Rees Eine Ziege als "Namensvetter"

Rees · 14 Monate lang war Michael Scholten auf Weltreise. Jeden Tag hat er seine Erlebnisse festgehalten und jetzt als dickes Buch herausgegeben. Ein Werk, das ungewöhnliche Einblicke in ungewöhnliche Länder bietet.

 Die Steuer auf Flugtickets treibt die touristischen Fluggäste zu den grenznahen Flughäfen im Ausland.

Die Steuer auf Flugtickets treibt die touristischen Fluggäste zu den grenznahen Flughäfen im Ausland.

Foto: AP, AP

Die Reise beginnt mit Hindernissen. Der Flug von Peking nach Ulan-Bator ist hoffnungslos überbucht, auch bei den nächsten Flügen sieht es nicht besser aus. Noch schlimmer: Das Hotelzimmer für die Notübernachtung soll sich Michael Scholten mit drei chinesischen Geschäftsleuten teilen. Ihm platzt der Kragen. Er wird laut am Hotelempfang und schafft es schließlich, über mehrere Umwege doch noch am späten Abend in einen Flieger in die mongolische Hauptstadt.

Eine Episode, die dem Reeser Weltreisenden gleich zu Anfang seiner Tour den Schweiß auf die Stirn getrieben haben dürfte.

Eine Episode aber auch, die im Rückblick in gedruckte Form einen mehr als amüsanten Einstieg in das Buch "Weltreise" bietet. Das Tagebuch seiner 14-monatigen Tour durch die Welt hat Michael Scholten jetzt in der Stadtbücherei seiner Heimatstadt vorgestellt.

Und der trockene Pragmatismus, der den Journalisten durch so manch heikle Situation seiner Reise geschleust hat, begleitete auch die Entstehung des Buches.

"Eigentlich wollte ich gar kein Buch schreiben", sagt Michael Scholten. Idee war zunächst, für den ADAC eine Art Reisetagebuch zu führen. Doch schon nach den ersten Berichten hieß es: "Die sind uns viel zu lang." Scholten ließ sich davon nicht beirren. "Ich habe gewusst, wenn ich nicht jeden Tag gezwungen bin, etwas aufzuschreiben, gibt es bald gewaltige Lücken in den Reiseberichten."

Also wurde das tägliche Aufschreiben der Erlebnisse zur Konstante der Weltreise. Nach seiner Rückkehr keimte die Idee, dieses Tagebuch als Buch zu veröffentlichen. Bei einem Diavortrag im Januar kündigte Scholten an, dass das Buch Ende des Jahres erscheinen würde. "Das war etwa blauäugig. Denn ich hätte nicht gedacht, dass das so schwer werden würde", sagt Scholten. Der Begriff "Buchdruck" habe da im Laufe der Zeit eine fast wortwörtliche Bedeutung bekommen.

Die Pläne, das Buch bei einem Verlag drucken zu lassen, scheiterten nämlich früh an den hohen Kosten. Pragmatiker Scholten prüfte dann gleich mehrere Alternativen: Veröffentlichung als CD-Rom, als gebundene lose Blatt-Sammlung aus dem Copy-Shop. Scholten überlegte sogar, das Buch in seiner Wahlheimat Kambodscha drucken zu lassen.

Schließlich stieß er durch Zufall auf eine Druckerei in Ostdeutschland, bei der das Buch im Selbstverlag realisiert wurde. Ganz vorsichtig hat Michael Scholten erst einmal nur 250 Exemplare geordert. Eine ganze Reihe war nach der Lesung in der Bücherei verkauft. Denn der Abend machte Lust aufs Schmökern im Tagebuch, das sich lesenswert abhebt von den typischen Reisegeschichten.

Denn immer wieder darf bei den trocken-ironischen Berichten geschmunzelt werden. Auch der holprige Start in die Mongolei nahm ein Happy-End in der Steppe. Der Reeser durfte die Geburt einer Ziege miterleben und hat offenbar Eindruck bei seinen mongolischen Gastgebern hinterlassen. Die tauften die Ziege nämlich auf den Namen "Michael".

(RP)
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