Superstromtrasse durch den Niederrhein Erdkabel-Planungen werden geprüft

Niederrhein · Für die Super-Strom-Trasse, die auf 300 Kilometern Windenergie in den Süden transportieren soll, sind die Unterlagen zur Bundesfachplanung eingereicht worden. Favorisiert wird von Amprion eine Trasse, die bei Rees den Rhein quert.

 Dieses Foto von einer Baustelle in Raesfeld zeigt, wie Amprion die  Erdkabel verlegt.

Dieses Foto von einer Baustelle in Raesfeld zeigt, wie Amprion die  Erdkabel verlegt.

Foto: Frank Peterschröder/Frank Peterschroeder

Corona hat auch Auswirkungen auf die Superstromtrasse, die Windkraft-Energie von der See im Norden in den Süden transportieren soll. Das zuständige Unternehmen Amprion, das die Leitung zwischen Emden und Meerbusch-Osterath plant, hat die Unterlagen zur Bundesfachplanung eingereicht. Der nächste Schritt auf dem Weg zur Realisierung der Stromautobahn, die ein Pilotprojekt ist. Denn das Kabel wird unterirdisch verlegt.

„300 Kilometer Erdkabel hat noch niemand gebaut, das ist eine echte Premiere“, sagt Amprion-Sprecher Jonas Knoop. Und eigentlich ist daher auch geplant, die Öffentlichkeit so viel wie möglich zu beteiligen. Das freilich ist in Corona-Zeiten schwierig. Eigentlich war beabsichtigt, die Pläne bei einer Rathaus-Infotour an 45 Orten am Niederrhein vorzustellen. „Doch diese Überlegungen scheinen derzeit kaum umsetzbar zu sein“, sagt Knoop. Daher suche man nach Alternativen, angedacht sind beispielsweise Telefonsprechstunden.

In der Region werden die Planungen zur Trasse genau verfolgt. Denn die Leitung verläuft mitten durch den nördlichen Niederrhein. In den eingereichten Unterlagen erläutert Amprion noch einmal, welche Trasse man bevorzugt. „Wir beschreiben in den Dokumenten genau, welche Strecke aus unserer Sicht am besten geeignet ist“, sagt Knoop. Favorisiert wird von Amprion eine Trasse, die bei Rees den Rhein überquert und über Uedem und Achterhoek Richtung Issum und dann nach Kerken führt. Für diese Variante spricht aus Sicht von Amprion, dass der Raum im Vergleich wenig besiedelt ist.

Etwas dichter ist die Besiedlung bereits bei der Variante, die unterhalb von Wesel bei Spellen den Rhein kreuzen würde. Sie ist aus Sicht von Amprion die zweitbeste Möglichkeit. Zwei weitere Alternativen hält das Unternehmen für ungeeignet, hatte allerdings den Auftrag, auch diese zu prüfen. Eine würde bei Xanten unter dem Rhein durchgeführt. „Hier gäbe es Probleme, weil dort noch aktiver Salzbergbau betreiben wird“, erläutert Amprion-Sprecher Jonas Knoop. Auch der sensible Bereich der Bislicher Insel und mögliche archäologische Funde rund um die Römerstadt Xanten lassen die Variante eher ungeeignet erscheinen.

Nachteile hätte aus Sicht von Amprion auch die südlichste Variante bei Dinslaken. „Auch hier haben wir eine dichte Bebauung“, sagt Knoop. Hier müsste ein Naherholungswald durchquert werden, auch in den Bereich der Renaturierung der Emscher müsse man eindringen.

Die Betroffenen interessiert vor allem, welche der Varianten am Ende den Zuschlag erhält. Das wird vermutlich Ende des Jahres feststehen. Wenn alles glatt läuft, soll 2021 das Planfeststellungsverfahren beginnen. Dann würden auch die Details festgelegt. Bislang hat der Untersuchungskorridor ein Breite von 1000 Metern, das Kabel selbst wird später aber lediglich eine Breite von rund 30 Metern benötigen.  Als Entschädigung erhalten Grundstücksbesitzer über deren Land das Erdkabel führt 20 bis 30 Prozent des Flächenwertes. Ackerbau soll über dem in zwei Meter Tiefe liegenden Erdkabel weiter möglich sein, nur Bäume dürften nicht gepflanzt werden.

Knoop rechnet derzeit damit, dass das Genehmigungsverfahren rund zwei Jahre in Anspruch nehmen wird. Dann könnte mit dem Bau der Leitung 2023 begonnen werden. Bislang gehen die Experten von einer Bauzeit von drei Jahren aus. Damit könnte die „Gleichstromverbindung A-Nord“ ab 2026 die größtenteils auf See erzeugte Windenergie in den Westen und Süden Deutschlands transportieren. Über die Leitung können zwei Gigawatt Leistung übertragen werden – das entspricht dem doppelten Bedarf einer Großstadt wie Köln.

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