Emmerich Entsetzen nach Böller-Attacke auf Kirche

Emmerich · Die Entrüstung ist groß, nachdem Unbekannte das Ornament mit Türgriff vom Portal der Heilig-Geist-Kirche gesprengt haben. Die Polizei geht nicht von einem gezielten Anschlag auf die Gemeinde aus. Sie sucht zwei Jugendliche.

 Maren Joebges vor den Zerstörungen an der Tür. Auf dem Boden liegen noch Glasscherben – die Scheiben rund ums Portal sind bei der Explosion gerissen. Am Mittwoch wurde eine provisorische Verglasung angebracht.

Maren Joebges vor den Zerstörungen an der Tür. Auf dem Boden liegen noch Glasscherben – die Scheiben rund ums Portal sind bei der Explosion gerissen. Am Mittwoch wurde eine provisorische Verglasung angebracht.

Foto: markus van offern

Erschrocken nimmt Passantin Maren Joebges die Schäden am großen, künstlerisch gestalteten Gusseisenportal der Heilig-Geist-Kirche in Augenschein. "Ich bin völlig fassungslos", schüttelt sie den Kopf. "Jetzt haben die Leute nicht mal mehr vor einer Kirche Respekt." Das macht sie wütend, und da ist sie nicht die einzige in der Gemeinde.

Die Polizei geht davon aus, dass Jugendliche für den Vandalismus in der Silvesternacht verantwortlich sind. Gegen 0.40 Uhr hatten unbekannte Täter das schwere, mit Ornamenten verzierten Griff-Element von der Kirchentür abgesprengt. "Entweder hat jemand mehrere Böller gleichzeitig gezündet, oder da wurde was aus den Substanzen aus mehreren Kanonenschlägen zusammengebastelt", erklärt Polizeisprecher Manfred Jakobi. Zeugen sahen kurz nach der Tat zwei Jugendliche, die mit Fahrrädern in Richtung Seufzerallee fuhren. Diese jungen Leute sucht die Polizei jetzt — als Täter oder Zeugen.

Die Ermittler glauben, dass es sich bei der Tat um schiere Zerstörungswut gehandelt hat, nicht um einen gezielten Anschlag auf die Gemeinde. Eine Vandalismus-Serie rund um das Gebäude sei zumindest aus polizeilicher Sicht nicht zu erkennen. "Wir sprechen von einem Einbruch, davon, dass Lampen verdreht und Mülleimer umgekippt wurden, und davon, dass an einem Schaukasten eine Scheibe zerschlagen wurde. Und das alles von Frühjahr bis Sommer 2012", so Jakobi. Es wäre zu weit hergeholt, "da Zusammenhänge oder eine Kampagne gegen die Kirche zu sehen".

Pfarrer Karsten Weidisch ist sich da zumindest nicht so sicher. "Es würde mich wirklich brennend interessieren, was da das Motiv ist — ob wir es mit einer Attacke gegen Kirche, gegen moderne Kirche, oder mit einfachem Vandalismus zu tun haben. Ich halte beides für möglich", sagt er. Insgesamt sei die Sache mit dem Sprengkörper schon "der Gipfelpunkt einer Entwicklung". Nicht nur rund um Heilig-Geist, sondern an Emmerichs Kirchen und Pfarrheimen insgesamt habe es in 2012 viele Schäden gegeben: "Da können wir schon von einer andauernden Serie sprechen."

Die Höhe des Schadens sei noch gar nicht abschätzbar: "Die Tür ist in sich gerissen und verbeult. Und sie ist ja ein Kunstwerk. Ein Fachmann wird sich ansehen müssen, ob es vielleicht ganz zerstört ist."

Insgesamt blickt Emmerich auf ein verhältnismäßig ruhiges Silvesterfest zurück. Vom Abend des 31. Dezember bis zum frühen Morgen des 1. Januar zählte die Polizei im ganzen Kreis Kleve acht Fälle von "Körperverletzung", fünf "Sachbeschädigungen", vier Raubtaten oder Diebstähle, fünf Brände, einen Hausfriedensbruch.

(RP/ac)
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