Emmerich Gülle-Tourismus in Elten

Emmerich · Die Massentierhaltung im Nachbarland hat extreme Folgen: Überschüssige Gülle wird auf den Feldern der Grenzorte verteilt. Mit Folgen für das Trinkwasser. Eine Resolution im Kreistag soll nun dagegen steuern.

Die Niederländer sind schon ein schlaues Völkchen. Weil ihre extreme Massentierhaltung enorme Mengen an Gülle produziert, wird diese nicht komplett im eigenen Land auf den Feldern verteilt. Was wohl zu viel des Guten wäre. Dazu existiert in den Niederlanden nämlich ein Kontrollsystem. Lieber "entsorgt" der Nachbar in der Grenzregion – gegen Vergütung für die Besitzer.

Wie beispielsweise in Elten. "Hier steht die Gülle manchmal zentimeterhoch auf den Feldern rund um das ehemalige Wasserwerk", erklärt Ute Sickelmann.

Die Emmericher Grüne gehört daher zu den Unterzeichnern einer Resolution, die demnächst im Umweltausschuss des Kreises Kleve diskutiert wird: Gemeinsam mit SPD, FDP und Die Linke will Sickelmann, Fraktionsvorsitzende der Alternativen im Kreis, den Gülle-Tourismus verhindern. Oder zumindest vermindern und besser kontrollieren. Denn so würden die (Eltener) Felder überdüngt, das Wasser im Boden massiv mit Nitrat verunreinigt. Mit Folgen. Auch für den Menschen, für den eine übermäßige Nitratbelastung alles andere als ungefährlich ist.

Laut der Resolution musste deshalb 2004 sogar das Wasserwerk in Elten geschlossen werden. Eine Behauptung, die Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Schnake so nicht stehen lässt. "Es gab auch wirtschaftliche Gründe, das sehr alte Werk Elten zu schließen", erklärt er. Und auch die Vorschriften der Trinkwasserverordnung, was die Nitrat-Belastung angeht, seien definitiv immer eingehalten worden. Gleichzeitig gibt Schnake zu, dass ihm der Gülle-Tourismus gar nicht passt: "Eine solche Resolution würde ich sofort unterschreiben." Wegen des Wassers.

Trotzdem sieht Sickelmann keine Riesen-Chancen für die Sitzung. Weil ein ähnlicher Versuch in der Vergangenheit scheiterte – "an der CDU-Mehrheit im Kreishaus, Die hat anders abgestimmt", wie sie sagt. Womit weiterhin unkontrolliert jenseits der Grenze "entsorgt" werden darf. Weil die Zuständigkeiten nicht geklärt sind. Im Gegensatz zu Holland. Zum schlauen Holland.

(RP)
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