Haldern Pop Pop-Gemeinde freut sich auf Wilco und Thees Uhlmann

Rees · Am 9. August startet das Haldern Open Air. Die RP hat sich die Bands angehört, die dabei sind (Teil 5):

 Jeff Tweedy von Wilco

Jeff Tweedy von Wilco

Foto: P. wafzig

Umhängt von Kritikerlorbeeren kommt der Australier Steve Smyth nach Haldern. Der deutsche Rolling Stone wünscht ihm nicht weniger als die Weltherrschaft. Der Wahrheit halber sei hinzugefügt, dass sich der Mainstream den Bluegrass-Folk von Smyth' Debüt "Release" nicht erreichen lässt. Dafür ist dieser Sound viel zu mannigfaltig: In nur sechs Tagen ist das Album entstanden, und als alle schon müde waren, spielten Smyth und Juanita Stein von den Howling Bells das wunderbare "Stay Young" ein. Welt, höre zu. (4 von 5 Punkten)

Hut ab vor der amerikanischen Band The War On Drugs, die sich auf "Slave Ambient" traut, gleich einen ganzen Reigen von alten Helden zu ehren. Ihr Sound erinnert gleichermaßen an Tom Petty und Bruce Springsteen wie an Bob Dylan und My Bloody Valentine. Shoegaze-Folk könnte man dieses Genre nennen, wunderbar verschluffter Gitarrenrock, mit Piano, Mundharmonika und soften Drums. Wie aus dem Herzen Amerikas. (5/5)

Daan ist die Band von Daan Stuyven, den man als regelmäßiger Festivalgänger als Mitglied von Dead Man Ray kennt. Wenn man sich seine neuen Lieder anhört, das ist oft staubtrockener Rock, ist man überrascht. Daan ist mal Storyteller im Stile von Johnny Cash, dann wieder Produzent tanzbaren Pops. Was heißt eigentlich Wundertüte auf Belgisch ? (3,5/5)

Ein Herzenswunsch vieler Haldern-Gänger wird endlich erhört: Thees Uhlmann kommt zum Festival. Als Solokünstler hat er ein Album gleichen Namens veröffentlicht, auf dem er mit melodischem Gitarrenrock hemmungslos der Provinz huldigt, einen Lobgesang auf die Schönheit der Prärie anstimmt. Der deutsche Bruce-Springsteen wird Thees seitdem genannt. Natürlich ist das Kitsch, natürlich ist das ein wenig "too much" Romantik. Aber wenn einer das darf, dann dieser Dorftyp mit den großen Hymnen. Zum Laichen, Sterben und zum Haldern-Festival ziehen die Lachse den Fluss hinauf. (5/5)

Mit Wilco aus Amerika kommt eine der größten Indie-Bands seit Jahrzehnten nach Haldern. Diese Band kann keine schlechten Alben machen; ihr neues Werk "The Whole Love" aber sticht noch einmal heraus aus ihrem Oeuvre: Es zeigt sie mal von ihrer Krautrock-Seite, dann wieder als Folk-Nerd, schließlich als echte Rocker. Wenn Wilco-Sänger Jeff Tweedy einen guten Tag erwischt, dann sind Wilco-Konzerte eine Offenbarung. (5/5)

Das Naheliegende stimmt hier tatsächlich: Der österreichische Germanistikstudent Thomas Petritsch hat sein Musikprojekt Effi nach jenem Fontane-Roman benannt, der als Reclam-Heft in jedem deutschen Haushalt irgendwo versteckt sein muss. Auf dem Album "Astronaut" sind alle Instrumente von Effi selbst aufgenommen; live spielt per Laptop Loops ein, zu denen er singt. Das ist in der schnellen Welt des Pop fast schon wieder eine Idee von gestern. Doch die Musik Effis, diese Mischung aus Elektronik, Jazz und Folk, klingt frisch. Man könnte Effi den österreichischen Jamie T taufen, oder eine alpine Version von The Streets. (4/5)

Ein opulentes Album haben Emanuel And The Fear aus New York City aufgenommen. Auf dem hauseigenen Haldern-Pop-Label erscheint im September "The Janus Mirror" - gemixt werden hier Folk und Indie-Pop, bisweilen sogar Progrock. Musikalische Referenzen sind die Bright Eyes und Arcade Fire. Man darf hier nicht zu viel Eingängigkeit erwarten, muss sich einlassen auf diese kunstvolle Musik. (3,5/5)

(RP/ac/ila/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort