Pfötchenfreunde Viergarten mit Existenzängsten Tierheim kämpft mit steigenden Kosten

Emmerich/Rees · Die Arbeit von Tierschutzvereinen und Heimen wird derzeit von hohen Preisen bedroht. Dazu gehören etwa die Pfötchenfreunde Viergarten in Hüthum. Wie es um die Zukunft des Tierheims steht und was Sorgen bereitet.

 Tierheimleiterin Inga Kolberg (l.) und Vorsitzende Erica Wortmann mit zwei Vierbeinern, die bereits ein zu Hause gefunden haben.

Tierheimleiterin Inga Kolberg (l.) und Vorsitzende Erica Wortmann mit zwei Vierbeinern, die bereits ein zu Hause gefunden haben.

Foto: RP/Emma Büns

Energie-Krise, höhere Tierarztkosten, Lieferengpässe bei Tierfutter – die Kosten der Tierheime und Tierschutzvereine läppern sich. Das bekommt auch das Tierheim Pfötchenfreunde Viergarten zu spüren: Schon jetzt stoßen die Verantwortlichen an ihre Belastbarkeitsgrenze. Sie hoffen daher auf reichlich Spenden, um die nächsten Monate stemmen zu können. Ebenso der Katzenschutzverein Samtpfote in Rees.

Schon vor den Preiserhöhungen fiel es dem Tierheim an der Viergartenstraße schwer, die laufenden Kosten zu stemmen. Nun sei es aber ein noch viel größeres Problem, so Inga Kolberg. „Es geht derzeit vielen Heimen so, dass die Kosten explodieren. Davon sind wir auch betroffen“, sagt die Tierheimleiterin, die mit ihrem Team für 18 Katzen und zwölf Hunde verantwortlich ist.

Besonders vor den Tierarztkosten graut es dem Tierheim derzeit. Diese sind nämlich mit der neuen Gebührenordnung für Tierärzte Ende November angestiegen. „Bei Katzen, die bei uns in der Überzahl liegen, sind die Besuche um rund 60 Prozent teurer geworden. Das sprengt sämtliche Rahmen“, so Kolberg. Man überlege daher dreimal, welche Ausgaben in erster Linie notwendig seien – auch bei den Tierarztbesuchen.

Gleiches gilt für die Personalkosten. An diesen versuche man bereits zu sparen. „Der Mindestlohn ist angestiegen, wodurch auch die Personalkosten höher sind. Das hat zur Folge, dass wir Personal so gut wie möglich einsparen, um das Geld anderweitig einsetzen zu können“, sagt die Tierheimleiterin. Nur zwei Vollzeitkräfte und 30-Stunden-Angestellte seien derzeit vollständig eingespannt. „Ich werde meiner Aufgabe als Leiterin nicht mehr so gerecht, wie ich es gerne würde, da ich mich viel um die Tiere kümmere. Das hat zur Folge, dass wir personell keine weiteren Tiere mehr aufnehmen können, denn das wäre einfach nicht vernünftig“, sagt Inga Kolberg.

Weitere Preiserhöhungen bemerken die Pfötchenfreunde Viergarten etwa bei Futter und Energie, da die Hundehütten auf dem Gelände mit Infrarotlicht beheizt werden. „Streu und Futter wird zum Glück noch gut gespendet, denn auch da sind die Versandkosten und das Produkt an sich im Preis angestiegen.“

Sparmaßnahmen seien für das Heim schwer realisierbar, auch die Schutzgebühr können die Verantwortlichen nicht erhöhen. Allein die Pensionskosten sind leicht im Preis angestiegen, von Oktober bis März nimmt das Team zusätzlich einen Heizkostenzuschlag. „Das jedoch ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wir sind einfach auf mehr Spenden angewiesen und hoffen, dass diese nicht abnehmen werden“, so Kolberg. Davon hänge schließlich die Existenz der Tiere und auch die des Teams ab: „Wenn es sich finanziell für uns nicht verbessert, überleben wir nur noch ein bis zwei Jahre. Dann gibt es kein Tierheim mehr in Emmerich.“

Auch der Katzenschutzverein Samtpfote in Rees schlägt sich mit finanziellen Nöten herum. „Wir hadern derzeit sehr mit den Tierarztkosten. Der Zeitpunkt für die neue Gebührenordnung war zwar berechtigt, kam uns und all den Tierbesitzern, die weniger Geld haben, aber sehr ungelegen“, sagt die Vorsitzende Andrea Feldmann, die mit ihrem Team rund 30 Katzen betreut. Diese werden allesamt entfloht, entwurmt und kastriert. Zusätzliche kostspielige Behandlungen würden daher Löcher in die Kasse reißen.

Das Gesamtpaket an Ausgaben erschwere die Arbeit momentan deutlich. Man erhöhe nun die Schutzgebühren. Froh sei der Katzenschutzverein daher, mit Pflegestellen in Kalkar, Isselburg und Alpen zu arbeiten, die die Katzen dort betreuen. „Wir überlegen uns auch Konzepte, wie man das Geld sparen kann, schauen also etwa nach Rabatten oder guten Abgeboten“, so Feldmann. Auf Spenden ist der Katzenschutzverein weiterhin angewiesen. Rund um Weihnachten wurde ordentlich gespendet, nun vermute die Vorsitzende aber einen Rücklauf.

Der Verein ist voll ausgelastet, er stößt personell und finanziell an seine Grenzen. Dennoch: „Wenn jemand ein Tier hat, aber auch in Not ist, sollte uns nach Hilfe fragen. Bitte niemals einfach so ein Tier aussetzen“, so Feldmann.

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