Fans feiern Pur-Konzert im Regen Klitschnass und selig

Bocholt · 16.000 Zuschauer sind zum Open-Air-Konzert am Hünting gekommen und haben gefeiert - trotz Wolkenbruch. Geboten bekamen sie viele emotionale Pur-Momente.

 Frontmann Hartmut Engler beim Pur-Auftritt.             Frontmann Hartmut Engler beim Pur-Auftritt in Bocholt.

Frontmann Hartmut Engler beim Pur-Auftritt. Frontmann Hartmut Engler beim Pur-Auftritt in Bocholt.

Foto: latzel

Ich bin absolut sicher. Der große Typ drei Meter weiter vorne wird spätestens am Montag eine dicke Erkältung haben. Nur mit weißem T-Shirt, Shorts und Turnschuhen steht er drei Stunden lang im Dauerregen. Während um ihn herum Schirme aufgespannt werden und Fans in transparente Regencapes schlüpfen, steht er vom Wetter unbeeindruckt wie ein Monolith in der Menge. Er will offenbar nichts verpassen, singt jede Zeile mit und weicht keinen Meter zur Seite. Er hat eine dicke Gänsehaut. Das kann vom Regen kommen, das kann aber auch der sichtbare Beweis dafür sein, dass ihn die Songs von Pur so emotional gepackt haben.

Denn die Band ist ein Phänomen. Ihr gelingt es, Songs und Texte zu schreiben, die hart an der Grenze zum Kitsch kratzen, dann aber doch noch die Kurve kriegen. Und an dem Abend beim Dauerregen in Bocholt wird deutlich, dass es vor allem Hartmut Engler ist, der dafür sorgt, dass das Pur-Schiff auf Kurs bleibt und nicht in seichte Gewässer abdriftet. Wenn er erzählt, wie es ihn gefreut habe, als er ein Foto mit der langen Schlange vor der Vorverkaufsstelle gesehen habe, dann ist das ernst gemeint. Engler lebt das gefühlsbetonte Leben, das er in seinen Songs besingt. 16.000 Fans sind gekommen. Dass es regnet, stört die wenigsten. Sie klatschen, sie singen mit, sie zeichnen Herzen mit ihren Händen in die Luft.

 Echte Fans lassen sich vom Wetter nicht beeindrucken.

Echte Fans lassen sich vom Wetter nicht beeindrucken.

Foto: latzel

Und ein Moment im gut zweistündigen Konzert zeigt das, was Pur ausmacht. Es ist 21.23 Uhr und Hartmut Engler hat gerade den Song „Wenn sie diesen Tango tanzt“ über seine Mutter gesungen. Der Applaus ist verklungen. Es wird ganz still. Engler fixiert für eine Minute die Fans vor der Bühne. Er saugt den Augenblick auf, ist offenbar ganz bei sich. Dann bedankt er sich bei den Fans. „Danke fürs Mitspüren“, sagt er und erzählt davon wie viel ihm dieser Song bedeutet und dass seine Mutter nach vielen Auftritten in die Garderobe gekommen sei, mit den Worten: „Buben, habt Spaß und genießt das Leben.“ Viele würden gerne tröstend einen Arm um ihn legen, wenn sie hören, dass die Mutter den 92. Geburtstag nicht mehr erlebt hat und jetzt oben im Himmel hoffentlich ihren Mann wiedergetroffen hat.

Bei Pur gibt es keine Distanz zwischen Band und Fans, alle fühlen das, was Hartmut Engler in seinen Songs besingt. In den Hits wie „Abenteuerland“, „Indianer“, „Hör gut zu“ oder den neuen Stücken wie „Zwischen den Welten“.

Und wer immer noch nicht an die besondere Magie von diesen Pur-Konzerten glaubte, der blickte um kurz vor 22 Uhr staunend zum Himmel. Der Regen hatte kurze aufgehört und neben der Bühne erschien wie bestellt ein bunter Regenbogen. Der riesige Typ im weißen T-Shirt strahlte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort