Emmerich Drohbrief vor der Friedenswallfahrt

Emmerich · Eine Gruppe Islamkritiker hat einen Brief an Weihbischof Rolf Lohmann geschrieben und greift heftig die Veranstaltung am Sonntag an. Das Bistum stellt klar, dass mit gemeinsamem Gebet ein Zeichen für den Frieden gesetzt wird.

Es war das Herzensanliegen des Menschenrechtlers Rupert Neudeck, mit der Interreligiösen Wallfahrt ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Zweimal fand die Veranstaltung statt, bei der Vertreter von Christen, Juden und Muslimen gemeinsam in Kevelaer pilgerten. "Hier von Kevelaer aus ist es allen drei Religionen von Beginn an ein Anliegen gewesen, sich klar gegen Gewalt und Terror zu positionieren. Wir bitten unseren Schöpfergott bei dieser Friedenswallfahrt, dass er uns immer mehr zu wirklichen, authentischen Werkzeugen seiner Ehrfurcht vor dem Leben, seines Gewaltverzichts, seiner Dialogbereitschaft, Gerechtigkeit und damit seines Friedens macht", so beschrieb Weihbischof Rolf Lohmann die Intention der Interreligiösen Wallfahrt.

Für die Veranstaltung gab es viel Zuspruch. Jetzt sorgt ein Brief für Unruhe im Vorfeld der Wallfahrt am morgigen Sonntag.

Eine Initiative, die sich selbst als "lose Gebetsgemeinschaft" bezeichnet, hat einen Brief an den Weihbischof, an den Bischof von Münster Felix Genn sowie die Israelische Botschaft geschickt. Darin führen die rund 15 Unterzeichner aus, dass sie mit Empörung von einem weiteren interreligiösen Gebetstreffen erfahren hätten. "Das ist Verrat am katholischen Glauben", heißt es in dem Brief. Harsche Kritik wird am Islam geübt. Sein Ziel sei die Unterwerfung. Es folgen weitere teilweise heftige Vorwürfe, es ist von "götzendienerischer Handlungsweise" die Rede, die wahren Werte von Kevelaer als Wallfahrtsort würden immer mehr verloren gehen. Der Brief endet mit dem Satz: "Wir prophezeien Ihnen, dass Gott noch innerhalb des nächsten Jahres diese Ihre Entscheidung nicht ohne Antwort lassen wird." Der Satz sei nicht als Drohung gemeint, betont Unterzeichner Dr. Dirk Budde. Er sei lediglich eine Warnung. Man selbst werde nichts unternehmen, aber Gott werde reagieren. Man sei aktiv geworden, weil die Interreligiöse Wallfahrt nicht eingestellt wurde. Die Unterzeichner seien Katholiken, die "anders denken". Bei den Absendern soll es sich auch um Sympathisanten des emeritierten Pastors Paul Spätling handeln, der zum Emmericher Seelsorgeteam gehörte und für Aufsehen sorgte, als er Anfang 2015 an einer Pegida-Demonstration in Duisburg teilnahm. Auf der Bühne hatte er sich kritisch zum Ausschalten der Lichter am Kölner Dom bei der dortigen Pegida-Demonstration geäußert. Bischof Felix Genn hatte dem Geistlichen daraufhin die Predigtbefugnis entzogen und ihm damit verboten, öffentlich im Namen der Kirche zu sprechen.

Lohmann will den Brief nicht kommentieren, um ihm nicht noch mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Das Bistum unterstützt ganz klar die Interreligiöse Wallfahrt. "Es besteht kein Grund, besonders zu betonen, dass das Bistum seinem Weihbischof ausdrücklich den Rücken stärkt. Selbstverständlich unterstützt das Bistum eine Initiative wie die Friedenwallfahrt, die für Frieden, Toleranz und Dialogbereitschaft steht und bereits zum dritten Mal durchgeführt wird", so Bistumssprecher Dr. Stephan Kronenburg. Er ergänzt: "Das Bistum antwortet auf solche Briefe, die unter anderem ein völlig verzerrtes Bild des Islams zeichnen, nicht."

(zel)
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