Haldern Pop Schweden-Happen mit dem Geist von Haldern

Rees · Am 9. August startet das Haldern Open Air. Die RP hat sich die Bands angehört, die dabei sind (Teil 7):

Der 25-jährige britische Songwriter Ben Howard gibt an, vom Plattenschrank seiner Eltern infiziert zu sein. Dort müssen Bob Dylan, Joni Mitchell und Nick Drake gestanden haben. Jedenfalls klingt Howards Musik auf "Every Kingdom" wie ein Substrat der großen Folkkünstler. Die Singles — allen voran "Keep Your Head Up" - schossen hoch in die britischen Charts, was verwunderlich ist angesichts der dezenten Komposition und Instrumentierung. Howard spielt die Songs höchst variantenreich, sein Gitarrenspiel ist eindrucksvoll. Für die Masse hat er das dennoch nicht gemacht. Man kann der Masse in diesem Fall zu ihrem guten Geschmack gratulieren. (4,5 von 5 Punkten)

Der schwedische Musiker Emil Svanängen täte gut daran, sich in Haldern langsam ein Einfamilienhaus zuzulegen — so oft war er in den vergangenen Jahren schon zum Festival am Niederrhein zu Gast. Seine Band Loney Dear verkörpert den Spirit von Haldern vielleicht wie keine zweite. Auf dem aktuellen Album "Hall Music" (Rough Trade) erlebt man Loney Dear mit neuen Qualitäten: Es geht diesmal mindestens ebenso viel um die Inszenierung des Songs wie um den Song selbst — jedes Lied wird mit Girlanden aus Glockenspiel, Chor oder Bläsern behängt. Größer kann Pop kaum sein. (4,5/5)

Die UK-Band The British Expeditionary Force benennt sich nach einem Truppenkontingent der British Army, das im Ersten und Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Wer nun Brutalo-Metal erwartet, liegt falsch. Auf "Chapter Two: Konstellation Neu" (Erased Tapes Records) überzeugt das Trio mit sphärisch-elektronischem Post-Rock, für den man musikalische Schubladen vergeblich sucht. Natürlich fühlt man sich an Radiohead erinnert, dann wieder an Muse oder Sigur Ros. Man darf hier ruhig die ganz großen der Indie-Szene nennen — denn diese Band könnte selbst mal groß werden. (4,5/5)

Wie aus dem Nichts kam vor wenigen Wochen das Album "The Empty Orchestra" des Düsseldorfer Songwriters Stefan Honig — eine Kollektion von großartigen Gitarrenpopsongs, von denen mehrere das Zeug haben, auch international für Furore zu sorgen. Die oft dezent startenen Songs wachsen mit jeder Sekunde, verbreiten eine eigentümliche Melancholie, machen froh und traurig zugleich. Man kann nicht anders, als diesem Typen Honig um den Bart zu schmieren. Die offizielle Veröffentlichung über HaldernPop geht am 21. September über die Bühne. (5/5)

2001 kündigten The Afghan Whigs um Sänger Greg Dulli das Ende ihrer Zusammenarbeit an. Der Sänger arbeitete fortan mit verschiedenen Projekten (The Gutter Twins, The Twilight Singers), kam unter anderem nach Haldern. Größer als die Ur-Band wurde aber keine, weshalb sich The Afghan Whigs für ein paar Konzerte wieder vereint haben. Erwartet werden darf schwarze Rockmusik mit viel Soul, und manchmal sogar — die Älteren erinnern sich — Grunge. (ohne Wertung)

(RP/ac)
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