Emmerich Fracking: Die Sorge in der Region wächst

Emmerich · Wie nah könnte Fracking in den Niederlanden an die Grenze heranrücken? Welche Gefahr besteht für die Umwelt in Emmerich und Rees? Das niederländische Wirtschaftsministerium betont, dass noch nichts entschieden sei.

Umstrittene Energiegewinnung: So funktioniert Fracking
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Foto: afp, DM/jk

Die Nachrichten aus den Niederlanden haben die Politik in Emmerich und Rees aufgeschreckt. "Dass in den Niederlanden Fracking ein Thema ist, war immer mal wieder im Gespräch. Dass es da aber so konkret wird, das hat mich wirklich überrascht", sagt der Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers. Für ihn steht fest, dass sich die Kommune auf jeden Fall offiziell dazu zu Wort melden wird.

Hannelore Kraft informiert sich in Kanada über Fracking
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Emmerich bleibt in abwartender Haltung: Immerhin habe die Diskussion auf nationaler Ebene gerade erst begonnen, sagte Bürgermeister Johannes Diks. "Wir wollen kein Fracking, weder in Emmerich noch in der Region", stellte er klar. Und das werde man auch deutlich machen, "zu gegebener Zeit und an gegebener Stelle".

Tatsächlich sei derzeit noch nicht einmal genau geklärt, wie sich eine Stadt überhaupt zu den niederländischen Plänen äußern könne, führte sein Reeser Amtskollege Christoph Gerwers aus. Auf jeden Fall sei man aber betroffen und in einem möglichen Verfahren daher auch mit im Boot.

Wie nah mögliche Fracking-Standorte an die deutsche Grenze reichen könnten, steht noch nicht fest, heißt es Seitens des niederländischen Wirtschaftsministeriums. "Die Frage ob, und falls ja, wo Schiefergas in den Niederlanden mit den geringstmöglichen Beeinträchtigungen für Menschen und Umwelt gewonnen werden kann, muss noch beantwortet werden", teilte Sprecherin Heleen Haverkort mit.

Die zuständigen Ministerien arbeiteten derzeit an einer Untersuchung zu möglichen Abbaugebieten. Anfang 2015 soll dieses Papier fertig sein. Auf Karten, die die niederländischen Behörden ins Netz gestellt haben, ist abzulesen, dass der Untersuchungsraum direkt bis an die Grenze zu Emmerich, Rees und Isselburg heranreicht.

Eine Studie über Umweltrisiken stehe allerdings noch aus. Und man werde auch alternative Techniken in Betracht ziehen, die mit weniger oder ganz ohne Chemikalien auskommen, heißt es.

Beim Fracking reichen die Bohrungen 4000 bis 5000 Meter weit bei leichter Neigung in den Boden. Von dort gehen horizontal Rohre ab, die bis zu fünf Kilometer lang sein können. Auf die Frage, ob es Unternehmen möglich und erlaubt wäre, die Grenze auf diese Weise unterirdisch zu überqueren, reagiert das niederländische Wirtschaftsministerium verhalten: "Diese Frage ist noch nicht relevant, weil noch nicht klar ist, ob die niederländische Regierung Fracking überhaupt erlauben wird."

Aus unterrichteten Kreisen in Deutschland hieß es, man rechne damit, dass bei Bohrungen wenigstens der Fünf-Kilometer-Abstand zur Grenze eingehalten werde. Ob aber Chemikalien, die so dicht an der Grenze in den Boden gepumpt werden, das Grundwasser in Deutschland gefährden, ist offen.

In Rees soll im Bauausschuss am 2. Juli über die Sache beraten werden. Dann soll es einen politischen Beschluss geben, der am nächsten Tag im Rat abgesegnet werden könnte. "An unserer Haltung ändert sich nichts", so Bürgermeister Gerwers. "Wir lehnen weiterhin Fracking ab und fänden wichtig, dass man sich auch auf politischer Ebene darauf verständigt, dass es kein Fracking in den Niederlanden gibt."

Emmerichs Bürgermeister Johannes Diks hat angekündigt, dass Emmerich sich als Kommune auch mit anderen Gemeinden solidarisieren würde, wenn diese gegen Fracking-Pläne vorgehen. Er selbst brachte das Thema zudem gestern bei seinem Besuch auf der Immobilienmesse Provada in Amsterdam auf den Tisch. Bei der Kontaktaufnahme mit niederländischen Unternehmerkreisen der Grenzregion sei allerdings klar geworden: "Denen sagte das noch gar nichts."

(RP)
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