Gefährlicher Leichtsinn im Wald Beinahe-Brand in Elten: Försterin warnt

EMMERICH · Im Wald ist es derzeit extrem trocken, die Waldbrandgefahr ist groß. Leichtsinn sorgte in Emmerich schon für Einsätze der Feuerwehr. Und es könnte noch schlimmer werden, denn das Wetter bleibt gut.

 Schön, und derzeit leider auch gefährdet: Blick auf den Borgheeser Wald. Im Hintergrund die Stadt Emmerich.

Schön, und derzeit leider auch gefährdet: Blick auf den Borgheeser Wald. Im Hintergrund die Stadt Emmerich.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Zuletzt hat es am Montag in Elten gebrannt. An der Lindenallee hat jemand illegal Gartenabfall verbrannt. Die Sache geriet außer Kontrolle, die Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindern. Der ganze Wald hätte brennen können.

Försterin Ingrid Dohmen macht sich Sorgen. „Es ist erst Frühjahr, aber die Waldbrandgefahr ist extrem hoch. Die abgestorbene Bodenvegetation des Vorjahres ist leicht entflammbar “, sagt sie. „Noch ist nicht viel saftiges Grün an Bäumen und auf dem Waldboden. Und durch die trockenen Sommer der vergangenen Jahre und dem Borkenkäfer, dem viele Bäume zum Opfer fielen, liegt viel trockenes Totholz herum. Da reicht ein kleiner Funken, um das zu entzünden. Und das wird dann schnell zu einem großen Feuer.“ Die Waldbrandgefahr wird in einer Skala von 1 (sehr geringe) bis 5 (sehr hohe) dargestellt. Zurzeit gilt für NRW eine Gefahr von 3 bis 4.

Ingrid Dohmen ist „Hüterin“ von 1600 Hektar Waldgebiet in Emmerich, Rees, Kleve und Kranenburg. Ihr Arbeitgeber ist das Land NRW. Seit 1980 arbeitet sie als Försterin am Niederrhein. Sie ist oft in den Wäldern unterwegs. „Es ist erstaunlich, wie viele Menschen im Wald rauchen“, sagt sie. Wenn sie diese anspricht, zeigen sich zwar die meisten einsichtig. „Aber es gibt immer wieder welche, die werden sogar pampig.“

Im Landesforstgesetz NRW stehen Regelungen, um einen Waldbrand zu vermeiden. Dazu gehört auch, dass im Wald und bis zu 100 Meter entfernt davon weder gegrillt noch ein Feuer entfacht werden darf. „Erst im letzten Jahr bekam ich eine Information, dass Leute am Englischen Hügel ein Lagerfeuer abbrannten. Glücklicherweise kommt das äußert selten vor.“

Dass diese Gesetze trotz eindringlicher Warnung immer wieder ignoriert werden, zeigt der besagte Vorfall am letzten Montag in Elten an der Lindenallee. Er hatte das Feuer nicht mehr unter Kontrolle, so dass die Feuerwehr ausrücken und es löschen musste. Das Feuer drohte auf den benachbarten Wald überzugreifen.

Die Stadt Emmerich reagierte mit einer Pressemitteilung: Nach Vorkommnissen in den letzten Tagen in den Ortsteilen Elten und Hüthum und vor dem Hintergrund der massiven Waldbrände im deutsch-niederländischen Grenzgebiet bei Niederkrüchten macht die Stadt Emmerich darauf aufmerksam, dass im Wald und bis zu 100 Meter vom Waldrand entfernt, das Anzünden eines Feuers, die Benutzung eines Grills sowie das Lagern von leichtentzündlichen Stoffen verboten ist.

Außerdem untersagt die Coronaschutz-Verordnung das Grillen auf öffentlichen Plätzen. Wer gegen diese Regelungen verstößt, muss mit erheblichen Bußgeldern rechnen. „Die Wetterlage in den letzten Tagen und Wochen hat die Waldbrandgefahr erheblich erhöht. Boden und Pflanzen im Wald sind trocken. In Kombination mit den Windböen ist das der ideale Nährboden für einen schwer zu kontrollierenden Flächenbrand“, so Martin Bettray, Leiter der Emmericher Feuerwehr.

Im Stadtgebiet hat es in den vergangenen Wochen bereits drei kleinere Waldbrände gegeben, die dank des schnellen Einsatzes der Feuerwehr unter Kontrolle gebracht werden konnten. Außerdem weist das Ordnungsamt aus aktuellem Anlass darauf hin, dass Grünschnitt aus dem Garten nicht verbrannt werden darf.

Ingrid Dohmen setzt auf Kontrollen. „Zurzeit sind viel mehr Leute im Wald unterwegs, durch Corona besteht ein verstärkter Publikumsverkehr“, hat sie festgestellt. Auf der einen Seite ist das positiv, weil so eine Brandquelle vielleicht schneller entdeckt wird, auf der anderen Seite benehmen sich nicht alle. „Leider gibt es immer wieder welche, denen ihre eigene Befindlichkeit wichtiger ist als alles andere und die mir dann sagen: Das haben wir immer so gemacht.“ Doch die Försterin hat die Berechtigung zum „Verteilen von Knöllchen“. „Wenn jemand uneinsichtig ist oder ich ihn wiederholt beim Rauchen im Wald antreffe, dann wird diese Ordnungswidrigkeit auch geahndet.“

 Försterin Ingrid Dohmen verteilt mittlerweile auch Knöllchen.

Försterin Ingrid Dohmen verteilt mittlerweile auch Knöllchen.

Foto: van Offern/van Offern, Markus (mvo)

Nachtrag vom späten Donnerstag: Am Mittwoch Abend um 21.29 Uhr wurden die Löschgruppe Hüthum und der Löschzug Stadt alarmiert, weil ein Zeuge im Bereich Abergsweg/Eltener Straße Rauch gesehen hatte.  Nach kurzer Erkundung konnten die Wehrleute das Feuer entdecken. Es handelte sich hierbei um ein nicht angemeldetes „Nutzfeuer“, so die Wehr. Es wurde durch die Feuerwehr gelöscht und die umliegenden Sträucher bewässert, um einen weiteren Ausbruchs des Brandes zu verhindern.

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