Elten/Beek Drogenlabor in Beek ausgehoben

Elten/Beek · Wenige Meter von Elten entfernt stürmten Beamte am Montag ein freistehendes Haus. Zehn Einsatzwagen waren vor Ort, in der Luft kreiste ein Helikopter. Die Drogenszene zieht es immer häufiger in ländliche Gebiete.

 Das Archivbild zeigt sichergestellte Chemikalien  beim Bayerischen Landeskriminalamt.

Das Archivbild zeigt sichergestellte Chemikalien  beim Bayerischen Landeskriminalamt.

Foto: dpa/-

Am Montagmittag war es für kurze Zeit bemerkenswert unruhig im niederländischen 2000-Seelen-Dorf Beek. Zehn Einsatzwagen, ein Helikopter und gleich mehrere schwerbewaffnete Beamte näherten sich einem Einfamilienhaus an der Straße Eltenseweg – nur wenige Meter von der Grenze mit Elten entfernt. Wie die Polizei der Provinz Gelderland mitteilt, wurde ein Verdächtiger bei dem Einsatz festgenommen. Die Beamten hatten vor Ort nämlich einen Raum entdeckt, in dem ein Labor untergebracht war, in dem wohl im großen Stil synthetische Drogen und Medikamente hergestellt wurden.

Vor Ort war auch die LFO-Spezialeinheit (Landelijke Faciliteit Ontmantelen) der niederländischen Polizei, die auf die Entdeckung und Untersuchung von Drogenlaboren spezialisiert ist. Die Beamten sollten unter anderem untersuchen, wie und welche Suchtmittel in Beek hergestellt wurden und wie lange der Betrieb bereits lief. Wie groß das Labor ist, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest. Schwer bewaffnete Beamten liefen kurzzeitig am Eltenseweg (auf deutscher Seite bis zur Grenze: Beeker Straße) umher und bewachten das freistehende Haus, das in Sichtweite der deutschen Grenze liegt. Auch das Ordnungsamt und die Gemeindeverwaltung von Montferland waren zugegen. Nach Informationen der niederländischen Tageszeitung „De Gelderlander“ handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen 44-Jährigen, der in dem Haus lebte.

Der Einsatz in dem Grenzdorf passt in einen Trend: Es scheint nämlich, als würde es die Drogenmafia zunehmend in dünn besiedelte Landstriche der Niederlande ziehen. Dort können sie offenbar ungestörter ihren kriminellen Aktivitäten nachgehen als in der Randstad, also der Metropolregion rund um Den Haag, Rotterdam und Amsterdam. Beispiele für entsprechende Labore in beschaulichen Dörfern gibt es reichlich. So wurde vor einem Jahr auf einem Bauernhof in Drempt bei Doetinchem ein Crystal-Meth-Labor ausgehoben, das von Mexikanern und Amerikanern betrieben wurde. Allein die Entsorgung der chemischen Stoffe kostete der öffentlichen Hand damals Millionen. Kurz zuvor war eine leerstehende Halle in Winterswijk in den Fokus der Ermittler geraten, in der unter professionellen Verhältnissen Kokain hergestellt wurde.

Ein weiterer trauriger Höhepunkt folgte Anfang 2021 in Baak bei Doetinchem. Auch dort hatten Kriminelle die Scheune eines Bauernhofes gemietet, um Amphetamin auf den Markt zu bringen. Bei den Einsätzen der Polizei wurden nur selten die Hintermänner der Drogenmafia erwischt. Vor Ort sind in der Regel nur die Handlanger der organisierten Kriminalität aktiv. Doch auch auf sie warten bei einer Verurteilung Freiheitsstrafen. Die Polizei hatte sich zuletzt auch vermehrt an die Öffentlichkeit gewandt, um vor den Machenschaften der Drogenproduzenten zu warnen – insbesondere im ländlichen Raum.

„Die Corona-Krise trifft Teile der Landwirtschaft hart. Landwirte und andere Unternehmer in ländlichen Gebieten haben manchmal Schwierigkeiten, sich über Wasser zu halten. Das sehen auch Kriminelle und versuchen in dieser Zeit, ihren Zug zu machen. Sie wenden sich an Besitzer von Schuppen und bieten ihnen viel Geld, um einen Raum anzumieten - zum Beispiel für ein Drogenlabor oder ein Lager für illegale Waren“, heißt es von der niederländischen Polizei. Daher sei es jetzt wichtig, dass sich die Bewohner ländlicher Gebiete der Risiken bewusst sind. Da Drogenlabore von Schwerkriminellen geleitet werden, setzt die Polizei gegen diese auf speziell ausgebildete Teams. Diese Kräfte können sich nicht nur Zugang zu jedweden Gebäuden verschaffen, sondern auch die für die Drogenindustrie notwendigen Chemikalien auf ihre Gefährlichkeit untersuchen.

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