Emmerich Die Frau mit den vielen Gesichtern

Emmerich · Stadtführerin Monika Wirtz geht aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.

 Farbenfroh leuchtet das Fenster der Aldegundiskirche auf dem i-Pad von Monika Wirtz. Die Stadtführerin griff auch auf moderne Technik zurück, um historische Themen mit Leben zu füllen.

Farbenfroh leuchtet das Fenster der Aldegundiskirche auf dem i-Pad von Monika Wirtz. Die Stadtführerin griff auch auf moderne Technik zurück, um historische Themen mit Leben zu füllen.

Foto: van Offern/markus van offern

(mavi) Sie ist ein Gesicht der Stadt Emmerich. Und trotzdem wird sie manchmal auf der Straße nicht erkannt. Nämlich dann, wenn sie in zivil unterwegs ist. Die Rede ist von Emmerichs Stadtführerin Monika Wirtz. Die Bürger – und etliche Touristen – erkennen sie eher in Gewandung als das „schöne Käthchen“, als „Poortekerl“ oder „Johann Berck“. Mit ihr als Zugpferd hat das Infocenter Emmerich (ICE) die Stadtführungen enorm nach vorne gebracht. Doch die beliebte Gästeführerin geht nun in Rente. Nach Tausenden von Führungen. Ihren letzten Arbeitstag in der Tourist Info hatte sie am 31. August. Bis Ende des Jahres wird sie noch offene Führungen durchführen. Dann hört die 65-Jährige aus gesundheitlichen Gründen endgültig auf. Der Abschied fällt ihr schwer.

Im Jahr 2000 – da war das ICE erst ein Jahr alt – erlebte die damalige Mitarbeiterin Bärbel van Holt eine Stadtführung mit Monika Wirtz in Kalkar. „Das wäre was für uns“, berichtete van Holt. Schnell buchte Dr. Manon Loock-Braun, Emmerichs Tourismuschefin, Klompengänge für Emmerich. „Wir wurden damals dafür belächelt“, erinnert sich Loock-Braun. Doch die Gäste waren begeistert. Wirtz’ Gesamtpaket überzeugte: „Sie hat besondere Talente. Sie ist geschichtlich interessiert und beherrscht eine theatralische Darbietung. Außerdem ist sie handwerklich geschickt und kann sich historische Gegenstände basteln“, fasst es die Tourismuschefin zusammen. Beim Schneidern hilft Beate Lechtleitner. Bei den Führungen steht der Spaß der Teilnehmer im Fokus, nur so bleibe Geschichte haften. Wirtz zieht bevorzugt Alltägliches heran, damit der Zuhörer einen Vergleich zu seinem Alltag ziehen kann.

 Monika Wirtz als Waschfrau am Rheinufer.

Monika Wirtz als Waschfrau am Rheinufer.

Foto: Privat

Nach einer Weile kamen immer mehr Anfragen, was es denn außer dem Klompengang noch für Führungen gebe. Wirtz entwickelte immer wieder neue Führungen, so dass inzwischen 30 zusammen gekommen sind. Manche sind von Gruppen buchbar, andere werden zu festen Terminen als offene Führungen angeboten. Vom „Laternengang mit dem Nachtwächter“ über „Vom Hansen, Hänseln & Verhansen“ bis zu... „Liebe, Lust und Leidenschaft“.

 Wer mag wohl dieser Emmericher Poortekerl sein?

Wer mag wohl dieser Emmericher Poortekerl sein?

Foto: Endermann, Andreas (end)

Mit diesem amourösen Sittenspiegel hatte Wirtz so ihre Bauchschmerzen: „Ich bin noch so aufgewachsen, dass man über solche Sachen nicht spricht. Ich dachte: ‘Das kannst Du nicht machen.’ Da habe ich heute noch Hemmungen. Die Führung habe ich x-mal überarbeitet, schließlich sollte sie eine gewisse Sachlichkeit nicht vermissen.“ Bis heute ist diese Führung neben dem Klompengang der Bestseller.

 Der Klassiker: die Klompenführung mit Monika Wirtz.

Der Klassiker: die Klompenführung mit Monika Wirtz.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

2006 startete der Kreis Kleve ein Zwei-Jahres-Programm „Silberfüchse an die Arbeit“. Monika Wirtz war damals selbstständig wie alle Gästeführer. Doch für das ICE passte es perfekt, die Frau aus Brandenburg an der Havel einzustellen. „Wir haben ihr die Administration so abnehmen können. Frau Wirtz konnte sich ganz auf ihre Führungen und deren Ausarbeitung konzentrieren“, sagt Loock-Braun. „Ich habe die Freiheiten genossen. Andere Städte machen mehr Vorgaben“, freute sich Wirtz über die Möglichkeiten. Emmerich zeigte sich mit seiner Stadtführerin sogar auf Messen und erregte damit Aufmerksamkeit. Nach Ablauf des Programms wurde Wirtz fest eingestellt.

 Als Stiftsdame unterwegs in Hochelten.

Als Stiftsdame unterwegs in Hochelten.

Foto: NN
 Monika Wirtz , hinten v.l. Pater Karl-Heinz Fischer , Manon Loock-Braun , Rüdiger Kunz

Monika Wirtz , hinten v.l. Pater Karl-Heinz Fischer , Manon Loock-Braun , Rüdiger Kunz

Foto: Endermann, Andreas (end)

Monika Wirtz ist wahrlich eine Allrounderin, was Gästeführungen am Niederrhein angeht. Sie kann Gäste unter anderem in Kalkar, Nimwegen, Arnheim, Xanten (auch durch den Dom!) oder Kevelaer herumführen – dafür hat sie als einzige eine Generalerlaubnis. „Das ging nur, weil Manon Loock-Braun sagte, wir verbinden das mit anderen Städten“, unterstreicht Wirtz. Die Busunternehmen buchen mit Vorliebe Führungen mit ihr. Denn Wirtz kann je nach Wunsch die Gruppe durch mehrere Städte führen und alles organisieren. Auch, dass Schulen und Kindergärten ihre Führungen immer wieder gerne in den Unterricht einbauen, macht Wirtz glücklich.

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