Emmerich Ende Juni fällt der Vorhang für Vera Balkmann

Emmerich · Nach 25 Jahren im und fürs Theater geht die 63-Jährige in Rente. Ihre Stelle teilen sich künftig Rabea Loffeld und Sabine Boers.

 Vera Balkmann vor dem Stadttheater.

Vera Balkmann vor dem Stadttheater.

Foto: Lindekamp

Katja Ebstein kam 1980 beim Eurovision Song Contest mit "Theater" auf Rang 2. "An das Theater haben sie ihr Herz verkauft", sang sie in Den Haag. Gemeint waren die Mimen in ihren Masken als Könige und Bettler. Doch was wären die Schauspieler, die Sittlers, Mays und Krügers dieser Welt, ohne die Aktivposten hinter der Bühne, die Theatererlebnisse erst möglich machen? Eine wie Vera Balkmann. Nach 25 Jahren im und fürs Theater fällt für sie am 30. Juni der Vorhang. "Natürlich ist ein bisschen Wehmut dabei", sagt die 63-Jährige: "Es war eine tolle Zeit. Ich habe es genossen."

Balkmann war nicht an der Wiege gesungen, dass sie im städtischen Kulturbüro landen würde, obwohl schon ihre Mutter Doris Kaufhold Theaterkarten verkaufte. Das noch zu Zeiten von Hans Bergs und Helmut Schreiner. Vera Balkmann lernte Bankkauffrau. Als Töchterchen Katharina drei Jahre alt war, wollte Mutter Vera wieder jobben.

Der ideale Einstieg war das neue Filmforum im Stadttheater. "Ich habe die Filme besorgt, die Leinwand aufgebaut, die Abrechnungen gemacht und die Leporellos für die Werbung", erzählt sie. Dann kündigte jemand im Theaterbüro, und dadurch stieß Vera Balkmann zum Team von Ludger Heyming: "Von der Bank zur Kultur, das war schon ein Unterschied."

Bei ihrem beruflichen Vorleben lag es irgendwie nahe, dass sich die Neue um die Buchführung, Abrechnungen und Kasse kümmerte. "Zuerst gab es ja noch keine Computer. Da mussten wir noch von Hand auf dem Sitzplan die Kreuzchen machen und die Nummern auf die Kärtchen übertragen."

Die Emmericherin machte die Erfahrung, dass Schauspieler auch nur Menschen sind. Nur wenige kamen arrogant rüber. Dann fallen selbstbewusste Sätze wie "Wenn ein Karsten Speck mitspielt, ist das Theater immer ausverkauft."

Positive Erinnerungen hat sie an Walter Sittler, mit dem man abends im Rocco's Pizza aß, an Udo Jürgens oder Herman van Veen. Unvergessen ist das letzte Gastspiel von Hanns Dieter Hüsch. "Alle wussten, dass er krank war und dass es sein letzter Auftritt in Emmerich war, das war bewegend."

Und noch etwas hat sich eingeprägt bei Vera Balkmann, dass nämlich die ganze Zeit über dem Theater das Damoklesschwert kreiste: "Das Theater stand immer am Abgrund, aber es ist immer weitergegangen." Das lag auch am Teamgeist und dass jeder das machte, was er am besten konnte. "Die viele Arbeit kann man nur im Team stemmen - und wenn es harmonisch zugeht."

(nk)
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