Rees Erst Polonaise, dann Sturm auf das Rathaus

Emmerich · In bester Stimmung starteten die Narren gestern in die heiße Zeit des Karnevals. Erstmals wurde im neuen RP-Büro in der Oberstadt gefeiert.

Geschenk aus Haldern für den Bürgermeister: eine Schranke. Bauer Uli demonstrierte in der Dellstraße, wie sie funktioniert.

Geschenk aus Haldern für den Bürgermeister: eine Schranke. Bauer Uli demonstrierte in der Dellstraße, wie sie funktioniert.

Foto: Latzel

Es war ja leider abzusehen. Im Jahr der Kommunalwahl wird sogar der Karneval zum Politikum. Bürgermeister Christoph Gerwers musste miterleben, dass Rees immer mehr genommen wird und jetzt vielleicht sogar der Karneval auf der globalen Streichliste steht. "Dass wir Karneval feiern können, ist gar nicht mehr selbstverständlich. Die Rechte werden immer mehr beschnitten", klagte er beim Ansturm der Narren zu Altweiber. Erst habe es keinen Winter gegeben, dann stehle die Bahn den Reesern wertvolle Zeit vor geschlossenen Schranken und nun streicht das Land der Kommune auch noch zwei Millionen Euro. Noch schlimmer: "Der Zensus hat uns 700 Einwohner genommen, zum Glück nicht die Pastöre", sagte Gerwers, der sich angesichts dieses Streichquartetts wunderte, dass überhaupt noch Karneval gefeiert werden kann. Er versprach: "Ich werde mich für eure Rechte einsetzen."

Polonaise in der Oberstadt. Prinz Andreas führte die Narren an beim Sturm auf die RP-Redaktion in Rees.

Polonaise in der Oberstadt. Prinz Andreas führte die Narren an beim Sturm auf die RP-Redaktion in Rees.

Foto: mvo (2), privat

Da war ihm der Jubel der Narren sicher. Doch aller Einsatz des Bürgermeisters war letztlich dann doch vergebens, weil die Jecken aus Haldern. Haffen, Bienen und Millingen keine Gnade kannten und sich auch diesmal die Regentschaft über die Stadt sicherten. Immerhin konnte sich Gerwers über ein Gastgeschenk freuen. Die Halderner hatten dem Bürgermeister eine Schranke mitgebracht für die vielen Stunden, die die Halderner vorm Bahnübergang stehen. Was das ganz praktisch bedeutet, demonstrierte Bauer Uli bereits in der Dellstraße. Hier stellte er sich mutig mit der Stange mitten auf die Straße und stoppte die Autos. "Jetzt wissen auch die Reeser wie sich das anfühlt, vor der Schranke warten zu müssen."

Altweiber gab es eine ganze Reihe von Premieren: Erstmals war kein Prinzenpaar aus Haldern dabei. Dafür war das jecke Dreigestirn mit Prinz Theo, Bauer Uli und Jungfrau Stammi im Einsatz. Vor allem die Jungfrau mit ihrem pompösen Kleid erntete bewundernde Blicke.

Premiere war auch, dass die Halderner ohne Präsident Bernd Börgers kamen. Der weilt in Japan und lief beim Tokio-Marathon mit. Einen kleinen Eindruck von den Strapazen dieser Strecke bekamen gestern auch die Jecken. Denn es gab noch eine dritte Premiere. Erstmals stürmte das Narrenvolk die neue RP-Redaktion in der Oberstadt. Hier hatten sie sich auf den anstrengenden Tag eingestimmt und merkten gleich danach, dass sie weit mehr Strecke machen mussten als in den Vorjahren. Früher lag die RP-Redaktion in der Dellstraße, jetzt machten sich die Narren auf einen langen Zug durch die Stadt. Sie schauten bei Metzger Voss und der Volksbank vorbei bevor sie das Rathaus enterten, das vom Amt für öffentliche Unordnung (so Gerwers) in Klein-Venedig verwandelt worden war.

(RP)
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