„Am besten warm anziehen“ sagt der Pfarrer In Emmericher Kirchen bleibt die Heizung aus

Emmerich · Wegen der Energiekrise werden die Temperaturen in den Kirchen von St. Christophorus und St. Johannes der Täufer stark reduziert. Ausnahmen: Das Konzert am Sonntag und die Weihnachtsgottesdienste. Was die Seelsorgeeinheit aus Emmerich fürs Heizen bezahlt.

In der Aldegundiskirche werden aufgrund der niedrigen Temperaturen Decken für die Gläubigen ausgelegt. 
  RP-Foto: Markus Balser

In der Aldegundiskirche werden aufgrund der niedrigen Temperaturen Decken für die Gläubigen ausgelegt. RP-Foto: Markus Balser

Foto: Markus Balser

Wer derzeit die katholischen Kirchen in Emmerich besucht, sollte nicht zu kälteempfindlich sein. 5,1 Grad zeigte das Thermometer jüngst in Heilig-Geist. Und auch in den anderen Gotteshäusern von St. Christophorus und St. Johannes der Täufer sieht es nicht viel besser aus.

Hintergrund ist ein Zeichen, das die Gemeinden im Bistum im Zuge der Energiekrise setzen wollen. Um Energie zu sparen, sollen die Kirchen nicht viel wärmer als auf fünf Grad beheizt werden. „Das Gas wird jetzt vor allem in den Häusern und nicht in den Kirchen gebraucht“, erklärt dazu Stadtpfarrer Bernd de Baey.

Die Kirchen sparen dadurch in diesem Winter auch eine Menge Geld. Zwischen 7000 und 11.000 Euro kostet die Seelsorgeeinheit das Beheizen jedes einzelnen Gotteshauses pro Heizsaison. Bei sieben Kirchen kommt da einiges zusammen.

Da die kirchlichen Heizkessel jetzt auf Sparflamme kochen, ist der Besuch eines Gottesdienstes derzeit eine besondere Herausforderung. „Es ist ziemlich ambitioniert, bei solchen Temperaturen eine Dreiviertelstunde in der Kirche zu verbringen“, räumt Pfarrer de Baey ein. Die auf dem Kirchenbänken ausgelegten Decken seien eine Geste, würden aber auch nicht viel helfen, wenn man erst einmal richtig friert. „Am besten ist, sich warm anzuziehen“, sagt der Geistliche.

Zu seinem Erstaunen sind die Gläubigen bislang nicht ausgeblieben: „Ich kann nicht behaupten, dass jetzt weniger Menschen in die Gottesdienste kommen.“

Verursachen die gedrosselten Temperaturen denn auf Dauer nicht auch Schäden an der Bausubstanz der Kirchen? Da kann de Baey Entwarnung geben. Steigt die Luftfeuchtigkeit auf über 80 Prozent an, wird die Heizung hochgefahren. Doch das dauert erst einmal. „Bei der Größe der Kirchen braucht es meistens eine Stunde, bis sich die Temperatur um ein Grad erhöht“, weiß der Stadtpfarrer.

Doch auch wenn das Thermometer steigt, der Gottesdienstbesucher merkt davon nicht viel. Denn richtig warm wird es dadurch in der Kirche nicht. Die Wärme steigt vor allem nach oben. „Wir heizen dadurch mehr oder weniger nur die Gewölbe.“

Die Seelsorgeeinheit wird aber auch Ausnahmen zulassen. „An Weihnachten soll niemand in der Kirche frieren“, sagt Pfarrer de Baey. Deshalb werden die Temperaturen für die Weihnachtsgottesdienste auf etwa 15 Grad hochgefahren.

Das Gleiche gilt auch für das am kommenden Sonntag anstehende Konzert der städtischen Singgemeinde Kleve in der St.-Aldegundis-Kirche. Sehr zur Freude von Kantor Stefan Burs. „Niedrige Temperaturen sind für Streich-, aber vor allem für Holzblasinstrumente Gift“, weiß der erfahrene Kirchenmusiker. Ohne die Ausnahme wäre das Konzert nicht zustande gekommen. Und das ist auch der Grund dafür, warum das Ensemble überhaupt in Emmerich und nicht in Kleve auftritt. Denn in den Kirchen der Schwanenstadt gibt es eine solche Ausnahme nicht. Laut Burs sind die niedrigen Temperaturen an sich kein Problem für die Orgeln, dafür aber die Luftfeuchtigkeit. Die Emmericher Kirchen sind jetzt mit Hydrometern ausgerüstet worden. Nun wartet der Kantor nur noch darauf, dass die jeweiligen Orgeln mit Ventilatoren ausgestattet werden. Die sollen bei zu hoher Luftfeuchtigkeit dafür sorgen, dass die Luft in Bewegung bleibt und sich an den Instrumenten kein Schimmel bildet.

Auf den Auftritt der von ihm geleiteten städtischen Singgemeinde Kleve am Sonntag freut sich Burs bereits. „Es ist ein Konzert für Kenner und Liebhaber“, sagt der Kantor. Mit dem Titel „Et in Terra Pax“ (Und Friede auf Erden) werden neben dem „Gloria“ von Antonio Vivaldi Advents- und Weihnachtslieder aus verschieden europäischen Ländern erklingen. Der Chor wird zusammen mit einem Kammerorchester und Solisten unter anderem Lieder aus England, Frankreich und den Niederlanden in der Original-Sprache zu Gehör bringen. Neben den Gesangssolisten Gabriele Natrop-Kepser, Yvonne Lamick und Vinzent Kepser ist Philipp Hövelmann an der Orgel zu hören.

Warm ums Herz könnte es den Besuchern übrigens vor allem dann werden, wenn der Chor ein ukrainisches Weihnachtslied zum Besten gibt. Das erwies sich bei den Proben als besondere Herausforderung. „Zum Glück konnten wir eine Muttersprachlerin finden, die uns bei der Aussprache geholfen hat“, sagt Kantor Burs.

Eintrittskarten zu 15 Euro (ermäßigt 10 Euro) gibt es in der Buchhandlung Ressing/Iffland an der Kaßstraße und an der Abendkasse.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort