Mannis Museum Das Löwentor

Emmerich · Generationen Emmericher Bürger war und ist der gleichnamige Bahnübergang ein Begriff. Erwähnt wurde das Löwentor erstmals im 14. Jahrhundert, fünfhundert Jahre später kauften Holländer dessen Steine nach dem Abriss für 223 Taler und 40 Groschen.

 Das Löwentor in den 70er/80er Jahren.

Das Löwentor in den 70er/80er Jahren.

Foto: Mannis Museum

Wenn vom „Löwentor“ die Rede ist, denken viele Emmericher an die Betuwe und Wartezeiten vor dem Bahnübergang. Seit dem 28. Juni 1907 heißt die Straße, die vom „Großer Löwe“ in Richtung Dederichstraße führt, „Am Löwentor“. Der Name leitet sich übrigens vom niederdeutschen „Leuw, Lew oder Loeff“ ab, was soviel bedeutet wie Anhöhe oder erhöhter Boden.

Erwähnt wird das Löwentor erstmals im Jahr 1314. Viele Jahre lang diente es als Hilfe für Ortsbezeichnungen, so hieß es beispielsweise im Jahr 1360, dass das Haus des Gerhard Perkins vor der Löwenpforte steht. Im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts wurde das Löwentor zum größten Tor der Stadt umgebaut. Es handelte sich um ein viergeschossiges Turmtor mit Spitzbogen-Potalen. Zur Stadtseite hin hatte es ein von zwei Türmen flankiertes Torhaus, zur Landseite gab es einen halbrunden fensterlosen Torbau mit Wehrgang.

                     Das Löwentor um 1740 nach einer Zeichnung von Jan de Beyer.

Das Löwentor um 1740 nach einer Zeichnung von Jan de Beyer.

Foto: Mannis Museum

Bis 1534 hatte das Bollwerk am Löwentor eine Strohbedachung, erhielt dann später eine aus Schiefer. Moritz von Nassau, Statthalter Hollands, ließ das Löwentor 1614 befestigen. 1656 wurde das Löwentor wieder erwähnt: Die Wächter des Löwentores bekamen den Befehl, „keine Wagen aus Deventer und Zutphen in die Stadt zu lassen.“ Man befürchtete, dass diese die Pest einschleppen würden. 1819 kaufte eine Kommission einen Beerdigungsplatz vor dem Löwentor. Bestattungen innerhalb der Stadt waren ab 1813 verboten worden.

1826 wurde das Löwentor, das in einem sehr schlechten Zustand war, abgerissen. Zu der Zeit kauften die Holländer in ihrem Kampf, dem Meer Land abzutrotzen, alles, was sie an altem Mauerwerk bekommen konnten. Das schien den Stadtvätern ein lohnendes Geschäft zu sein, sie boten das Löwentor für insgesamt 223 Taler und 40 Groschen zum Verkauf an.

30 Jahre später wurde die Bahnlinie an diesem Standort fertiggestellt und damit der Bahnübergang am Löwentor, der seitdem Generationen von Emmericher Bürgern beschäftigt. Einen Beschwerdebrief schickte der damalige Bürgermeister im Jahr 1888 an den Eisenbahnbauinspektor Meisel in Wesel. Darin ging es um die Überwachung des Bahnüberganges. „Der Weichensteller bedient von dem Zimmer, in dem die Zentralweiche aufgestellt ist, auch das Schließen und Öffnen der Barriere. Er ist aber nicht in der Lage, von seinem Stand aus den Übergang zu übersehen“, hieß es da. Zwar würde er die Passanten durch den Warnruf „Aufpassen“ auf das Schließen der Schranke aufmerksam machen, aber bei Wind und schlechtem Wetter höre man diesen Ruf nicht.

Der Bürgermeister hatte am Bahnübergang eine Zählung durchführen lassen: An gewöhnlichen Wochentagen passierten zwischen sieben Uhr morgens und sieben Uhr abends 3391 Fußgänger und 192 Fuhrwerke den Übergang, der 82 mal geschlossen wurde. An Markttagen waren es 4320 Fußgänger und 320 Fuhrwerke, während die Barriere 101 mal geschlossen wurde – wegen des Rangierens dauerte das zu fünf Minuten. Man solle doch wenigstens über eine Fußgängerunterführung nachdenken, so der Bürgermeister.

Als Antwort bekam er vom Königlichen Eisenbahnbetriebsamt Düsseldorf, dass man eine vollständige Straßenunterführung für wünschenswert halte. Und dass zum Warnen der Fußgänger eine Schelle an die Schranke angebracht werden solle, was auch getan wurde.

Da die Eisenbahnlinie zwischen Emmerich und der niederländischen Grenze zwar Eigentum der rechtsrheinischen Eisenbahn war, aber an die Niederländische Rhein-Eisenbahn verpachtet war, dauerte es einige Zeit, bis im April 1890 eine örtliche Besprechung zustande kam. Es sollte eine Fußgängerunterführung mit Treppen, 2,40 Meter hoch und drei Meter breit, gebaut werden. Im Mai 1894 war die Unterführung dann endlich fertiggestellt.

Als nach dem Krieg der Verkehr auf der B8 zunahm, beschloss man, die Fußgängerunterführung zu verlängern und auch unter die Bundesstraße zu führen. Am 25. Mai 1974 eröffnete Bürgermeister Franz Wolters den neuen Tunnel.

Am 3. Dezember 2008 beschloss der Ausschuss für Stadtentwicklung des Rates der Stadt Emmerich, den Bahnübergang beim Bau des dritten Gleises auf der Betuwe-Strecke zwischen Oberhausen und der Landesgrenze zu den Niederlanden beseitigen zu lassen.

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