Hilfe für Emmerichs Innenstadt Die Firma hinter den zehn Millionen

Emmerich · Die EGE kennt fast niemand. Aber die Stadtwerke-Tochter arbeitet äußerst effektiv für Emmerich. Und geräuschlos.

 Udo Jessner ist der Chef der Stadtwerke-Holding und damit verantwortlich für die Millionen-Investitionen, die getätigt werden sollen.

Udo Jessner ist der Chef der Stadtwerke-Holding und damit verantwortlich für die Millionen-Investitionen, die getätigt werden sollen.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Stellen Sie sich eine Firma vor, die nicht mal einen eigenen Briefkasten hat. Aber zehn Millionen Euro auf dem Konto. Mindestens!

Das käme Ihnen vermutlich nicht ganz geheuer vor. Ist in diesem Fall allerdings kein Grund zur Sorge. Denn es handelt sich um die EGE, die Entwicklungsgesellschaft Emmerich am Rhein. Ihre Aufgabe: nicht weniger als die Rettung der Emmericher Innenstadt.

Zugegeben: Die Beschreibung ist reißerisch. Allerdings stimmt die Sache im Kern: Eine Emmericher Firma, die in den vergangenen Jahren bereits sehr erfolgreich und geräuschlos für Emmerich gearbeitet hat, taucht jetzt in der öffentlichen Wahrnehmung auf mit einem großen Ziel.

Zu finden ist sie im Gebäude der „Emmericher Gesellschaft für kommunale Dienstleistungen (EGD) an der Wassenberger Straße 1. Die EGD ist die „Mutter“ alle Stadtwerke-Firmen. Und tatsächlich gibt es bei ihr kein Firmenschild, dass auf die EGE hinweist. Erst recht keine Werbetafel.

Udo Jessner, der Chef der EGD, kann das erklären: „Die Entwicklungsgesellschaft gibt es schon lange. Wir haben einen Briefkasten, da gehen alle Schreiben für die EGD rein.“ Jessner ist in diesem Fall der richtige Ansprechpartner, denn er ist der Geschäftsführer der EGE. Diese gehört wiederum zur Port Emmerich GmbH und damit zur Stadt Emmerich.

Letztlich gehören diese Firmen alle unter das Dach der stadteigenen EGD, der großen Emmericher Stadtwerke-Holding für den Verkauf von Strom, Gas und Wasser, fürs Embricana und die Sauna. Und natürlich für den Hafen.

Unterm Strich soll bei dieser Konstruktion eine Sache herauskommen: Jessner und sein Team sollen in die Innenstadt eingreifen können, Schandflecken aufkaufen, sanieren und in die richtigen Hände geben. Zehn Millionen Euro gibt es dafür von der Stadt. Oder auch mehr bei Bedarf.

Zugriff auf das Geld hat die EGE. Kontrolliert und gesteuert wird das Ganze von einem Beirat, dem der Bürgermeister, der Beigeordnete und Vertreter des Rates angehören. Vorsitzender des Aufsichtsrates ist CDU-Fraktionschef Matthias Reintjes, der die Idee mit dem Millionen-Paket gemeinsam mit BGE-Chef Joachim Sigmund im Rathaus durchgeboxt hat.

Die Beteiligung der Stadtverwaltung ist wichtig. Denn Geld für Projekte reicht nicht aus, es braucht auch Helfer im Rathaus.

Und noch ganz wichtig: Die neue Emmericher Wirtschaftsförderin Sara Kreipe wird Mit-Geschäftsführerin der EGE werden. Und zwar an der Seite von Arndt Wilms, der derzeit mit Udo Jessner die EGE führt. Jessner wird sich von der EGE-Geschäftsführung zurückziehen, hat als Chef der EGD aber natürlich die Hand drüber.

Die EGE gibt es nicht erst, seit Emmerichs Politik verstanden hat, dass in die Innenstadt investiert werden muss. Die EGE ist 1996 gegründet worden. Sie sollte Flächen für die Ansiedlung von Gewerbetreibenden finden und entwickeln. Das tat sie mit Erfolg. Jüngstes Beispiel ist der Nett-Park mit dem Riesen-Areal der BLG neben dem Obi-Markt. Und dass sich der XXL-Logistiker Fiege dort niedergelassen hat und ebenso auch Convent dort baut, ist durch die EGE möglich geworden.

Früher war noch die Sparkasse in der Gesellschaft. Aber die haben die Emmericher rausgekauft und machen ihr Ding jetzt alleine.

Kann diese Firma also die Innenstadt retten?

Udo Jessner warnt: „Die Entwicklungen der letzten Jahre lassen sich nicht in wenigen Monaten aufarbeiten. Innenstadtentwicklung ist ein langfristiges Projekt.“ Dennoch macht er Mut: „Aber wenn wir heute nicht beginnen, können wir morgen keine Ergebnisse vorweisen.“

An alle, die jetzt auf das große Geschäft hoffen, hat er allerdings eine Botschaft: „Wer glaubt, dass wir mit dem Portemonnaie durch die Stadt laufen und Geld verteilen, irrt sich.“

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