Prozess Zollfahnder bestellten Ecstasy

Emmerich/Rees/Kleve · Um einem Drogenhändler auf die Spur zu kommen, gab es „Scheinkaufmaßnahmen“.

Gerichtsverhandlung gegen Emmericher wegen Drogenhandels
Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

(jehe) Unter dem Pseudonym „BerlinMannschaft“ soll ein heute 33-jähriger Niederländer kiloweise Drogen im Darknet verkauft und in die halbe Welt verschickt haben. Seit Montag muss er sich vor dem Klever Landgericht verantworten. Während der Angeklagte am Mittwoch weiter zu den Vorwürfen schwieg, gaben drei Zollfahnder im Zeugenstand Einblick in monatelange Ermittlungsarbeit.

„Gegen Unbekannt“ habe man Ende 2017 die Ermittlungen aufgenommen, erklärte ein 40-jähriger Zollfahnder. Der Anlass: Pakete mit Drogen, ähnlich in ihrer Erscheinung, die zum Versand aufgegeben und im Frankfurter Postzentrum sichergestellt wurden. Ein gültiger Absender stand freilich nicht auf den Paketen, dafür falsche Absender, beispielsweise eine deutsche Internetseite mit dem Zusatz „to keep you healthy“.

Verschiedene Ansätze verfolgten die Ermittler, um den anonymen Absender zu identifizieren. Ein Ansatz: Das Zurückverfolgen der Pakete zum Aufgabeort. Dabei stellte sich heraus, dass die Pakete allesamt in Kleve, Emmerich und Rees aufgegeben worden waren. Überwachungsvideos habe man gesichtet und Kontakt zu den Mitarbeitern der betroffenen Paketannahmestellen aufgenommen, erklärte der Zollfahnder. Dabei sei man auch auf eine Verkäuferin gestoßen, die sich an einen „gut aussehenden Niederländer“ erinnern konnte.

„Scheinkaufmaßnahmen“ wurden sodann getätigt, erklärte der Zollfahnder – so habe man unter anderem Ecstasypillen bei „BerlinMannschaft“ bestellt. Die Ermittler observierten mehrere Annahmestellen und Packstationen in Kleve, Rees und Emmerich. Am 16. August 2018 wurde der heutige Angeklagte dann identifiziert, als er mit seinem Cabriolet vor der Packstation am Klever Bahnhof anhielt und dort mehrere Pakete aufgab. Die Schlinge zog sich immer weiter zu – bis zur Festnahme des Mannes vor einem Rinderner Supermarkt im Dezember 2018.

Der Prozess wird am 7. Oktober um 10 Uhr fortgesetzt.

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