Silja Böhling Buhl sammelte Glücksmomente in Haldern Eine glückliche Woche in „Mein Theater“

HALDERN · Silja Böhling Buhl sammelte in Haldern Glücksmomente. Zusammen kamen beeindruckende (Lebens-)Geschichten. „Glücksmomente sind nicht immer rosarote Plüschwolken“, sagt die Theaterpädagogin.

 Die Besucher konnten die Glücksmomente hautnah erleben.

Die Besucher konnten die Glücksmomente hautnah erleben.

Foto: Silja Böhling-Buhl

Eine glückliche Woche in der Theater- & Kulturwerkstatt in Haldern ist zu Ende. In dieser konnte man das kleine Glück im Theater besuchen. Auf der Bühne standen 15  Mini-Bildschirme auf Stativen. Vor jedem Stativ standen zwei Stühle, Hocker oder auch Sessel und waren mit je zwei Kopfhörern ausgestattet. Die Theaterpädagogin Silja Böhling Buhl hat während der letzten zwei Jahre  Glücksmomente gesammelt. Viele ihrer Theatergruppen konnten während der Corona Zeit nicht wie gewohnt proben. Alle wurden ausgebremst und besonders die Senioren fühlten sich sehr einsam in ihren Wohnungen. So machte die Theaterpädagogin sich auf den Weg.

In regelmäßigen Abständen besuchte sie einzelne Spieler, trank mit einer älteren Dame gelegentlich einen Kaffee über der Balkonbrüstung und sprach mit ihnen über das Glück. „Es war mir wichtig, nicht den Mut zu verlieren. Mir war klar, dass Jammern nichts ändert.“ 

 Amy Wissen setzte die Glücksmomente eindrucksvoll in Szene.

Amy Wissen setzte die Glücksmomente eindrucksvoll in Szene.

Foto: Wissen

Aus den Gesprächen sind zahlreiche Glücksgeschichten entstanden, die auch durch eine Art Fernrohr erlebt werden konnten. Darin waren Bilder des zur Geschichte gehörenden Glücksmoments zu sehen. Gemalt von Amy Wissen aus Haldern.

Senioreninnen haben ihren stärkstes Glücksmoment aus ihrer Erinnerung erzählt. Cäcilie ist heute 89 Jahre alt. 1944, sie war 11, kam sie in eine Heilanstalt. Cäcilie litt damals an einer Lungenerkrankung. Man versprach ihr und ihren Eltern das die Erkrankung in diesem Krankenhaus behandelt wird. Zur damaligen Zeit wurden viele Kinder mit chronischen Erkrankungen, Beeinträchtigungen, körperlichen oder geistigen Behinderungen in sogenannte Heilanstalten gebracht. Die meisten von ihnen kamen dort nie wieder heraus. Cäcilie: „Braune Schwestern, Krankenschwestern, die im Dienst von Adolf Hitler handelten, machten uns das Leben in der Anstalt fast unerträglich. Wenn ein Kind alleine aus dem Schlafsaal gerufen wurde, so haben wir es nie wieder gesehen. Jeder wusste, etwas Schlimmes passiert. Aber keiner redete darüber. Eines Abends wurde ich herausgerufen. Ich hatte so großes Glück! Als die große schwere Tür aufging, saß dort mein Vater. Ich habe so geweint, vor Erleichterung und Glück meinen Vater zu sehen, der mich da rausgeholt hat.“

Maria ist 91 Jahre alt. Der stärkste Glücksmoment in ihrem Leben ist bis heute die Rückkehr ihres Bruders Heinz.  Heinz war 16 Jahren alt, als er zur Zeit des Zweiten Weltkrieges an die Front nach Russland musste. Seine Rückkehr nach Hause ist ihr noch heute lebhaft in Erinnerung.

„Glücksmomente sind nicht immer rosarote Plüschwolken und fröhliche Seifenblasenkonzerte, sondern oft haben sie einen dramatischen und traurigen Hintergrund. Auch das gehört zum Glück“, sagt Silja Böhling Buhl.

Wer einen Glücksmoment hat oder noch mehr erfahren will, kann sich  per E-Mail (siljaboehling-buhl@web.de) melden.

(RP)
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