Kies-Abrabung Das Reeser Meer soll tiefer werden

HALDERN/HAFFEN · Die Firma Holemans will am nördlichen Teil des Reeser Meers die Abgrabung weiter ausschöpfen und dabei nicht in die Fläche, sondern in die Tiefe gehen. So könnten noch 1,3 Millionen Kubikmeter Sand und Kies gewonnen werden.

 Die Auskiesung mit einem Saugbagger erfolgt im südlichen Teil des Reeser Meers bereits seit einiger Zeit. Im Bild zu sehen ist die Spitze eines Saugbaggers.

Die Auskiesung mit einem Saugbagger erfolgt im südlichen Teil des Reeser Meers bereits seit einiger Zeit. Im Bild zu sehen ist die Spitze eines Saugbaggers.

Foto: Firma Holemans

Seit den 1970er Jahren betreibt die Holemans GmbH zwischen Rees und den Ortsteilen Haldern und Haffen die Abgrabung Reeser Meer/Reeser Bruch. Bei dem ursprünglichen Projekt handelte es sich um die Seefläche nördlich der Haffen’schen Landwehr. Die Abgrabung am so genannten Reeser Meer Nord (oder Nordsee) ist eigentlich schon lange beendet. Sie erfolgte zwischen 1973 und 1984. Doch jetzt soll dort wieder Kies gewonnen werden.

Im Januar hat die Firma Holemans für den Bereich eine Restkiesgewinnung beantragt. Sie will dabei aber nicht in die Fläche, sondern in die Tiefe gehen. Die Planung geht davon aus, dass im Bereich der Sohle noch rund 1,3 Millionen Kubikmeter Kies und Sand gewonnen werden könnten. Dies soll mit einem Saugbagger erfolgen, der sich etwa 60 Meter von der Uferlinie entfernt befindet. Wie eine Sprecherin des Unternehmens der RP auf Anfrage mitteilte, würden etwa zwei Meter der Sohle abgesaugt. Ziel ist es, den Rohkies bis zum Tertiär zu bergen. Das gewonnene Material soll dann mit einer Druckrohrleitung auf einen Polder südlich des Reeser Meers gespült werden. Die Absaugung wird nur in den Wintermonaten erfolgen.

Das gleiche Verfahren kommt am südlichen Teil des Reeser Meeres bereits seit gut anderthalb Jahren zum Einsatz. Für Holemans stellt die Restabsaugung, die technisch erst seit kurzem möglich ist, ein nachhaltiges Verfahren der Rohstoffgewinnung dar. Bestehende Abgrabungen weiter auszuschöpfen statt neue vorzunehmen — genau das entspricht auch den Forderungen der Landesregierung.

Deshalb ist es auch wahrscheinlich, dass das Vorhaben genehmigt wird. Der Reeser Rat hat zwar vor drei Jahren beschlossen, keinen weiteren Abgrabungen mehr zuzustimmen, jedoch wird die aktuelle Planung für das Reeser Meer nicht als zusätzliche Auskiesung, sondern als Ausschöpfung der bestehenden Abgrabung bewertet. In nicht-öffentlicher Sitzung war das Thema als Liegenschaftsangelegenheit bereits im Dezember letzten Jahres behandelt worden. Ende Juni wird die Politik in Rees erneut darüber diskutieren, diesmal aber öffentlich (siehe Infokasten).

Die Bezirksregierung in Düsseldorf hat die Planung als „nicht raumbedeutsam“ eingestuft. Das heißt, dass das Vorhaben nicht dem bestehenden Regionalplan widerspricht. Ganz ähnlich hat dies auch der Naturschutzbeirat des Kreises Kleve beurteilt, der Ende Mai über das Thema diskutierte. Das Gremium, das allerdings nur beratende Funktion hat, sprach sich mehrheitlich für das Projekt aus. Und obwohl das Areal in einem Vogelschutz- und in Teilen auch in einem Naturschutzgebiet liegt, hat auch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises, der die entscheidende Genehmigungsbehörde ist, Grünes Licht signalisiert. Zum einen sehen die Behörden keine relevanten Flächenverluste mit den Planungen verbunden. Zum anderen seien auch die Eingriffe in Flora und Fauna nicht nicht so bedeutend, um die Restabgrabung zu untersagen.

Negative Auswirkungen auf Wasservögel habe das Projekt ebenso wenig wie auf gefährdete Fischarten, die im Reeser Meer vorkommen. Aal, Hecht und Steinbeißer hielten sich vorwiegend in Ufernähe auf, dieser Bereich werde jedoch durch den Betrieb des Saugbaggers nicht tangiert, hieß es unter anderem in der Vorlage zur Sitzung des Naturschutzbeirats. Die notwendige Rodung der Ufergehölze auf einer Breite von maximal 75 Metern stelle zwar einen Eingriff in Natur und Landschaft dar, jedoch sei damit zu rechnen, dass sich die Vegetation nach Beendigung der Maßnahme wieder in gleicher Wertigkeit einstelle.

Die Bürgerinitiative „Eden“ steht den Plänen kritisch gegenüber:  „Nach so langer Zeit erneut auszubaggern, sehen wir als einen Eingriff, der einer genauen Überprüfung inklusive Umweltverträglichkeitsprüfung, Hydrogeologie und einer Beteiligung der Öffentlichkeit Bedarf“, schreibt die Initiative in einer Mitteilung. Sie moniert, dass den Unterlagen keine Umweltverträglichkeitsprüfung beiliege und fragt, ob die als nicht maßgeblich betrachteten Eingriffe in die Natur fachlich belegt seien oder lediglich auf Aussagen des Unternehmens Holemans beruhten.

(Markus Balser)
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