Emmerich Ein Swimming Pool für den 17. Stock

Emmerich · Die Emmericher Firma "Hydrosight" sorgt mit einer Konstruktion an einem Hotel in Helsinki für Aufsehen.

 Marten de Jongh, Moritz Meinesz und Koray Bora mit einem Teil der Konstruktion, die in Helsinki an einem Hotel (r.) für Furore sorgt.

Marten de Jongh, Moritz Meinesz und Koray Bora mit einem Teil der Konstruktion, die in Helsinki an einem Hotel (r.) für Furore sorgt.

Foto: diana roos/privat

Die Finnen sind ganz schön erfinderisch. In der Hauptstadt Helsinki entsteht gerade ein Hotel, das an der Ostsee ein dickes Ausrufezeichen setzt. Weil im 17. Stock etwas ganz Merkwürdiges hervorspringt: ein Balkon, in den man vom Swimming Pool aus hineinschwimmen kann. Den Hotelgästen bieten sich in diesem Erker herrliche Aussichten. Ostsee unten, Ostsee vorn.

An diesem Blickfang hat ein Unternehmen aus Emmerich gehörigen Anteil. Das kleine Team der Firma Hydrosight um Geschäftsführer Moritz Meinesz hat in der Werkstatt an der Lise-Meitner-Straße die Acrylglasscheiben mit der Stahlkonstruktion des Erkers zusammengeschweißt.

Der korrosions- und wasserbeständige V4A-Edelstahl wurde aus Finnland angeliefert. Die Träger sind verschraubt, die Glaselemente wurden mit einer Silikon-Hochdruckdosiermaschine abgedichtet.

Aber nicht nur das: die gesamte Planung, die Zeichnungen und die statischen Berechnungen erfolgten in Emmerich. "Das ist komplett unser Baby", sagt Meinesz. Im Juli soll der Erker vor Ort angebracht werden: "Das haben sie im Hafen gut hingekriegt." Der Auftrag bescherte seiner Firma eine Summe zwischen 50- und 100 000 Euro, wie der 44-Jährige verrät.

Das ist freilich nicht der einzige Auftrag, der im Gewerbegebiet gerade abgewickelt wird. Da sind größere Projekte drunter wie ein Block mit Sichtfenster zur Beobachtung von Unterwasser-Robotern auf einer Erdölplattform in Norwegen, aber auch kleinere, eher spleenige Objekte wie die große Glasschale für einen Millionär aus Sylt.

Die Firma Hydrosight ist ein noch junges Ingenieurunternehmen. 2003 gegründet, hat es sich auf Anwendungen aus transparentem Kunststoff spezialisiert. Ein Schwerpunkt: die Produktion von Unterwasserfenstern für die Branchen Aquaristik und Schwimmbad. Zudem bietet Hydrosight Lösungen für Meeres- und Schiffstechnik, Rahmenbau und Architektur.

Inzwischen hat sich in der Branche herumgesprochen, dass sich die Emmericher in ihrem gläsernen Nischen-Metier bestens auskennen. "Die österreichische Firma Berndorf Bäderbau hatte uns angesprochen", sagt Meinesz, "sie kommen auch zur Abnahme". Die Firma, die auch einen Ableger in Bocholt hat, ist spezialisiert auf Bäderattraktionen aus Edelstahl, "aber vom Glas lassen sie die Finger, uns trauen sie das zu". Für Schweißer sei nämlich alles ein Alptraum, was mit Schwimmen und Fenstern zu tun habe.

Das Schwimmbad garantiert Nervenkitzel pur, wenn man 50 Meter über dem Abgrund schwebt und dabei in die Tiefe blickt. Der Balkon ragt anderthalb Meter aus der Fassade heraus. Die Schwimmbadscheiben sind 3,5 Meter mal 1 Meter groß. Der Erker besteht aus 1,7 Tonnen Edelstahl und einer Tonne Acrylglas, alles zusammen wiegt mitsamt Poolwasser sieben Tonnen. Die Konstruktion muss also einiges an Gewicht aushalten.

(nk)
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