Emmerich "Die Städte sollten gegen die Bahn klagen"

Emmerich · Betuwe: Empels Ortsvorsteher Conny Meyboom sieht die Sicherheit beim Feuerschutz gefährdet.

EMPEL/REES Empels Ortsvorsteher Conny Meyboom beschäftigt sich schon seit langem mit dem Thema Betuwe. Zur Diskussion um das dritte Gleis, das jetzt vielleicht doch nicht kommen soll, sprach er mit RP-Redakteur Markus Balser.

Was haben Sie gedacht, als Sie von den Äußerungen von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer gehört haben?

Meyboom Dass jetzt das eintrifft, was ich immer befürchtet habe. Die Blockverdichtung wird uns einfach aufgezwungen. Es hieß immer: erst Lärmschutz, dann Blockverdichtung, dann drittes Gleis. An diese Reihenfolge glaube ich, ehrlich gesagt, schon lange nicht mehr. Da kommt gar nichts, nur mehr Züge. Was hier passiert, ist schlimmer als "Stuttgart 21".

Inwiefern?

Meyboom Insofern, als in unserem Fall die Bürger und Gemeinden, anders als in Stuttgart, nur Nachteile haben und keine städtebaulichen Verbesserungen erzielen, während die Bahn ohne Rücksicht auf Verluste plant und baut. Und der Bürger wird dabei gar nicht gefragt.

Sie hören sich sehr enttäuscht an.

Meyboom Das bin ich auch, sehr sogar. Vor allem von der großen Politik, weil der Bürger die Wahrheit nur scheibchenweise präsentiert bekommt. Am Beispiel Betuwe zeigt sich auch wieder einmal, dass der rechtsrheinische Bereich vernachlässigt wird. Als vor kurzem eine Studie eine Alternative über die linke Rheinschiene aufzeigte, hieß es von allen linksseitigen Spitzenleuten: alles Blödsinn. Aber uns darf man die Züge vorbeischicken. Für meine Ortschaft ist das der Todesstoß, weil man für Empel keine verkehrstaugliche Unterführung plant und bauen möchte. Aber auch für Haldern und ganz besonders für Millingen wird die Lage besonders schlimm.

Vor einiger Zeit haben Sie Proteste mitorganisiert. Werden Sie das wiederholen?

Meyboom Das würde ich gerne, aber ich sehe eigentlich keinen Sinn mehr darin. Das scheint mir alles schon beschlossene Sache zu sein. Ich denke, dass es jetzt das Beste wäre, wenn die Stadt Rees zusammen mit Emmerich und Hamminkeln die Bahn verklagen würde – auch wenn das vermutlich sehr lange dauern würde.

Aus welchem Grund kann geklagt werden?

Meyboom Weil meiner Ansicht nach der Feuerschutz nicht mehr zu gewährleisten ist, wenn die Blockverdichtung kommt, ohne dass es schon die Ersatzbauwerke für die Bahnübergänge gibt. Der Feuerschutz ist Angelegenheit der Städte. Überlegen Sie mal, was passiert, wenn ein Einsatz der Feuerwehr am Millinger Bruch verlangt wird und die Schranken schließen gerade: Ein Riesenumweg über Empel und ein sehr schmaler Wirtschaftsweg in Millingen machen den Einsatz dann wohl nicht mehr nötig. Ich glaube schon, dass das als Grund für eine Klage reicht, wenn Wartezeiten von mehr als zehn Minuten auf der Straße entstehen und nur die Bahn die Vorteile hat. Die gleiche Klagebegründung wäre übrigens auch für den Kreis als Träger des Rettungsdienstes gegeben.

(RP)
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