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Besuche am Muttertag Wiedersehen im Seniorenheim

Emmerich · Sehr emotional waren die Begegnungen im Seniorenheim St. Augustinus, als an Muttertag wieder die ersten Besuche möglich waren. Manche hatten sich seit mehr als acht Wochen nicht gesehen. Es flossen einige Freudentränen.

 RP-Mitarbeiterin Monika Hartjes durfte am Sonntag zum ersten Mal seit Wochen ihre Mutter Cornelia wieder besuchen.   RP-Foto: van Offern

RP-Mitarbeiterin Monika Hartjes durfte am Sonntag zum ersten Mal seit Wochen ihre Mutter Cornelia wieder besuchen. RP-Foto: van Offern

Foto: Markus van Offern (mvo)

Am Sonntag in der Senioreneinrichtung St. Augustinus: Fröhliche Gesichter, innige Umarmungen und Freudentränen – endlich durften die Angehörigen ihre Eltern und Großeltern wieder besuchen. „Manche haben sich seit über acht Wochen nicht mehr gesehen“, sagt Dirk Nellessen, Haus- und Pflegedienstleiter.

Von jetzt auf gleich mussten wegen der Corona-Pandemie alle Pflege- und Seniorenheime Mitte März für Besucher geschlossen werden. In der Holding pro homine, zu der auch das St. Augustinus gehört, gibt es neun Senioreneinrichtungen. Es wurde eine Hygienekommission gebildet, die ein Konzept für alle Einrichtungen aufstellte. Ihr gehören Josef Reining, stellvertretender Geschäftsführer von pro homine, Willi Rohde, Leiter der Einrichtung Willikensoord in Emmerich, Ulla Gubela, Leiterin des Nikolaus-Stiftes in Wesel, die Hygiene-Fachkraft Angelika Schulz und Juliane Plate vom Qualitätsmanagement an. Die Kommission stellte unter anderem Verfahrensregeln für alle Mitarbeiter und Besuchsregelungen auf. Ärzte und Therapeuten durften unter Einhaltung der Hygieneregelungen weiterhin zu den Bewohnern gehen.

Materialien mussten besorgt werden. „Da unterstützte uns der Kreis Kleve“, erklärte Nellessen. Angelika Schulz hielt Hygieneschulungen ab, sie war ständig für Fragen des Personals erreichbar. „Das alles bedeutete viel Aufwand für das Pflegepersonal“, so der Einrichtungsleiter, der seine Mitarbeiter lobt. „Das lief Hand in Hand, wir haben ein gut funktionierendes, sehr motiviertes Personal. Die Aufgaben wurden entsprechend untereinander verteilt. Das Wichtigste für uns war aber immer die Betreuung der Bewohner.“

Auch für die Senioren war die Situation nicht einfach. In den ersten Wochen sei das Verständnis für das Besuchsverbot noch groß gewesen, aber mit der Zeit sei es den Senioren auch immer schwerer gefallen, ihre Angehörigen nicht zu sehen, sagt eine Pflegekraft. Wer neu ins Seniorenheim aufgenommen wurde oder beispielsweise nach einer Behandlung aus dem Krankenhaus kam, musste sich einem Corona-Test unterziehen. Auch bei einem negativen Testergebnis galt zunächst eine einwöchige Quarantäne im Zimmer. Kontakte gab es nur telefonisch oder ein kurzes Winken am Fenster. Auf die Bitte einer Tochter drehten die Pflegekräfte ein kurzes Video.

Die Arbeit hatte Erfolg: Im St. Augustinus gab es keinen einzigen Corona-Fall. „Das heißt, dass unser Hygienekonzept greift und wir die Maßnahmen auf jeden Fall so aufrecht erhalten werden“, sagte Dirk Nellessen.

Ab dem 25. April kamen die ersten Lockerungen. Die Angehörigen durften Geschenke und Wäsche abgeben. Als am 28. April bekannt gegeben wurde, dass zu Muttertag wieder Besuche möglich sein werden, gab es viele Anrufe im St. Augustinus. Die Hygienekommission erstellte ein Konzept, unter welchen Bedingungen ein Besuch möglich ist und informierte die Angehörigen.

Auch ich durfte meine Mutter Cornelia endlich treffen. Die Besucher wurden einzeln im Foyer empfangen – Mundschutz war Pflicht. Nach der Händedesinfektion musste jeder ein Kontaktformular ausfüllen mit Namen, Telefonnummer und der Bestätigung, dass man in den letzten 14 Tagen keinen Kontakt zu Corona-Patienten hatte. Ein Seniorenbegleiter führte mich zu meiner Mutter – wir durften wählen, ob wir uns in ihrem Zimmer, im Seminarraum oder im Garten treffen wollten. Dort war in den letzten Wochen einiges umgestaltet worden: Ein Zaum umgibt jetzt das Grundstück, ein großes Sonnensegel spendet Schatten und es entsteht ein Geh-Parcours mit verschiedenen Untergründen. Meine Mutter erzählte begeistert von einem kleinen Akkordeonkonzert, dass dort an einem Abend stattgefunden hatte.

Es gab viele emotionale Begegnungen. Dirk Nellessen erzählte von einer Mutter, die im Rollstuhl saß, als ihre Tochter sie zum letzten Mal gesehen hatte. „Jetzt lief sie mit dem Rollator, so dass sie von der Tochter fast nicht erkannt wurde. Diese hat vor Freude geweint.“

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