Emmerich Franz' Premiere in der Bütt

Emmerich · Der Wirt des Restaurants "Franz" hat zum ersten Mal in der Bütt gestanden. Als Soziologe analysierte er die Emmericher Seele. Eine aufregende Erfahrung war das – und sie schreit nach Wiederholung.

 Franz Feyen in seinem Bütten-Outfit. Mit seinem Auftritt bei der Sitzung des Bürgervereins sorgte er am Wochenende für viele Lacher.

Franz Feyen in seinem Bütten-Outfit. Mit seinem Auftritt bei der Sitzung des Bürgervereins sorgte er am Wochenende für viele Lacher.

Foto: Axel Breuer

Der Wirt des Restaurants "Franz" hat zum ersten Mal in der Bütt gestanden. Als Soziologe analysierte er die Emmericher Seele. Eine aufregende Erfahrung war das — und sie schreit nach Wiederholung.

Der Tusch rauscht über die Bühne. Der Saal ist voll, die Scheinwerfer blenden, das Lampenfieber steigt pulsierend in die Kehle. Hinten sitzt der Elferrat, seitlich die Kapelle, "und ansonsten", sagt Franz Feyen, "ist die Bühne plötzlich sehr, sehr groß". Wirt Feyen hatte bei der Sitzung des Bürgervereins am Wochenende sein Erstes Mal — das erste Mal in der Bütt. Und es war, sagt er im Nachhinein, "wunderschön".

Franz Feyen hatte sich einen "Soziologen" als Bühnencharakter ausgesucht: im Trenchcoat, das etwas zu lang gewachsene Haar gegelt und zum Zopf gebunden, "ein bisschen in Richtung Alt-68er". Als Fachmann also analysierte er die Lage in Emmerich und der Welt. Zum Beispiel legte er dar, wie sich in der Stadt der Mut zur Innovation niederschlage. Da habe man das alte Hallenbad, "kalt, siffig und verchlort", zum "Ayurveda-Spaßbad" Embricana veredelt.

Die Finanzierungskonzepte für solche und ähnliche Unternehmungen wollte der Soziologe den wichtigen Entscheidungsträgern auf einer Reise nach Australien vermitteln: "Die Kängurus machen es vor, große Sprünge, aber nix im Beutel."

An den neuen Neumarkt jedoch, ließ er wissen, "glaube ich erst, wenn die Bagger vor der Tür stehen". Und die Steinstraße, regte er an, könne man doch eigentlich gleich begrünen. Immerhin sehe die Fahrbahn ja jetzt schon schöner aus "als die Häuser rechts und links davon".

Fast durchgängig sprach Feyen Emmericher Platt. Er hatte sich, verrät er, den Text in Lautschrift zurechtgelegt. Und dann versuchte er, seinen Auftritt wie ein Profi zu durchdenken. Abzuschätzen, wann Pausen für Lacher angebracht sind, und gezielt Gäste im Publikum anzusprechen, um Distanz abzubauen.

Es scheint geklappt zu haben. Binnen Minuten hatte Feyen die Zuschauer auf seiner Seite. Er witzelte über die Emmericher im Allgemeinen: "Jeder weiß alles von allen, und wenn einer mal nix weiß, wird was losgemacht", und über sich selbst und sein Restaurant im Besonderen: "Mein lieber Mann, was da alles auf der Karte steht, das kannste gar nicht essen, und lesen kannste es auch nicht" — sei ja alles auf Französisch.

"Man muss über genug Humor verfügen, um sich selbst auf die Schippe zu nehmen", meint er. Und das Publikum habe "sagenhaft reagiert". Am Ende gab es stehende Ovationen, "das ist Balsam für die Seele", und jede Menge Glückwünsche. Jetzt hat Franz Feyen Blut geleckt: "Nach dem Karneval ist vor dem Karneval." Wenn er gefragt werde, "werde ich nächstes Jahr versuchen, es wieder zu machen".

(RP/rl)
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