Emmerich Gerüchte gab es schon lange

Emmerich · Schon 2007 ist der Vorstand der Arbeiterwohlfahrt (Awo) gewarnt worden, dass ihr Vorsitzender ungewöhnlich viel Geld ausgibt. Ende 2011 stand fest: Er unterschlug 14.000 Euro. Die Mitglieder stellen kritische Fragen.

 Wie kann es sein, dass jemand 14 000 Euro unterschlägt, obwohl die ersten Hinweise schon vier Jahre vorher kamen? Die Antwort der Awo: Zu viel Vertrauen und kriminelle Energie.

Wie kann es sein, dass jemand 14 000 Euro unterschlägt, obwohl die ersten Hinweise schon vier Jahre vorher kamen? Die Antwort der Awo: Zu viel Vertrauen und kriminelle Energie.

Foto: Archiv

Am Freitagabend fand im Awo-Heim an der Goebelstraße die Jahreshauptversammlung statt, in der Aufklärung über den Vorfall versprochen wurde. 55 Mitglieder kamen.

"Es wird keine Ein-Mann-Show mehr geben", stellte Willi Lindemann, neuer Vorsitzender des Awo-Ortsvereins Emmerich, klar. "Der Mann genoss als Vorsitzender das Vertrauen des ganzen Vorstandes. Als er dann anbot, auch den Kassiererposten zu übernehmen, hatte keiner etwas dagegen."

"Wie kann er sich das leisten?"

2007 habe es die ersten Hinweise gegeben. Der Vorsitzende verfüge über Geld, das er in Kneipen ausgebe, was eigentlich sein Budget als Hartz-IV-Empfänger übersteige, hatten Mitglieder angegeben. "Daraufhin hat der Kreisverband die Kasse geprüft, es gab keine Beanstandung, weshalb wir weiterhin unser Vertrauen aussprachen."

In den Jahren danach hätten die Kassenprüfer immer stichprobenartig die Belege angeschaut. In 2010 und 2011 kam es vorstandsintern zu Auseinandersetzungen, weil die Gerüchte über teure Kneipen- und Restaurantbesuche nicht verstummten. "Für den 8. Dezember 2011 wurde eine Kassensonderprüfung angesetzt. Es kam zum Eklat, als er zugab, über 14 000 Euro unterschlagen zu haben", erklärte Lindemann. Wirtschaftsprüfer haben diese Summe inzwischen bestätigt. Das meiste Geld sei über die sogenannte "Männerkasse" — ein Konto für laufende Betriebskosten, Miete und Anschaffungen — erfolgt. Der Vorsitzende habe Beiträge und Einnahmen nicht eingezahlt, sondern für private Zwecke, unter anderem die Anschaffung eines Laptops und einer Kamera, verwendet.

Wie so eine Sache so lange unentdeckt bleiben könne, war die meistgestellte Frage der Mitglieder. Es sei blauäugig, einem Mann, der finanziell schlecht dastehe und von Hartz IV lebe, so viel Geld anzuvertrauen, sagte Hans Doerwald. Da stecke viel kriminelle Energie hinter, meinte Awo-Kreisgeschäftsführer Viktor Kämmerer. Anerkennen solle man, dass der Vorstand sich dem Problem stelle und nicht einfach gehe und einen Scherbenhaufen hinterlasse. Das sahen auch die Mitglieder so, die Lindemann als ersten, Erwin Venhoeven als zweiten Vorsitzenden und Silvia Evers als Schriftführerin einstimmig im Amt bestätigten.

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(moha)
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