Rees Eine Stadt wird zur historischen Festung

Rees · Der Reeser Geschichtsverein bietet im Oktober eine Tagestour zum Spektakel "Schlacht um Grolle" in Groenlo an.

Man stelle sich das mal in Rees vor: 1500 Besucher laufen in Gewändern und Uniformen des 17. Jahrhunderts durch die Innenstadt, grillen ganze Schweine am Spieß, schlafen in einfachen Zelten und beschießen sich irgendwann auf den Rheinwiesen mit Gewehren, Musketen und Kanonen, bis die Kavallerie dem kriegerischen Treiben ein Ende setzt. Im niederländischen Groenlo, nur 43 Kilometer von Rees entfernt, wird dieses Szenario alle zwei Jahre Wirklichkeit. Dann spielen viele der 10.000 Einwohner von Groenlo und Besucher aus 17 Ländern die "Schlacht um Grolle" aus dem Jahr 1627 nach.

Helmut Heckmann, Vorstandsmitglied des Reeser Geschichtsvereins Ressa, referierte jetzt im Kolpinghaus über das historische Spektakel in der niederländischen Grenzstadt und zeigte Filmaufnahmen. Diese hatte er 2015 bei einem Besuch mit der Kamera festgehalten.

Am Samstag, 21. Oktober, bietet Ressa eine Exkursion für Mitglieder und Gäste an. Treffpunkt ist um acht Uhr morgens der Rewe-Parkplatz gegenüber vom Reeser Friedhof. Mit Fahrgemeinschaften geht es dann nach Groenlo, das ab 1236 zum Herzogtum Geldern gehörte und 1277 das Stadtrecht erhielt. Der Ort, der auch Grolle genannt wurde, entwickelte sich zu einer starken Festungsstadt, deren früherer Ruf noch heute in dem regionalen Sprichwort "zo vaste as Grolle" (so fest wie Groenlo) nachhallt.

Dennoch gelang es dem Feldherrn Moritz von Nassau im Achtzigjährigen Krieg, die von Spaniern belagerte Stadt 1597 für die aufständischen Niederlande einzunehmen. Sein Widersacher Ambrosio Spinola gewann sie 1606 zurück, bis Friedrich Heinrich von Oranien die Stadt 1627 nach einer blutigen Schlacht endgültig für die Vereinigten Niederlande eroberte.

Der Ressa-Vorsitzende Heinz Wellmann erinnerte zu Beginn des Vortrags daran, dass das spanische Heer zuvor auch Rees 19 Monate belagert hielt: "Den 2500 Einwohnern von Rees stand ein 1000 Mann starkes spanisches Heer gegenüber. Es waren keine Soldaten von Ehre, sondern Söldner, die schnell die Fronten wechselten und Hunde des Krieges genannt wurden."

Durch Helmut Heckmanns Fotos und Filme gewannen die 30 Zuhörer rasch ein Bild davon, was sich einst innerhalb ihrer eigenen Stadtmauern zutrug. Für die "Schlacht um Grolle" ziehen sich die gegnerischen Kompanien, mal in überraschend bunten Uniformen, mal in bis zu 5000 Euro teuren Rüstungen, aus allen Ecken der Stadt zusammen und bekriegen sich auf einer extra dafür hergerichteten Wiese, bis die spanischen Besatzer in einer historisch korrekt inszenierten Schlacht voller Pulverdampf und Böllerei vom Feld gejagt werden.

"Das ist ein erhebendes Schauspiel, das man unbedingt erlebt haben muss", warb Helmut Heckmann eindringlich für den Tagesausflug. Die ganze Stadt Groenlo ist während des dreitägigen Festivals vom 20. bis 22. Oktober umzäunt, an den zwei Eingängen wird sogar Eintrittsgeld erhoben. Wer jedoch vor zehn Uhr morgens kommt, darf die Festungsstadt noch kostenfrei betreten.

(RP)
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