Emmerich Flüchtlinge: Kirche gibt Michaelheim ab

Emmerich · Die Stadt will das 1963 erbaute Jugendheim in Speelberg kaufen. Vier bis fünf Flüchtlingsfamilien sollen dort künftig wohnen. Für die zahlreichen Gruppen, die dort bislang untergebracht sind, soll Ersatz gefunden werden.

Das Speelberger Pfarrfest ist untrennbar mit dem Michaelheim verbunden. Es könnte in Zukunft um die Liebfrauen-Kirche herum stattfinden.

Das Speelberger Pfarrfest ist untrennbar mit dem Michaelheim verbunden. Es könnte in Zukunft um die Liebfrauen-Kirche herum stattfinden.

Foto: mvo

Vor 52 Jahren wurde das Jugendheim in Speelberg mit viel Eigenleistung gebaut. Seitdem dient es vielen Gruppen, die dort zum Beispiel tanzen, singen und trommeln oder auch den Pfadfindern als Unterkunft. Auch das Pfarrfest in Liebfrauen ist ganz eng mit dem St.-Michaelheim verbunden. Kein Wunder also, dass die Entscheidung, die Immobilie an die Stadt Emmerich zu verkaufen, eine "schmerzhafte" ist, wie es Stadtpfarrer Bernd de Baey formulierte.

Wolfgang Peter (Kirchenchor), Stadtpfarrer Bernd de Bay, Gemeindebeauftragter Ulrich Bergmann, Anna Wankum (Pfadfinder) und Günther Zettler (Rat der Seelsorgeeinheit) beim Gespräch im Speelberger Jugendheim.

Wolfgang Peter (Kirchenchor), Stadtpfarrer Bernd de Bay, Gemeindebeauftragter Ulrich Bergmann, Anna Wankum (Pfadfinder) und Günther Zettler (Rat der Seelsorgeeinheit) beim Gespräch im Speelberger Jugendheim.

Foto: markus van offern

An ihn war jetzt die Anfrage der Stadt herangetragen worden, ob das Haus als Unterkunft für vier bis fünf Flüchtlingsfamilien genutzt werden könnte. Die Stadt will das Haus dafür erwerben und für rund 100 000 Euro umbauen.

"Mir war es wichtig, zunächst einmal mit den Nutzern darüber zu sprechen, ob diese Idee umsetzbar ist. Sie stehen diesem Vorhaben positiv gegenüber", berichtete de Baey bei einem Pressegespräch, an dem auch etliche Ehrenamtliche aus Speelberg teilnahmen. Als am Samstag der Plan in der Abendmesse vorgestellt wurde, habe es sogar spontanen Applaus gegeben. "Ein Signal dafür, dass wir bereit sind, angesichts der großen Aufgaben bei der Flüchtlingsproblematik auch auf Dinge zu verzichten. Die Menschen sind sich bewusst, was es bedeutet, Christ zu sein", so de Baey.

Der Speelberger Kirchausschuss hat dem Verkaufsplan bereits zugestimmt. "Wir wollten Taten folgen lassen und helfen", so Vorsitzende Heidi Niemann. Grünes Licht gab es jetzt auch vom Kirchenvorstand. Nächste Woche sollen Vertreter des Bistums eine Wertermittlung der Immobilie erstellen, die dann Grundlage für die Verkaufsverhandlungen mit der Stadt sein wird. "Wir wollen kein Geschäft daraus machen, es wird ein fairer Umgang", so Gemeindebeauftragter Ulrich Bergmann.

Einen Zeitrahmen, wann der Umbau starten wird, gibt es noch nicht. Die Nutzer, die bis dahin im St.-Michaelheim bleiben können, hoffen jetzt, dass sie von der Seelsorgeeinheit, aber auch der Stadt nicht im Stich gelassen werden, was das Finden von Ersatzräumen anbelangt, so Günther Zettler vom Rat der Seelsorgeeinheit.

Bereits jetzt ist klar: Vieles wird sich ins Pfarrheim Liebfrauen verlagern, das von seinem Raumangebot jedoch deutlich kleiner ist, als die gut 440 Quadratmeter, die im Jugendheim auf zwei Etagen an der Gerhard-Cremer-Straße zur Verfügung stehen. Die Tanzgruppe wird deshalb im Kindergarten üben. Die Trommler ziehen in den Treffpunkt Heilig Geist um. Alternativen außerhalb Speelbergs kommen für die meisten Gruppen jedoch nur schwer infrage. "Wir wollen auf jeden Fall hier bleiben", sagt etwa Anna Wankum von den Pfadfindern. Deren rund 140 Mitglieder wissen die Nähe zum Wald zu schätzen, haben zudem umfangreiches Material am Michaelheim gelagert, das ebenfalls untergebracht werden muss.

Ulrich Benning ist da zuversichtlich: "Die kirchlichen Räumlichkeiten sind noch nicht ausgelastet. Wir kriegen das hin."

Klar ist, dass auch das beliebte Pfarrfest, das nächstes Jahr seine 50. Auflage feiern würde, weiter stattfinden soll. Wahrscheinlich dann aber rund um die Liebfrauenkirche. "Der Überschuss des Pfarrfestes finanziert viele Gruppen und Veranstaltungen wie etwa den Martinszug", verdeutlicht Festausschussvorsitzender Michael Benning.

Dass es für den Verkauf nicht nur Zustimmung gibt, ist auch Bernd de Baey bewusst. Aber: "Das ist eben auch ein Zeichen für eine lebendige Gemeinde."

(RP)
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