Interview Marek Fis "Ein Teil von mir wird immer Klever sein"

Emmerich · Erst vor wenigen Tagen gab der Comedian sein Bühnen-Comeback. Am Sonntag, 22. Januar, gastiert Fis in seiner alten Heimatstadt Kleve.

 Marek Fis heißt eigentlich Wojciech Oleszczak und ist in Kleve aufgewachsen. Nun steht er zum ersten Mal in seiner Heimatstadt auf der Bühne.

Marek Fis heißt eigentlich Wojciech Oleszczak und ist in Kleve aufgewachsen. Nun steht er zum ersten Mal in seiner Heimatstadt auf der Bühne.

Foto: Weitblick Management

Kleve Der durch den "Quatsch Comedy Club" 2006 berühmt gewordene deutsch-polnische Comedian Marek Fis, der bürgerlich Wojciech Oleszczak heißt, ist in Kleve aufgewachsen und gastiert am Sonntag, 22. Januar, um 20 Uhr zum ersten Mal in der Stadthalle seiner Heimatstadt. Nach einer schweren Depressions- sowie Alkoholerkrankung und einer damit verbundenen mehrwöchigen Pause wird dies für den 32-Jährigen allerdings kein selbstverständlicher Auftritt sein. Erst seit wenigen Tagen steht Fis, dessen Markenzeichen sein polnischer Akzent, eine graue Jogginghose und ein rotes T-Shirt mit dem Aufdruck "Polska" und dem Wappen Polens ist, mit seinem neuen Programm "Unter Arrest" wieder auf der Bühne.

Herr Fis, im September erklärten sie auf Ihrer Facebook-Seite nach einem von Ihnen selbst abgebrochenen Auftritt überraschend, dass Sie eine Bühnen-Pause benötigen. Wie kam es damals dazu und wie geht es Ihnen heute?

Marek Fis Ich bin seit über zehn Jahren permanent unterwegs im Showbusiness. Im Laufe der Jahre waren das sicher hunderte Auftritte, Städte, Hotels, zigtausende Kilometer und verschiedene Locations. Das Geschäft ist sehr hart und unsicher. Berufliche Rückschläge gehören dazu. Als meine Ehe kriselte, dann kaputt ging und ich weiterhin den lustigen Polen spielen musste, ist mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Sie müssen lachen, Menschen zum Lachen bringen und stehen unter einem enormen Druck, obwohl Ihnen innerlich zum Weinen ist. Das geht eine Zeit lang gut, aber irgendwann ist es nicht mehr tragbar. Ich begann viel zu trinken, um mich zu betäuben, was die Probleme eigentlich nur verschlimmert hat. Dann kam der Absturz und ich musste komplett den Stecker ziehen, weil ich weiter leben wollte. Der Einzug in die Klinik und der Entzug haben mein Leben gerettet und mich wieder klar im Kopf werden lassen. Ich bin zwar kein neuer Mensch, aber ich habe ein Update bekommen, weil das alte mit Viren befallen war. Es geht mir heute besser als jemals zuvor.

Bereits im Dezember - nur rund drei Monate nach Ihrer Einweisung - haben Sie im Fernsehen ein Live-Interview gegeben. Was hat Sie dazu bewogen, so offen mit Ihrer Erkrankung umzugehen?

Fis Ich weiß, dass Alkohol ein Riesenthema in unserer Gesellschaft ist. Es wird aber immer noch verharmlost. Es ist die Volksdroge Nummer 1 und ruiniert Ehen, Existenzen und Leben. Jetzt, wo ich klar bin, sehe ich was das alles ruinieren kann. Karneval, Oktoberfest und Feiern sind eigentlich Druckbetankungen ohne Sinn und Verstand. Ich sage nichts gegen ein Glas Wein zum Essen oder ein Bier zum Schnitzel, aber ich war der Mensch "ein Bier ist kein Bier" und da ist der Absturz in die Abhängigkeit eigentlich vorprogrammiert. Ich wollte auch anderen Menschen Mut machen. Alkoholismus ist eine Krankheit, sie kann jeden treffen, aber man muss sich das eingestehen, Hilfe suchen und sich öffnen. Es ist keine Schande. Man kann fallen, aber man muss wieder aufstehen.

Vor wenigen Tagen sind Sie sehr erfolgreich auf die Bühne zurückgekehrt. Was war das für ein Gefühl, wieder hunderte Menschen zum Lachen zu bringen?

Fis Die Bühne brauche ich wie die Fische das Wasser. Das ist meine Berufung, meine Liebe, mein Ein und Alles. Es ist wie Fahrrad fahren nach zehn Jahren Pause. Man verlernt es nicht, aber man hat natürlich kleine Wackler drin. Der erste Applaus und das erste Lachen der Menschen haben mich unglaublich bewegt. Denn ohne die Menschen und den Zuspruch hätte ich es nicht geschafft, wieder zurück zu kommen. Das war immer meine Motivation.

In Ihrem neuen Programm "Unter Arrest" nehmen Sie sich als sportlicher Jogginghosen-Macho auch wieder selbst auf den Arm und spielen mit den Klischees eines "Deutsch-Polen". Auf was dürfen sich die Zuschauer in Kleve freuen?

Fis Wer zu mir kommt, weiß was ihn erwartet. Ich nehme kein Blatt vor den Mund, mich selbst nicht wichtig und erzähle von meiner Sicht auf die Welt. Es ist ein Mix aus Herz und Schnauze. In gewissem Sinne bin ich ein Populist, weil ich ein Mensch aus dem Volk bin - mit dem Unterschied, dass ich auf der Bühne stehen darf. Ich habe keine Angst vor Namen oder Rängen. Wenn die Kanzlerin Schwachsinn macht, muss man das nennen. Genauso ist es, wenn der Handwerker Mist macht. Niemand ist wertvoller als der andere.

Ihr Auftritt am Sonntag dürfte für Sie auch aus einem anderen Grund ein besonderer sein. Denn Sie haben einen Teil ihrer Kindheit und Jugend in Kleve verbracht. Nun kehren Sie zum ersten Mal als Comedian Marek Fis in Ihre alte Heimat zurück. Welche Erinnerungen und Emotionen verbinden Sie mit der Schwanenstadt?

Fis Ich habe noch ein Klever Herz. Hier habe ich meine ersten Schritte in Deutschland gemacht, die Sprache gelernt, meine erste Liebe getroffen, meine ersten Freunde. Es waren unglaublich prägende sieben Jahre meines Lebens. Ich erinnere mich an meine erste Klassenlehrerin Frau Diedenhofen und meine Erstkommunion bei dem leider schon verstorbenen Pfarrer Leinung. Wir haben damals am Brücktor 1 gewohnt und das Haus sieht immer noch aus. Da kommen natürlich Erinnerungen hoch. Die Menschen am Niederrhein sind so unglaublich herzlich ehrlich. Ein Teil von mir wird immer Klever sein. Ich bin wahnsinnig dankbar für diese Zeit.

SABRINA PETERS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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