Haldern Pop Von Pop und Petersilie

Rees · Zum Auftakt von Haldern Pop sorgte Matt Maltese für Gänsehaut. Erster Act auf der Hauptbühne: Von Wegen Lisbeth.

Haldern Pop Festival 2018: So lief der erste Tag
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Haldern Pop Festival 2018: So lief der erste Tag

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Foto: Sebastian Latzel

"We sure have a strange time / But we sure do it right", schmachtet Matt Maltese ins Mikrofon und man fragt sich, ob diese Zeilen eine Prognose für das aktuelle Haldern Pop Festival sein könnten. Denn die Besucher der 34. Auflage erwartet eine raffiniert zusammengestellte Auswahl an Künstlerinnen und Künstlern, die sich eher in den Randbereichen des Sammelbegriffs "Pop" bewegen. Organisator Stefan Reichmann erteilt in der diesjährig besonders ambitionierten Ausgabe des Festivalmagazins "Dat Blatt" stereotypen Marktmechanismen eine Absage: "Von Beginn an investierten wir in die Kunst."

Während im Schuhgeschäft Becker die ersten Gummistiefel über die Ladentheke gehen, widmet sich der junge Maltese seinem Klavier. Er streichelt zärtlich die Tasten und lässt gelegentlich seine linke Hand schlaff herunterbaumeln. Der junge Songwriter versteht es hervorragend, die Dynamik seines Spiels zur Geltung zu bringen. Mal singt er aus voller Brust und bringt die Luft in der St.-Georg-Kirche in Schwingung, an anderer Stelle gibt er den abgeklärten Geschichtenerzähler. "As the world caves in" etwa handelt von einer romantischen Nacht zwischen Theresa May und Donald Trump im Angesicht der atomaren Katastrophe.

 Von Wegen Lisbeth nahmen gestern Abend um 18 Uhr die Hauptbühne in Beschlag.

Von Wegen Lisbeth nahmen gestern Abend um 18 Uhr die Hauptbühne in Beschlag.

Foto: Sebastian Latzel

Derweil bereiten sich Isaac Gracie und seine Band auf den anschließenden Auftritt vor. "Das war schon echt cool", resümiert Konrad Schmid (27) hinsichtlich des eröffnenden Auftritts von Matt Maltese. Der Münchener ist mittlerweile zum dritten Mal in Haldern und kennt sich sehr gut aus mit den Bands des diesjährigen Line-Up. Highlight des Tages ist für ihn das Projekt "AJIMAL" um Fran O'Hanlon. Deren Debütalbum vermischt orchestrale Arrangements und atmosphärische Aufnahmen aus Kirchen und Krankenhäusern.

Ambitionierte Festivalgänger konnten sich am Morgen bereits das erste der drei sogenannten "Halderner Gespräche" anhören. Dr. Aladin El-Mafaalani erzählte, dass er 2016 das Haldern Pop Festival erstmalig besuchte und auf gute Resonanz bei den Veranstaltern stieß. Hieraus ergab sich in diesem Jahr der Besuch von Orientalist und Journalist Lutz Jäkel, der gemeinsam mit Lamya Kaddor den Bildband "Syrien. Ein Land ohne Krieg" vorstellte. Interessiert lauschten die zahlreichen Besucher den Ausführungen über das blühende Leben im Vorkriegssyrien, illustriert von zahlreichen Fotografien. Diese entstanden teilweise schon während Jäkels Studienreise vor 20 Jahren. Die Farbfotos des Bandes werden ergänzt durch Beiträge diverser Autoren, die alle eine bestimmte Verbindung zu Syrien haben. Gastronom Hanna Saliba etwa ist bekannt als Hamburger Urgestein und hat laut Jäkel die glatte Petersilie nach Deutschland eingeführt.

Am ersten Tag hatten die Pop-Fans die Qual der Wahl: Mit renommierten Künstlern wie Martin Kohlstedt, Mahalia und Charlie Cuningham ging es in der Kirche meist akustisch weiter, während im Spiegelzelt und der am Donnerstag erstmalig geöffneten Hauptbühne die elektrischen Klänge dominierten. Parcels sorgten mit ihren sonnigen Grooves für Stimmung im Zelt, während die Fans gespannt auf die Lüftung des Geheimnisses um die mysteriöse Band "A Blaze of Feather" warteten. Bei letzterer Gruppe soll Haldern-Veteran Ben Howard für Gitarrenspiel und Hintergrundgesang sorgen.

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(RP)
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