Haldern Pop Gelungene Geburtstags-Party

Rees · Das Haldern-Pop-Festival ging für die Fans viel zu schnell vorbei. Der Trost: 2014 geht es weiter.

Auch das ist Haldern: Obwohl das Festival ausverkauft ist, hat jeder die Möglichkeit, ganz nach vorne zu kommen.

Auch das ist Haldern: Obwohl das Festival ausverkauft ist, hat jeder die Möglichkeit, ganz nach vorne zu kommen.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

"Happy Birthday, dear Haldern! Happy Birthday to you", sang Conor J. O'Brien von den "Villagers", einer der abendlichen Acts auf der Hauptbühne am Samstag. Die Iren hatten zuletzt 2010 im Spiegelzelt gespielt und kehrten nun auf die Hauptbühne zurück. Die Songs des Quintetts bestechen durch großartige Tonartendramaturgie und die charmante Ausstrahlung ihres Frontmannes, der die zweijährige Haldern-Abstinenz ausdrücklich bereute. Der einzigartige Charme des Festivals liegt in der Vielfalt seines Line-Ups. Dieses enthielt in diesem Jahr mal wieder nicht die ganz großen Namen, erlaubte aber das Schwelgen in immer wieder überraschenden Klängen.

Wichtigste Anlaufstelle für Klang-Connaisseure war sicherlich die Bühne im Spiegelzelt. Hier erlaubten am Freitag die "Allah Las" mit ihren Twang-Gitarren das Wandeln in Hippie-Träumen. Bemerkenswert waren auch die avantgardistischen Klangschöpfer von "These New Puritans". Deren kryptischer Sound demonstrierte die oftmals unterschätzte Klanggewalt akustischer Instrumente. Das Vorprogramm hatten die Jünglinge von "The Strypes" geliefert. Die angeblich erst 15 Jahre alten Teenager waren durch ihre energiegeladene Performance in aller Munde. Da die Fluggesellschaft ihre Instrumente verschlampt hatte, liehen sich die Rabauken von "Metz" Gitarren und Verstärker von den Folk-Rockern von "Bear's Den". Die Kanadier als letzter Act des Tages bliesen den Zuhörern die verwöhnten Gehörgänge wieder frei: Frontmann Alex Edkins schrie wie ein verwundetes Tier und erschuf mit seinen Bandkollegen ein brachiales Klang-Ungetüm im Stil der frühen "Nirvana".

Als die "Local Natives" bei Einbruch des Samstagsabends eine Sonnenanbetung in Form des Songs "Sun Hands" darboten, überkam viele Festival-Besucher bereits die Wehmut: Drei Tage Haldern Pop schienen wie im Flug zu vergehen. Die musikalischen Highlights am Samstag werden aber noch länger in Erinnerung bleiben. Da wären einerseits die "Alabama Shakes": Deren Südstaatensound ist zwar nicht so revolutionär, wie er häufig angepriesen wird, Frontfrau Brittany Howard ist aber in Sachen Groove eine Wucht.

Mit Glen Hansard und Regina Spector folgten auf der Hauptbühne weitere hochkarätige Acts, die wahre Sause ging jedoch im Spiegelzelt ab. Loop-Genius und Haldern-Veteran Denis Jones spielte hier einen entscheidenden Gig seiner Karriere. Das Publikum feierte seine organischen Klang-Kreationen derart frenetisch, dass er ein wenig sein Zeitlimit überzog (zur Freude des Publikums, zum Ärger des Sicherheitsdienstes!). "Half Moon Run" aus Kanada begeisterten schon als Trio in der Pop Bar: Mit dem neuen Mitmusiker Isaac Symonds kommt das magische Songwriting noch mehr zur Geltung. Die Darbietung war wieder hochprofessionell, die Ekstase im Publikum sprang in kürzester Zeit auch auf die Musiker um Frontmann Devon Portielje über.

Abschließend verdutzt die schier unglaubliche musikalische Vielfalt. Wer nicht dabei war, wird kaum glauben können, dass ein ukrainisches Quartett mit alten Trachten und Ethno-Klängen das Spiegelzelt zum Beben brachte. "Dakha Brakha" vollbrachten dieses Meisterstück. Haldern ist eben immer über Überraschungen gut.

(jbr)
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