Haldern Pop Aus Alltag wird Musik

Haldern · Am 9. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redaktionsleiter Sebastian Peters hat sich die aktuellen Alben der Bands, die dort auftreten, angehört. Hier sein Urteil:

 Die niederländische Band „De Staat“ bei ihrem Auftritt bei Rock im Saal vor zwei Jahren. Zum Haldern Pop kommt sie zurück ins Lindendorf.

Die niederländische Band „De Staat“ bei ihrem Auftritt bei Rock im Saal vor zwei Jahren. Zum Haldern Pop kommt sie zurück ins Lindendorf.

Lisa Hannigan - At Swim Von Lisa Hannigan gibt es wunderbare Duette mit dem Songwriter Damien Rice, dessen (Gesangs)-Partnerin sie lange war. Spätestens mit diesem Album aber brilliert sie auch im Fach der Solo-Artisten. „At Swim“ ist bewegende Songwriter-Folklore, anschmiegend ist dieser Gesang, fein austariert der Einsatz der Instrumente. Natürlich denkt man an Joni Mitchell, aber Hannigan setzt noch mehr auf Wohlklang. Noch ein paar Alben dieses Kalibers, und die Hannigan wird zu den Großen des Genres aufsteigen.

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Punkte: 4,5/5
Klingt nach: Damien Rice, Anna Ternheim


Julian Sartorius - Hidden Tracks
Ohne die Idee hinter der Musik zu kennen, kann man den Sound nicht wertschätzen. Der Berner Jazzmusiker Julian Sartorius, unter anderem in der Band von Sophie Hunger aktiv, hatte die Idee, nur mit zwei Schlagzeugstöcken durch die Schweiz zu wandern und mit allem, was sich am Wegesrand anbietet, Songs zu kreieren. Eine Ansammlung von Field Recordings findet man auf diesem Album, das gleichzeitig eine Vermessung der Schweiz bedeutet. Die Titel tragen die Namen der gewanderten Etappen - vom Auftaktstück „Basel - Kleinlützel“ bis zum finalen „Vich- Genéve“. Zum Beat werden Alltagsgeräusche wie Wind, Wetter und Straßenverkehr komponiert. Ein Hörvergnügen ist dies beileibe nicht, oft sogar anstrengend. Mindestens ebenso wichtig wie die Musik ist hier also die Idee, dass aus Alltag Musik werden kann.

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Punkte: 3 / 5
Klingt nach: Wintergatan

Protomartyr - Relatives in Descent

Seit zehn Jahren gibt es die Band Protomartyr aus Detroit/Michigan, „Relatives in Descent“ ist bereits ihr viertes Album. Fast schon verwunderlich, dass diese Musiker so lange unter dem Radar liefen, weil ihre Version von Postpunk so viel Energie hat gleichzeitig aber in seiner Wucht nie ausufert. Vergleiche zu Joy Division, Pere Ubu und Nick Cave kann man hier ziehen. Sänger Joe Casey hat ein Organ, für das er auf der Kirmes als Erschrecker gebucht werden könnte. In Perfektion beherrscht die Band den Tempowechsel, einen Song auf eine Reise zu schicken und abzuwarten, wo er endet. Das ist natürlich schwere Kost, aber am Ende doch immer noch verdaulich.

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Klingt nach: Nick Cave, Pere Ubub
Punkte: 5/5

De Staat - O Kreativer Kopf hinter der niederländischen Band De Staat aus Nijmegen ist der Sänger Tom Florim. Nach seinem Studium in Utrecht scharrte er einige Musiker um sich, um Songs aufzunehmen. Ein Tanzbiest ist die Musik auf ihrem vierten Album „O“. Bei De Staat basiert viel auf dem Gitarrenriffs und einer satten Produktion. Klanglich werden hier Anleihen bei dEUS genommen, auch die Queens Of The Stoneage klingen manchmal durch. In den Niederlanden sind De Staat längst Hitparade, hier noch nicht. Vor zwei Jahren war die Band bei Rock im Saal zu hören.

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Klingt nach: dEUS, Queens Of The Stoneage
Punkte: 3/5

(sep)
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