Emmerich Erste Stolpersteine verlegt

Emmerich · Sie erinnern an die 98 Emmericher Juden, die während der Nazi-Diktatur ermordet wurden: Am Freitag setzte der Künstler Gunter Demnig die ersten 24 Exemplare an den Stellen in den Boden, wo die Getöteten zu Hause waren.

Eugen und Elise Mehler, Amanda Koopmann, Hedwig Frank — diese vier Nazi-Opfer aus Emmerich machten gestern den Anfang an der Agnetenstraße. Ihr vier Namen erinnern ab sofort jeden Passanten daran, dass die Nationalsozialisten vor und während des Zweiten Weltkrieges auch in Emmerich gewütet haben. 98 Juden wurden deportiert und ermordet. Künftig werden 98 Stolpersteine an die Gräuel der NS-Diktatur in der Rheinstadt erinnern.

Die ersten 24 Exemplare verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig gestern zwischen PAN und neuem Lohmann-Gebäude. Denn hier stand früher das Haus von Eugen Mehler, der als Tabakhändler in Emmerich sein Geld verdiente. Weitere Gedenksteine liegen seit gestern am Brink, an der Oelstraße, dem Fischerort, der Kaßstraße und der Mennonitenstraße im Boden. Weitere werden in den nächsten Monaten folgen.

150 Gäste — darunter viele Schüler

Der Erstverlegung voraus gegangen war eine Gedenkstunde im PAN Kunstforum, zu der gut 150 Gäste gekommen waren. Darunter waren auch Jugendliche aller weiterführenden Emmericher Schulen, die nach und nach ans Mikrofon traten und abwechselnd die Namen der Opfer sowie Straße und Hausnummer nannten.

Ein Moment, der nicht nur die Schüler sehr, sehr nachdenklich stimmte. Zu dieser Stimmung trug auch immer wieder die entsprechende Musik von Torsten Mühlenberg (Klavier) und Mirjam Hardenberg (Violoncello) bei — von entsprechenden Bildern, die die Wohnsitze der Opfer in Emmerich zeigten, untermalt. Auch zwei Gedichte, die Peter Klug, Lehrer am Willibrord-Gymnasium vortrug, verstärkten die Betroffenheit bei den Zuhörern noch.

Doch später gab es auch freudige Gesichter. Wie beispielsweise bei Irene Möllenbeck, die als Initiatorin mit der Bürgeraktion "Pro Kultur" den Künstler nach Emmerich geholt hatte. "Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute zur Gedenkstunde und Verlegung der ersten Stolpersteine kommen", sagte die ehemalige Bürgermeisterin.

Dabei strahlte sie übers ganze Gesicht.

Gut 70 Paten schon gefunden

Auch Gunter Demnig, der mit Hut und Arbeitsweste fast wie ein Fliesenleger aussah, zeige sich positiv überrascht ob der guten Resonanz. Seit 1993 setzt er die Idee mit den Bodendenkmälern um. Mittlerweile sind fast 28 000 Steine in zehn europäischen Ländern verlegt. 614 Kommunen beteiligen sich an der Aktion in Deutschland.

Wie Rees. Und seit Freitag auch Emmerich, wo schon gut 70 Paten für die Steine gefunden sind.

(RP)
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