitzeschlacht beim Haldern Pop

Haldern · Haldern ist eben anders als andere Festivals. Es ist entspannt, der Headliner wird lange geheim gehalten und beim Zeitplan wird sogar auf die I-Dötzchen Rücksicht genommen. Ein Festival-Rückblick.

So war das Haldern Festival 2022
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Foto: Markus van Offern (mvo)

Eins wird vor allem in Erinnerung bleiben vom ersten richtigen Haldern Pop nach der Pandemie: diese unglaubliche Hitze. Während das Festival am Niederrhein sonst ein Garant für Regenschlachten ist und Bauern danach früher fast ihren Kalender planen konnten, herrschten diesmal Temperaturen von mehr als 30 Grad auf dem Gelände. Nur gut also, dass die Halderner sich zu helfen wissen und vor allem gastfreundlich sind. Ein Anwohner hatte einfach eine Gartendusche an die Straße gestellt. Wer wollte, konnte sich hier gratis erfrischen.

Ein Service, den viele nutzten, denn zu Haldern gehört traditionell dazu, dass die Besucher viel unterwegs sind. Denn wer viel sehen will, muss ständig in Bewegung sein. Die Bands spielen in der Kirche, in der Popbar, auf dem Marktplatz, im Spiegelzelt oder eben auf der Hauptbühne.

Rührend war der Auftakt des Festivals, als in der Kirche die Technik erst später aufgebaut werden konnte. Denn der Einschulungsgottesdienst stand an. Da müssen die Musiker erst einmal warten. Es war ein wunderbares Bild, als die I-Dötzchen mit ihren Schultüten zwischen den Besuchern von der Kirche zurück zur Schule zogen. Bewegend auch der Auftritt der jungen Musikerin Ellie Dixon. Von dem Applaus war sie so überwältig, dass ihr fast Tränen in den Augen standen. Sie ist vielleicht eine dieser Künstlerinnen, von denen man noch mal hören wird. Denn ihr Pop-Songs sind süß wie Zuckerguss.

Alle Bands zu sehen, war unmöglich. Mehr als 60 Künstler traten auf, darunter bekanntere Namen wie Erdmöbel, Curtis Harding oder Anna Calvi. Aber vor allem war Haldern für viele wieder eine musikalische Wundertüte. Wer etwa am Donnerstagabend eher zufällig vor die Hauptbühne schlenderte, erlebte mit, wie vier Musiker sich ihre Instrumente schnappten und loslegten. Zwei Schlagzeuge, Tuba, Saxophon. Das kann eigentlich gar nicht funktionieren. Doch der Rhythmus der Band Sons of Kemet entfaltete eine schier hypnotische Wirkung, der immer mehr Besucher anzog, von denen sich viele verzückt im Kreise drehten, während die Band ohne Pause spielte und spielte. Unglaublich.

Ganz anders dagegen der Auftritt von Sports Team im Spiegelzelt etwa. Obwohl hier jeder die Luft in Streifen schneiden konnte, tanzten die Fans eng an eng bei gefühlten 50 Grad. Mit den Beatsteaks war diesmal auch ein echter Headliner dabei. Aber Haldern wäre nicht Haldern wenn die Band ganz normal angekündigt worden wäre. Bis wenige Tage vor dem Festival wurde der Auftritt geheim gehalten, obwohl natürlich längst durchgesickert war, dass die Berliner Band an den Niederrhein kommt. Und dass die Band dann auch gleich am ersten Festivaltag mitten in der Nacht spielte, spricht ebenfalls für sich. Andere Open Airs hätten die Beatsteaks zum Abschluss auf den Samstag gepackt. Doch wie sagte Beatsteaks-Sänger Armin Teutoburg-Weiß: „Hier ist ja schon am Donnerstag eine Stimmung, als wenn Samstag wäre.“

 Abkühlung war in der Hitze bei Haldern gefragt.

Abkühlung war in der Hitze bei Haldern gefragt.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Beim Neustart gab es kleine Änderungen, die für Haldern-Verhältnisse schon fast einschneidend sind. Erstmals konnten die Fans Tagestickets kaufen und sich damit auch spontan noch zu einem Besuch des Festivals entscheiden. Gut 6000 Besucher kamen, so ganz voll wie zu Spitzenzeiten war es nicht, so zumindest der Eindruck. Auch Haldern muss noch seine Rolle in der Nach-Coronazeit finden, die für Festivals und Konzertveranstalter nicht einfach ist. Doch einen Vorteil hat Haldern, Personalmangel gibt es nicht. „Es hat sich für uns ausgezahlt, dass wir seit jeher den Technikern und Mitarbeitern das Gefühl gegeben haben, dass es eben auch ihr Festival und nicht nur das der Bands und Fans ist“, hieß es vom Festivalteam. Daran hat sich auch durch Corona nichts geändert.

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