Haldern Pop Folkmusik vom Wind gestählt, vom Whiskey gegerbt

Haldern · Am 9. August beginnt das Haldern-Festival. RP-Redaktionsleiter Sebastian Peters hat sich die aktuellen Alben der Bands bereits angehört. Sein Urteil:

 Blick auf die Haldern-Pop-Bühne im vergangenen Jahr.

Blick auf die Haldern-Pop-Bühne im vergangenen Jahr.

Foto: Thomas Binn

Jade Bird- Lottery (Single): Songwriterin Jade Bird kommt von der Insel, hat aber ihre ersten Lebensjahre in Deutschland verbracht. Mit Deutschland verbindet sie auch eine positive Erinnerung, beim Reeperbahn-Festival in Hamburg wurde sie mit einem Newcomerpreis dekoriert.

Erste Internetschnipsel wie die Single “Lottery” aus 2018 lassen erahnen, dass da eine Frau mit Talent gesegnet ist: Rau und robust klingt ihre Stimme, ihr präferiertes Genre ist der locker-fluffige Countrysong. Das haut einen nach den ersten Durchläufen nicht aus dem Klappstuhl, aber reicht für das Label “nett anzuhören”.

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Klingt nach: Sheryl Crow
Punkte: ohne Wertung


Moncrieff - Serial Killer
(Single): Allmählich reicht es dann auch mit dem Neo Soul. Man meint all die hübschen jungen Tenöre, die zu düsterer Elektronik mit viel Seele zu singen versuchen, x-fach gehört zu haben. Der Ire Chris Moncrieff hat eine gute Stimme, seine Songs bestehen aus all den Zutaten, mit denen dieses Genre seit einigen Jahren reüssiert.

Die Single „Serial Killer“ vermag all dies zu beweisen. Elton John und die altehrwürdige BBC zählen zu seinen Förderern. In dieser Darbietungsform ist der Soul aber allerdings leider – hässliches Wort – ausgelutscht.

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Klingt nach: Sam Smith, Hozier
Punkte: 2/5

Seamus Fogarty - The Curious Hand Hier steht das Label “Folk” drauf, aber wir hören nicht die durch Werbefilmchen gebändigte Version, sondern echten Folk im Sinne einer Musik des Volkes. Der Ire Seamus Fogarty erzählt sonderbare Geschichten von „Van Goghs Ear” oder fabuliert über das seltsame Leben, das es eine wahre Freude ist. Solche Lieder können nur an rauen Landstrichenwirklich gedeihen. Sie sind vom Wind gestählt, vom Whiskey gegerbt und damit haltbar gemacht für lange Zeit. Die Beigabe elektronischer Schnipsel erfolgt auf eine für unsere Zivilisationsverhältnisse extrem reduzierte Art und Weise. Sehr wohltuend!

Fogarty folgt hier einer Songwritertradition. Man wird diese Musik auch künftig nicht als Werbesound für PS-Karossen oder stark zuckerhaltige Getränke hören; allenfalls in einem B-Werbemovie über die Schönheit der irischen Küste.

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Klingt nach: James Yorkston, King Creosote
Punkte: 5/5

(sep)
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