Emmerich Es haktin der Praxis

Emmerich · Schülern finanzielle Anreize bieten, um vom Bus auf das Rad umzusteigen. Klingt erst einmal prima und sehr ökologisch. Doch bei der praktischen Umsetzung hakt es.

Problem ist nämlich vor allem, dass sich die Schüler für eine so lange Zeit festlegen müssen. Viele können gar nicht überblicken, worauf sie sich da eigentlich einlassen. Für sie lockt die Aussicht auf schnell verdiente 100 Euro, für manchen das Taschengeld von einem halben Jahr.

Sicher werden die Schüler anfangs auch brav mit dem Fahrrad fahren. Doch wenn erst einmal der erste Regen eingesetzt hat, wird die Lust von Mal zu Mal sinken, sich auch bei schlechtem Wetter auf den Drahtesel zu schwingen. Dann werden Mama oder Papa das Kind mit dem Auto zur Schule fahren. Mit Ökologie hat das nichts zu tun. Daran sind noch nicht einmal nur die Schüler schuld. Jeder weiß, dass Eltern heutzutage viel eher bereit sind, ihr Kind auch mal mit dem Mama-Taxi zu Schule zu bringen. Allein schon, weil keiner will, dass der Sohn nach einer sieben Kilometer Radtour durch die Nässe mit feuchten Klamotten im Unterricht sitzt.

Es stellt sich auch die Frage, was mit Oberstufenschülern ist, die ohnehin immer mit dem eigenen Auto kommen. Werden die jetzt noch mit 100 Euro Tankzuschuss dafür belohnt?

Problem ist zudem, dass es bereits jetzt bei den Fahrradständern eng wird. Sollten tatsächlich zahlreiche Schüler aufs Rad umsteigen, droht der Drahtesel-Kollaps.

Um wirklich das Bewusstsein für die Umwelt zu schärfen, hilft nur eine Radikalkur. Einfach so oft wie möglich mit dem Rad fahren. Ohne Zwang und finanziellen Anreiz. Bei uns hat das früher auch geklappt.

Was meinen Sie? Mailen Sie uns ihre Meinung unter redaktion.emmerich@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort