Emmerich Experte: Weeze für Airlines attraktiv

Emmerich · Der Airport Weeze bietet den Fluganbietern viele Vorteile. Weil der Flughafen auch viel Geld mit dem Sektor außerhalb des Luftverkehrs verdient, können die Tickets hier günstiger sein, sagt Professor Christoph Brützel.

 Mit Wasserfontänen wurde die erste Eurowings-Maschine in Weeze begrüßt.

Mit Wasserfontänen wurde die erste Eurowings-Maschine in Weeze begrüßt.

Foto: Evers

Gerade ist mit viel Medienrummel der Start der neuen Flugverbindung nach München begleitet worden. Aus Sicht des Airports eine interessante innerdeutsche Route, die zudem den Vorteil hat, dass mit Eurowings jetzt eine weitere Airline in Weeze eingestiegen ist. Bislang starteten von dort nur Flieger von Ryanair. Demnächst wird mit Fly Egypt eine dritte Airline dazukommen. Und geht es nach Professor Christoph Brützel, dann sind die Aussichten für Weeze in der kommenden Zeit sehr positiv. "Ich denke, dass sich der touristische Verkehr an die Regionalflughäfen verlagern wird. Ich gehe davon aus, dass andere Fluglinien nachziehen werden und ebenfalls nach Weeze kommen. Denn Weeze hat eine gute Lage", sagt der Experte, der Professor für Luftverkehrswirtschaft an der Internationalen Hochschule Bad Honnef ist.

Gerade erst hat er für das Online-Portal airliners.de untersucht, welche Kosten bei einem Flug entstehen. Er hat dafür ein Flugticket nach Palma de Mallorca als Beispiel gewählt. Sein Ergebnis: Am Flughafen Weeze betragen die Passagierentgelte für das Ticket 60 Cent. Das sind gerade einmal vier Prozent der Kosten, die dafür am Flughafen Düsseldorf anfallen würden. Dort sind es 14,45 Euro. Auch die Entgelte für die Flugzeuge selbst seien in Weeze deutlich günstiger als in Düsseldorf, hat er herausgefunden.

Diesen Beitrag hat auch die Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm und Luftverschmutzung mit Interesse gelesen. Sie stellt daraufhin die Frage: "Man fragt sich doch sicher, wo kommen dann für den Flugverkehr beim Flughafen Niederrhein etwa zwei Millionen Euro Gewinn her?"

Das günstige Passagierentgelt und der Gewinn des Flughafens sind für den Professor kein Widerspruch. Hintergrund sei, dass Weeze ein großes Geschäft auf dem so genannten "No Aviation"-Sektor mache. Dabei geht es um den Bereich, der nicht direkt mit dem Flugverkehr zusammenhängt. "Dieses Geschäft macht in Weeze sicher deutlich mehr als die Hälfte der Umsätze aus, während an anderen Flughäfen die Entgelte für den Luftverkehr die wichtigste Einnahmequelle sind", sagt Brützel.

Weeze verdient unter anderem an den Parkplätzen, an den Unterkünften für Flüchtlinge, an den Großveranstaltungen wie dem Musikfestival Parookaville oder dem Laufevent Mudmasters, oder an der großen Solaranlage. Im Klartext bedeutet das: Das Passagierentgelt am Airport Weeze kann so günstig sein, weil so viel Umsatz mit dem "No Aviation"-Geschäft gemacht wird.

Weeze verdiene nicht am Luftverkehr, sondern mit dem Luftverkehr, so der Professor - eine Strategie, die für andere Verkehrsinfrastrukturen normal sei. Mit dem Standort werde Geld verdient. "Weil er zudem Geschäfte, Arbeit und Steueraufkommen nicht nur am Flughafen selbst, sondern auch in der Region vermehrt, kann er für die Region wirtschaftlich wertvoll sein", sagt er.

Und weil eben auch weniger Passagierentgelte anfallen, könnten Flüge von hier günstiger angeboten werden. Das eben sei mit ein Grund dafür, dass Weeze auf Dauer für touristische Flüge auch für weitere Airlines interessant sei, sagt Christoph Brützel.

(RP)
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