Haldern Pop Die Festival-Bands im Redaktions-Check

Haldern · Redaktionsleiter Sebastian Peters hat sich die Albem der Haldern-Pop-Bands angehört. Hier sein Urteil:

 Public Service Broadcasting.

Public Service Broadcasting.

Public Service Broadcasting - Every Valley

Nicht nur Musik, auch eine kleines Proseminar „Geschichte der Neuzeit“: Das britische Trio Public Service Broadcasting hat mir „Every Valley“ ein Album über den Aufstieg und Fall der walisischen Kohleindustrie geschrieben. Das hat Konzept bei den Londonern: Sie suchen alte Tondokumente, integrieren diese in ihren spannenden Progrock-Sound. Weil aber stellenweise auch tatsächlich gesungen wird (unter anderem James Dean Bradfield von den Manic Street Preachers), findet auch der Ersthörer einen leichten Zugang. Ein politisches Album liegt hier vor, das auch vor dem Hintergrund des Brexit gelesen werden kann. Public Service Broadcasting verweigern sich aber einer inhaltlich eindeutigen Antwort.

Facebookfans: 68.700
Klingt nach: Pink Floyd,
James Dean Bradfield
Punkte: 4/5

Bruno Major - A Song For Every Moon

Der Plattenname ist Programm: In jedem Monat des Jahres hat der Songwriter Bruno Major aus dem englischen Nordwesten an einem der 12 Songs dieses Albums geschrieben. Ihn habe die strikte Arbeitsweise gereizt, das Denken in fest vorgegeben Zeiträumen. Ein wenig von der Akkuratesse meint man hier zu hören, denn Majors Lieder sind fein austarierter Soul. Direkt aus dem Herzen. Und mit Themen, die das Herz bewegen. Stimmlich erinnert das öfter mal an Sam Smith, nur kommt Bruno Major, dessen Bruder bei der bekannten Band London Grammar agiert, oft jazziger rüber. Noch mehr steht hier das Vokale im Vordergrund. So intensiv sind die Lieder, das man beim Gitarrenpicking jedes Geräusch hören kann.

Facebookfans: 14.800
Klingt nach: Sam Smith,
London Grammar
Punkte: 3,5/5

Das Paradies - Die Giraffe streckt sich

Ein Name wie eine Verheißung: Wenn man sich als Solomusiker Das Paradies nennt, dann ist man entweder Anhänger eine obskuren Weltrettungssekte oder mit großer Ironie gesegnet. Eine Leidenschaft für Ironie wird aus den vier Liedern der aktuellen EP „Die Giraffe streckt sich“ des Leipziger Musikers Florian Sievers nicht ersichtlich. Was aber auffällt, das ist diese intelligente Songwriter-Tanzmusik, die nicht selten an deutschsprachige Bands wie Die Höchste Eisenbahn und Von Wegen Lisbeth oder die französischen Phoenix erinnert. Clever durcharrangiert ist diese Popmusik, die Melodien kommen von Herzen, der Rest direkt aus dem Paradies.

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Klingt nach: Clickclickdecker, Tele
Punkte: 4/5

Adam French - Weightless (EP)

Die aktuelle EP des Songwriters Adam French aus dem englischen Nordwesten trägt den Titel “Weightless” und man kann dies durchaus als eine Anspielung auf die Musik begreifen: Denn leichte, fast schwerelose Songs kreiert French auch auf dieser 4-Track-EP. Er erinnert stimmlich und im Songwriting oft an Ben Howard, er singt ähnlich soulful, ähnlich intensiv; und ähnlich wie bei Howard hört man - zum Beispiel im Lied “My Addiction” - im Hintergrund manchmal chorähnliche Passagen. Die Stimme dringt vor, die Instrumente bilden hier oft nur das flächige Fundament. French ist hiermit natürlich keine Revolution gelungen. Es ist aber schön anzuhören.

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Klingt wie: Ben Howard, Damien Rice
Punkte: 3,5/5

Hatis Noit - Illogical Dance

Die japanische Sängerin mit dem Künstlernamen Hatis Noit (Stengel der Lotusblume) stammt von der Insel Hakkaido. Einzig ihre Stimme lässt sie auf der 4-Track-EP wirken. Sperrige Gesangspassagen, mal an Klassik, dann wieder an Pop oder Gregorianik erinnernd, lässt sie elektronisch verfremden. Stellenweise klingt das dann wie das asiatische Pendant zu Björk. Die Songs wirken manchmal wie in Trance eingesungen, sie bringen einen dennoch nie zur Ruhe. Buchstäblich Kopfmusik ist das; und wahrlich nur etwas für Spezialisten.

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Klingt nach: Björk, Boards Of Canada
Punkte: 2/5

(sep)
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