Emmerich Drogenplantage: War alles nur Zufall?

Emmerich · 62-Jähriger Emmericher soll einer Bande aus den Niederlanden geholfen haben, am Klinkerweg in Emmerich Cannabispflanzen angebaut zu haben. Verurteilt ist er bereits. Doch er hofft in der Revision auf einen Freispruch.

In Handfesseln und in Begleitung zweier Anwälte wurde gestern der 62-jährige Emmericher, der in der JVA Kleve wegen Handeltreibens und Beihilfe zum bandenmäßigen Handeltreiben einsitzt, der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Kleve vorgeführt.

Wie berichtet, verbüßt der dreifache Familienvater auf Grund einer Verurteilung durch das Landgericht vom 29. Oktober 2012 eine viereinhalbjährige Haftstrafe. Das Urteil wurde nach Revisions-Antrag durch den Angeklagten vom Bundesgerichtshof aufgehoben und somit wird die Sache jetzt erneut verhandelt.

Angesetzt sind bis Ende Dezember vier weitere Verhandlungstage, bei denen insgesamt 30 Zeugen gehört werden sollen. Am ersten Tag ging es zunächst um den Lebenslauf des in Wesel geborenen und in Emmerich aufgewachsenen und zur Schule gegangenen nicht vorbestraften Mannes. Nach Schulabschluss und anschließendem Chemie-Studium in Holland trat er in ein Emmericher Unternehmen ein und arbeitete dort fast 25 Jahre lang. In 1998 eröffnete er als Nebenjob ein Baugeschäft, das er alleine führte. Außerdem war er Teilinhaber an einer Gaststätte in Kalkar. Neben einem guten Gehalt aus seiner hauptberuflichen Tätigkeit zog er aus beiden Unternehmen Gewinne, die aber teilweise dem Kapital der Firmen zugeschlagen wurden. Die im Jahre 2012 noch vorhandene Steuerschuld sei getilgt, Handwerker- Rechnungen wurden wegen angeblich mangelhafter Ausführung an seinem Wohnhaus nicht beglichen, zusammen mit einer Rest-Hypothek belaufe sich die Schuld auf derzeit 48 000 Euro.

Nach einer Stunde Befragung ging das Gericht zur Sache über, die ihm zur Last gelegt wird. Der 62-Jährige bestritt, einen Kontakt zu der Bande gehabt zu haben, die in der von ihm gemieteten Halle am Klinkerweg seine Untermieter waren und in einem abgetrennten Raum Marihuana anbauten. Deshalb wurde zunächst die Beschaffenheit und Ausmaße einer in Didam/NL vorhandenen Halle, in der von der gleichen Bande eine Cannabisplantage unterhalten wurde, erörtert. Wegen einer Beteiligung des Emmerichers wurde er von einem niederländischen Gericht ebenfalls verurteilt, jedoch noch nicht rechtskräftig. DNA-Spuren hatten auf eine Verbindung zur Halle nach Emmerich hingewiesen.

Belastend für den 62-Jährigen ist, dass er durch eine von ihm in die Emmericher Halle eingezogene Wand den zum Anbau der Pflanzen benutzten abgetrennten Raum schuf. "Das war eine Vorschrift der Aufsichtsbehörde, nach der ich eine Brandschutzwand einziehen musste", erklärte er dazu.

Das Gericht befasste sich anschließend auch mit den Örtlichkeiten am Klinkerweg sowie mit den Miet- und Untermietverträgen. Einer der als Zeuge geladenen Untermieter befindet sich in Marokko und wird zu einem neuen Termin vorgeladen.

(woh)
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