Himmel Und Erde Die Ökumene lebt!

Emmerich · Ja, es wäre mutig gewesen, wenn Papst Franziskus dem im Februar von der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz mit Dreiviertelmehrheit gebilligten Dokument zur Teilnahme von evangelischen Ehepartnern am katholischen Abendmahl zugestimmt hätte.

Himmel Und Erde: Die Ökumene lebt!
Foto: Malz Ekkehart

Denn selbst diese Orientierungshilfe ist in ihrem Kern eine eher ängstliche und vorsichtige Annäherung im Streit um die gemeinsame Teilnahme von Katholiken und Protestanten am Abendmahl. Nur wenn der zuständige Diözesanbischof bei einem evangelischen Ehepartner eines katholischen Christen eine "schwere seelische Notlage" feststellen würde und von diesem evangelischen Ehepartner die katholische Abendmahlslehre bejaht würde, wäre eine Teilnahme an der Eucharistie überhaupt erst möglich gewesen.

Verstehen tun das die wenigsten Christen, egal ob sie evangelisch oder katholisch sind. Und außerhalb der Kirchen wird dieser zunehmend merkwürdig anmutende theologische Streit um Abendmahlslehre und Ämterverständnis allenfalls mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Nun hat der Papst entschieden, dass das vorgelegte Papier der deutschen Bischöfe noch nicht reif zur Entscheidung und Veröffentlichung ist. Das öffnet Spekulationen Tür und Tor. Ist Franziskus im Vatikan nun endgültig Opfer der konservativen Hardliner geworden? Ist die Ökumene, die nach dem Reformationsjahr einen belebenden Aufbruch erfahren hat, wieder in der Realität angekommen? Ist ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten, wenn überhaupt jemals, erst in hundert Jahren möglich?

Festzustellen ist: Die Ökumene lebt! Auch ohne ein gemeinsames Abendmahl gibt es in unserem Land unzählige ökumenische Gottesdienste, Trauungen, Bibelwochen, Gemeindeveranstaltungen und Gesprächskontakte. Das Kirchenvolk hat die Spaltung der Konfessionen, wie sie sich nach der Reformation entwickelt hat, längst überwunden. Der Wunsch nach mehr Gemeinsamkeiten unter Beibehaltung der je eigenen Traditionen und die tiefe Sehnsucht nach einem gemeinsamen Abendmahl, alles das ist eine ungeheure Kraft und besitzt eine Dynamik, die nicht mehr aufzuhalten ist.

Katholische und evangelische Christen bei uns arbeiten seit vielen Jahren eng und vertrauensvoll in ihren Gemeinden zusammen, respektvoll und wertschätzend der anderen Konfession gegenüber. Das vorläufige "Nein" von Franziskus zu einer Öffnung des Abendmahls für Protestanten muss uns nicht entmutigen. Es ist Ansporn, das scheinbar Unmögliche nicht nur zu träumen, sondern beharrlich dafür zu beten und zu arbeiten. "Es gibt nicht nur die Gefahr, dass du zu viel riskierst, es gibt auch die Gefahr, dass du zu wenig riskierst. Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße." So hat es Martin Walser in seiner "Lektüre zwischen den Jahren" einmal geschrieben. In diesem Sinne gehen wir weiter, ökumenisch verbunden und dem Heiligen Geist mehr vertrauend als den Mutlosen und Bedenkenträgern.

THOMAS BRÖDENFELD

(RP)
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