Emmerich Frauen fordern schärfere Gesetze

Emmerich · Die Gleichstellungsbeauftragten von Kleve und Emmerich haben das Programm anlässlich des Internationalen Frauentags vorgestellt. Dabei geht es etwa um Chancengleichheit, Vergewaltigung und gerechte Bezahlung.

 Die Klever Gleichstellungsbeauftragte Yvonne Tertilte-Rübo.

Die Klever Gleichstellungsbeauftragte Yvonne Tertilte-Rübo.

Foto: Evers

Ein Mann öffnet die Tür zu einem Raum des Bürgerbüros, um einen neuen Ausweis zu beantragen. In dem Zimmer sitzt eine Frau. Der Mann sieht sie, schließt die Tür wieder und sagt: "Ich komme wieder, wenn jemand da ist, der zuständig ist."

Szenen wie diese haben sich laut Yvonne Tertilte-Rübo, Klever Gleichstellungsbeauftragte, vor mehr als 20 Jahren noch im Amt abgespielt. "Frauen mit tragender Verantwortung waren nicht vorstellbar", sagte sie jetzt bei der Vorstellung des Programms der Städte Kleve und Emmerich anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März.

In Kleve beginnen die Veranstaltungen rund um den Frauentag schon etwas früher. Im Museum Kurhaus geht es am Freitag, 4. März, 19 Uhr, mit einem Empfang durch Tertilte-Rübo zum Thema "Streiflichter aus 20 Jahren" los. Dabei spricht sie über die Geschichte rund um die Gleichstellung der Frau. Anschließend gibt es ein Konzert der Sängerin Dia sowie einen Umtrunk im Kursaal.

Für Tertilte-Rübo und ihre Emmericher Kollegin Elisabeth Schnieders, beide jeweils schon 20 Jahre als Gleichstellungsbeauftragte tätig, hat ein Thema eine besondere Brisanz und Aktualität: die Vergewaltigung von Frauen. "Es ist kaum vorstellbar, dass man nach 20 Jahren im Amt immer noch dafür werben muss, dass ein Nein ein Nein ist", sagt Tertilte-Rübo.

Etwa alle drei Minuten werde eine Frau vergewaltigt, kaum ein Verbrechen werde allerdings so selten bestraft wie die Vergewaltigung. "Mit dem Strafrecht, so wie es heute besteht, kann sich eine Frau nicht wehren", sagt die Gleichstellungsbeauftragte. Schon seit 20 Jahren werde dafür gekämpft, die Gesetze zu verschärfen, Erfolge gab es bisher keine.

Mit einer Unterschriftenaktion wollen sich Kleve und Emmerich daher direkt an Bundesjustizminister Heiko Maas wenden. Im Rathaus und im Bürgerbüro der Stadt Kleve können Bürger vom 4. bis 19. März ihre Unterschrift leisten. In Emmerich ist dies im Büro der Gleichstellungsbeauftragen Schnieders möglich. "Man kann auch Kopien mitnehmen und an Freunde und Familie verteilen", sagt Tertilte-Rübo.

Anlässlich des "equal pay day" erwartet die Klever vom 8. bis 19. März eine Ausstellung zum Thema "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!" im Bürgerbüro. Gezeigt werden Daten und Fakten zum Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Außerdem können rote Taschen als Zeichen des Protests getragen werden, die für eine geschlechtergerechte Bezahlung werben.

Für Schülerinnen und Schüler findet am Donnerstag, 28. April, der Girls' Day beziehungsweise Boys' Day statt. Jungs und Mädchen bekommen so die Chance, Berufe kennezulernen, die sie für sich sonst vielleicht nicht in Erwägung gezogen hätten. Mädchen arbeiten also etwa einen Tag in der Kfz-Werkstatt, Jungs helfen im Kindergarten aus.

Am Sonntag, 13. März, können Frauen zudem für ein internationales Frauenfrühstück vom "Hafen der Hoffnung" zusammenkommen. Am Samstag, 30. April, trifft sich der Frühstückstreff für Frauen in der Mehrzweckhalle Materborn-Kleve, und am Donnerstag, 10. März, findet die Frauenfilmnacht "Blind Date" im Tichelparkkino statt.

In Emmerich wird anlässlich des internationalen Frauentags eine Veranstaltung zu einer neuen Form der Gewalt angeboten: Cybermobbing. Sie findet am Mittwoch, 2. März, ab 19.30 Uhr im Haus der Familie statt.

(RP)
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