Festival Die Alben der Festival-Bands im Test

Haldern · Redaktionsleiter Sebastian Peters hat sich die CDs angehört. Das ist sein Urteil:

 Ariel Pink

Ariel Pink

Someday Jacob - Everybody knows something good

Wenn auf den sonnigen Folkrock der Bremer Band Someday Jacob ein Adjektiv besonders gut passt, dann vielleicht das schöne Wort “unprätentiös”. Diese Musik ist kaum aufdringlich, sie eignet sich prima zum Nebenbei hören, irgendein schlauer Radio-DJ sollte sie entdecken und mindestens einmal am Tag einen der 30 Standardsongs gegen ein Lied des Albums “Everybody knows something good” austauschen. Lieder wie “Leaving New York” oder “Slow down” haben das Potenzial, per Radio viele neue Freunde zu finden. Warmer Gesang, in der Sonne Kaliforniens zu voller Kraft gelangt, dazu eine kraftvolle Produktion, die nicht selten an Crosby, Stills, Nash & Young oder Neuzeithelden wie Israel Nash erinnert. Someday Jacob wollen nicht vom Hocker reißen, sondern die Zeit auf ebenjenem so angenehm wie möglich gestalten. Sympathischer musikalischer Ansatz!

Klingt nach: Dawes, Israel Nash
Punkte: 4/5
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 White Wine - Killer Brilliance

Joe Haege kennt der geneigte Musikkenner als Musiker der Bands The Dodos, Menomena und TU Fawning. Dunkler als unter dem Bandnamen Killer Brilliance hat er nie musiziert. Die Geschichte im Schnelldurchlauf: Auf Tour lernte er die Leipziger Musiker Christian Kuhr und Fritz Brückner kennen. Gemeinsam entschloss man sich, Songs aufzunehmen. „Killer Brilliance“ ist eine düstere Reise ins Nichts. Wenig Hoffnung klingt da durch, nicht selten ist da nur dieser stählerne Industrial, der gleichwohl von echten Instrumenten erzeugt wird. Nur selten dringen die Momente der Harmonie hier ans Tageslicht.

Klingt nach: Suicide, David Bowie
Punkte: 2,5/5
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Fortuna Ehrenfeld - Hey Sexy

Das vielleicht unterschätzteste deutschsprachige Album in 2017: Was Fortuna Ehrenfeld, die Kölner Band mit dem wundervoll sportlichen Namen, hier an Herzschmerz auftischt, reicht für drei Leben. Martin Bechler heißt der Mann dahinter; er hat im Musikbusiness schon vieles gemacht, aber eben lange nicht das, was er scheinbar am besten kann: Eigene Songs schreiben, sie aufnehmen und der Welt Platten davon bescheren. Man muss Melancholie eigentlich komplett in Versalien schreiben, um die Wirkung dieser Platte in Gänze zu beschreiben. Da sind Sätze, die will man sich auf den Unterschenkel tätowieren, wenn das in dieser durchtätowierten Welt noch irgendwas von Coolness hätte. Der hier zum Beispiel: „Ein Tag zum Vergessen, ein Tag wie ein Schwein – zum Töten zu rosa, zum Fressen zu klein.“ Der Gesang geht nahe, das Keyboard wummert flehend, die Gitarre vernimmt man kaum. „Deine Haut riecht nach Heimat“, heißt es an einer der schönsten Stellen im Lied „Das letzte Kommando“. Ach Bechler, das ist so toll geworden!

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Klingt nach: Kettcar, Clickclickdecker
Punkte: 5/5

 

Alabaster dePlume – The Corner Of A Sphere

Wenn man sich Alabaster dePlume nennt, dann bringt man damit zum Ausdruck, nicht auf die Masse zu schielen. Der britische Saxophonist und Spoken-Word-Künstler Gus Fairbairn muss als Gesamtkunstwerk verstanden werden, das wiederum in sich die Kunst erklärt. Wer seinen freakigen Jazzfolk hört, dieses verwegene Album voller schlaftrunkener Melodeien, der spürt viel von der musikalischen Freude. Das musikalische Beiwerk, Bläser, Schellenkränze und Klavier, werden hier nicht als Mittel zum Bombast verwendet, sondern sind immer nur angedeutete Ideen. Wie kleine Strichzeichnungen sind diese Lieder. Sie greifen Ideen der frühen Alben von dEUS auf, aber auch den Freak Folk von Devendra Banhart entdeckt man.

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Für Freunde von: dEUS, Devendra
anhart, Coco Rosie
3,5/5

 

Ariel Pink - Dedicated To Bobby Jameson

Es gibt in der amerikanischen Indiekultur wahrscheinlich derzeit keinen verrückteren Vogel als diesen Kalifornier Ariel Pink, bürgerlich: Ariel Rosenberg, dessen Musik wahrhaft freakig daher kommt. Sein elftes Album „Dedicated To Bobby Jameson“ meidet wieder konsequent die Balance, will ebenso sehr Funk wie Synthiepop, 80er-Klimbim und Soul sein. Es ist ein schwieriges Unterfangen, bei dieser Musik den Eingang zu finden, weil dieser LoFi-Pionier Ariel Pink einen diebischen Spaß daran zu haben scheint, seine Lieder größtmöglich zu verkleiden. Hatten wir erwähnt, dass Pink seine Haare sehr lang trägt. Und müssen wir noch erwähnen, welche Farbe die Haare von Mr. Pink haben?

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Klingt nach: Bronski Beat, Tears For Fears
Punkte:3/5

(sep)
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