Stadtgeschichte Erst Fleisch, dann Container – Emmerichs Schlachthof im Wandel der Zeit

Emmerich · Das Gelände des ehemaligen Schlachthofes spiegelt eine wechselvolle Geschichte wieder. Wurden in dem ansehnlichen Gebäude erst Tiere geschlachtet, werden dort nun Container gestapelt. Das alte Gebäude wurde dafür abgerissen.

 Der Schlachthof um das Jahr 1920.

Der Schlachthof um das Jahr 1920.

Foto: Stadtarchiv Emmerich/NN

Am 29. August 1902 wurde der Bau des Schlachthofes nach mehrjährigen Verhandlungen und Besichtigungen anderer Schlachthöfe genehmigt. Im Sommer 1903 wurde mit dem Bau begonnen. Fertiggestellt wurde er um 1905. Erster Schlachthofdirektor war Theodor Lütkefels, der von der Eröffnung im Jahr 1905 bis 1945 den städtischen Schlachthof leitete.

Der Emmericher Schlachthof war vom damaligen Stadtbaumeister Wilhelm Brahm als Grenzschlachthof konzipiert worden und verkehrsmäßig optimal angebunden. Es war ein imposanter, mit Türmchen garnierter Ziegelbau, der mit einem Elektrizitätswerk verbunden wurde, das den Schlachthof mit Strom für Beleuchtung und Kühlung versorgte. Im Eröffnungsjahr wurde auch ein Schlachthofrestaurant eröffnet, an der Ecke Schlachthofstraße/Industriestraße.

Im November 1907 war die Schlachthofstraße in einem so miserablen Zustand, dass Metzger und Viehanlieferer sich darüber beschwerten, dass der Weg unpassierbar sei und das Fleisch vom Straßenschmutz bespritzt werde. Im Mai 1913 wurde die Schlachthausstraße, die im Jahr 1914 den Namen „Blücherstraße“ erhielt, gepflastert. In den Jahren 1936 bis 1938 sorgte Schlachthofdirektor Lütkefels für die Erweiterung und Modernisierung des Betriebes, der 1944 im Krieg zerstört wurde.

Bereits Ende 1945 konnte die erste behelfsmäßige Schlachtung durchgeführt werden. Zwischen 1951 und 1954 erfolgte der Wiederaufbau, 1955 wurde der neue Schlachthof in Betrieb genommen. Hinter dem Schlachthof standen die Nissenhütten des Bauhofes, in denen Arbeitsmaterial, Werkzeuge und Fahrzeuge lagerten. Und dahinter lag die Hafenanlage.

 Schlachthof in den 80er Jahren

Schlachthof in den 80er Jahren

Foto: Stadtarchiv Emmerich

Im Jahr 1976 wurde der Schlachthof an den Bocholter Manfred Heisterkamp verpachtet, fünf Jahre später erfolgte die Übernahme durch die Stadt Emmerich, bevor abermals fünf Jahre später die Klever Theo Welbers GmbH den Betrieb übernahm. Rund 3,5 Millionen DM wurden in die Modernisierung investiert, doch 1992 ging der Eigentümer insolvent. 1997 übernahm die Hafen GmbH das Gelände. Die Gebäude wurden abgerissen und auf dem Gelände am Hafen entstand ein Depot für Schiffscontainer. Nichts erinnert heute mehr an den ehemaligen Schlachthof, denn dort steht eine hohe Containerwand.

 Hafen heute  , früher Schlachthof-Standort

Hafen heute  , früher Schlachthof-Standort

Foto: Monika Hartjes

Die Entwicklung des Containerhafens war rasant. Im Hafen wurde nach dem Krieg am 4. November 1946 der Kranbetrieb wieder aufgenommen. Am 25. September 1959 wurde ein neuer Fünf-Tonnen-Kran gekauft, 1963 der weitere Ausbau des Industriehafens genehmigt. Der erste Containertransport wurde 1968 abgewickelt. Mit den vorhandenen Kränen konnte man zu dieser Zeit allerdings nur Acht-Fuß-Container umschlagen, deshalb beschloss der Rat der Stadt Emmerich am 20. Mai 1969 die Errichtung einer modernen Großcontainer-Umschlaganlage mit einer Tragfähigkeit von 30 bis 40 Tonnen, die 1973 ihren Betrieb aufnahm. 1982 bis 1984 folgten weitere Investitionen in den Ausbau des Hafens. Der Hafen, der 1987 in die selbstständige „Rhein-Waal-Terminal Gesellschaft für kombinierten Verkehrs- und Güterumschlag mbH“ eingebracht wurde, wuchs zusehends und brauchte immer mehr Fläche. Heute umfasst die moderne Hafenanlage mehr als 35.000 Quadratmeter mit einer Uferlänge von rund 1000 Metern zu Umschlagzwecken.

(moha)
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