Emmerich Dicke Luft in der CDU-Fraktion

Emmerich · Der Ton ist rau geworden in der CDU-Ratsfraktion. Mitglieder fühlen sich in den Sitzungen eingeschüchtert. Eine interne Einschätzung zum Neumarkt fand den Weg zu Projektentwickler Johannes Welmans.

Investor Josef Schoofs hat in dieser Woche Baurecht für den Neumarkt bekommen. Doch der Weg bis dahin war ein steiniger. In der CDU-Fraktion gab es Stimmen, die sich gegen die Schoofs-Variante und für die Steintor-Pläne von Rheincenter-Manager Thomas Euwens aussprachen. Die Stimmung in der SPD war ähnlich.

Nach Unterlagen, die der Rheinischen Post vorliegen, soll in der CDU die Debatte darüber aus dem Ruder gelaufen sein. Fraktionschef Matthias Reintjes wollte sich dazu nicht äußern.

Von Anbrüllen ist die Rede und von abwertenden Gesten, so dass sich einige Fraktionsmitglieder eingeschüchtert fühlten und sich nicht mehr trauten, ihre Meinung zu sagen.

Und noch mehr als das: Eine interne Einschätzung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Matthias Reintjes über das Stimmungsbild bei der SPD soll durch ein Fraktionsmitglied der CDU Johannes Welmans zugänglich gemacht worden sein.

Der ehemalige Vorstand der Stadtsparkasse Emmerich-Rees betätigt sich bekanntlich seit einigen Jahren als Projektentwickler. Zum Beispiel für den Neumarkt.

Als Projektentwicklung wird die Konzeption und Erstellung von größeren Projekten bezeichnet. Ein Entwickler investiert nicht eigenes Kapital, sondern erarbeitet gegen eine Bezahlung die Grundlagen für eine Investition.

Im Fall Emmerich bedeutet das verkürzt formuliert, dass Welmans den Weg frei macht für Neumarkt-Investor Josef Schoofs.

Verständlich also, dass die Empörung in der CDU-Fraktion groß ist, dass interne Kommunikation nach draußen gelangt. Zumal darin auch die Rede ist von der SPD und deren möglichem Abstimmungsverhalten in Sachen Neumarkt.

Beobachter werten diesen Vorgang auch als Breitseite gegen den jungen Fraktionsvorsitzenden Matthias Reintjes (28), der sich durch alte Seilschaften in seiner Meinungsbildung nicht beeinflussen lassen will. Bekannt ist, dass Welmans und altgediente CDU-Fraktionsmitglieder sich persönlich gut kennen. Gegen solche privaten Kontakte und Freundschaften ist natürlich nichts zu sagen. Die Frage, die sich aus alledem ergibt, lautet aber: Folgt bald die Fortsetzung?

Denn es gibt ein weiteres Projekt, das strittig ist und über das Reintjes offen diskutieren lassen will. Es geht um ein Nahversorgungszentrum auf dem alten Kasernengelände vor den Toren Emmerichs. Die Familie Brüggemeier hat ihr Interesse bekundet, hier einen Edeka-Markt zu bauen. Nach Einschätzung des Gutachters, der in diesen Tagen das Emmericher Einzelhandelsgutachten erstellt hat, ist ein solches Center möglich. Allerdings nur dann, wenn sich auf der alten Kaserne eine Wohnbebauung befindet (bis zu 500 Einwohner könnten es sein, so der Gutachter). Und weitere Geschäfte müssten sich rund um den Vollsortimenter ansiedeln. Nur so könnte es zu einer Genehmigung durch die Bezirksregierung kommen.

In der CDU-Fraktion gehen die Meinungen auseinander, ob ein solches Center der Innenstadt schaden könnte, wenngleich noch einige Jahre bis zur Umsetzung des Projektes vergehen dürften.

Doch werden die Befürchtungen jetzt noch offen ausgesprochen? Werden CDU-Fraktionsmitglieder weiterhin Welmans über Interna informieren?

Denn auch im Fall der Kaserne hat er die Entwicklung des Areals vorangetrieben. Bekanntlich will dort die Mona GmbH den Bau eines großen Gesundheitsparks realisieren sowie Gewerbebetriebe und Wohnen. Und die Ansiedlung von Lebensmittelmärkten. Josef Schoofs hat dort bereits eine Fläche gekauft. Auf ihr könnte ein großer Aldi-Markt entstehen.

(ha)
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