Zehn Jahre Haldern Pop Bar Von der Dorfkneipe zur Talentschmiede

Haldern · Vor zehn Jahren wurde die Haldern Pop Bar eröffnet. Die einstige Gaststätte Koopmann empfiehlt sich mittlerweile sogar international als gute Startrampe für Nachwuchsbands.

 Die Haldern Pop Bar bei ihrer Eröffnung vor zehn Jahren.

Die Haldern Pop Bar bei ihrer Eröffnung vor zehn Jahren.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Am Neujahrstag 2000 wurden die Zapfhähne in der Gaststätte Koopmann für lange Zeit abgedreht. Die Schwestern Mia und Cilia Koopmann gaben die Dorfkneipe auf, die jahrzehntelang beliebter Treffpunkt in Haldern war. Es sollte fast zehn Jahre dauern, bis an der Lindenstraße 1b wieder Leben einzog. Am 20. Oktober 2009 eröffnete dort die Haldern Pop Bar.

Die Idee, die die Festival-Macher dabei von Anfang an an verfolgten: Noch mehr Musik ins Dorf holen, neue Künstler vorstellen. Was anfangs ein Risiko mit unbekannten Ausgang war, hat sich mittlerweile längst etabliert. Gut 50 Konzerte finden pro Jahr dort statt. Die Pop Bar ist ein Kultur-Standort von überregionalem Ruf geworden. Längst kommen die Gäste nicht nur aus dem Dorf.

„Zu Beginn sind wir noch belächelt worden“, erinnert sich Stefan Reichmann an die Anfänge vor zehn Jahren. Doch mittlerweile hat sich sogar international herum gesprochen, dass die Pop Bar eine gute Bühne für Nachwuchskünstler ist. „Die Bands kommen jetzt zu uns und fragen, ob sie in der Pop Bar auftreten können“, so Reichmann weiter.

Den Haldernern spielt dabei auch die geografische Lage in die Karten. Denn Bands, die in Paris oder Amsterdam auftreten und dann weiter nach Köln oder Berlin müssen, können das Lindendorf als Zwischenstopp nutzen. Hier bekommen sie freie Kost und Logie und die Möglichkeit, sich für einen späteren Auftritt auf dem Festival zu empfehlen. Für Haldern Pop wiederum eine Form der Talentsichtung vor Ort.

Dass die Pop Bar so lange Bestand haben konnte, hat zum einen mit dem Verständnis der Nachbarn zu tun, die sich trotz der vielen Konzerte tolerant zeigen, zum anderen aber auch mit den handelnden Personen. Stefan Reichmann erinnert vor allem an Daniel Priefer, der die Pop Bar in den Anfängen als Wirt führte und dafür extra von Kassel an den Niederrhein gezogen war. „Er war für uns extrem wichtig, weil er wusste, wie man eine Gaststätte führt.“ Und natürlich an Steven Kruijff, der mittlerweile in Berlin lebt, und für die Technik und den Sound zuständig war.

„Morton Valence“ hieß die erste Band, die im Oktober 2009 zur Eröffnung in der Pop Bar auftrat, hunderte weitere sind ihr seitdem gefolgt. Bekannte Musiker wie George Ezra oder Philipp Poisel traten an der Lindenstraße auf und sorgten für unvergessliche Momente. Viele Künstler zeigen sich angetan von der typischen Haldern-Atmosphäre, die auch in der ehemaligen Koopmann-Gaststätte herrscht. Hier können sie ein intimes Konzert vor kleinem Publikum geben. Hier ist noch alles handgemacht und authentisch.

Manche lassen sich dabei vor lauter Begeisterung auch auf kuriose Handel ein: Michael Kiwanuka etwa hatte im (2013 eröffneten) Plattenladen des Pop Shop eine Schallplatte von „Radiohead“ entdeckt. Die bekam er geschenkt, musste aber versprechen, bei seinem Auftritt abends dann auch zwei Songs der britischen Alternative-Rock-Band zu spielen. Was er auch tat. Und nicht alle Musiker kommen in die Pop Bar, weil sie dort auch spielen wollen. Mit den „Idles“ beispielsweise trafen sich die Haldern-Pop-Macher dort zum Schokoladenkuchen-Essen. „Wir können die Leute hier mit Dingen verwöhnen, die man bei uns auf dem Land eben so kennt“, sagt dazu Stefan Reichmann.

 Die Dorfkneipe Koopmann in den 1970er Jahren. Mia (l.) und Cilia Koopmann (3.v.l.) gaben die Gaststätte im Jahr 2000 auf.

Die Dorfkneipe Koopmann in den 1970er Jahren. Mia (l.) und Cilia Koopmann (3.v.l.) gaben die Gaststätte im Jahr 2000 auf.

Foto: Markus Balser

Wie wird es mit der Pop Bar weitergehen? Zunächst einmal hat jetzt Ellena Kemkes die Leitung der Gaststätte von Peter Schaffeld übernommen. Die Betreiber hoffen darauf, dass sie doch noch irgendwann einmal Grünes Licht für einen Biergarten bekommen. Denn eine Genehmigung vom Kreis Kleve gibt es dafür bislang nicht. Vor allem aber will die Pop Bar auch weiterhin das tun, wofür sie vor zehn Jahren ins Leben gerufen wurde – gute Musik ins Dorf holen.

(Markus Balser)
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