Betuwe-Linie in Haldern Im Herbst kommen die Gutachter

HALDERN · In Haldern geht die Bahn jetzt von der Planungs- in die Bauphase über. Im kommenden Frühjahr sollen die Hauptarbeiten an der Bahnstrecke beginnen. In voraussichtlich vier Jahren soll die Maßnahme beendet sein.

 Blick auf den Bahnübergang an der Bahnhofstraße von oben. In Haldern wird dieser Teil der Strecke die aufwendigsten Umbauarbeiten mit sich bringen. Die hellen Flecken auf der Wiese am rechten Bildrand zeigen Stellen, an denen die Bahn nach Kampfmitteln im Boden suchen ließ.

Blick auf den Bahnübergang an der Bahnhofstraße von oben. In Haldern wird dieser Teil der Strecke die aufwendigsten Umbauarbeiten mit sich bringen. Die hellen Flecken auf der Wiese am rechten Bildrand zeigen Stellen, an denen die Bahn nach Kampfmitteln im Boden suchen ließ.

Foto: Deutsche Bahn

Seit Jahrzehnten wird um den Bau der Betuwelinie auf deutscher Seite hart gerungen. Jetzt hat die Deutsche Bahn eine Zwischenbilanz gezogen, sie hat ihre Planungen und ihre bisherigen Arbeiten für den Streckenabschnitt zwischen Emmerich und Oberhausen in einer virtuellen Pressekonferenz vorgestellt. Fazit: Läuft alles glatt, könnten die Arbeiten im Bereich von Haldern in vier Jahren beendet sein. Dieser Abschnitt ist 3,6 Kilometer lang.

Immer stärker wird dabei deutlich, dass die Bahn jetzt von der Planungs- in die Bauphase eintritt. Bereits im Herbst sollen Gutachter nach Haldern kommen, die untersuchen, welche Schallschutzmaßnahmen an den Häusern von Anwohnern getätigt werden müssen. Rund 150 Wohneinheiten haben in Haldern laut Deutscher Bahn einen Anspruch auf passiven Schallschutz, wie beispielsweise Lärmschutzfenster. „Die Anlieger werden dafür von uns natürlich zuvor benachrichtigt“, sagt Stefan Ventzke, Projektleiter der Bahn für den Streckenabschnitt zwischen Emmerich und Oberhausen.

 So soll der neue Haltepunkt aussehen. Rechts: der transparente Lärmschutz.

So soll der neue Haltepunkt aussehen. Rechts: der transparente Lärmschutz.

Foto: Deutsche Bahn

Wie Ventzke erläuterte, sei zudem geplant, die Lärmschutzwände an der Strecke schon vor dem Bau des dritten Gleises zu errichten, um die Anwohner auch vor dem Baulärm zu schützen. „Das geht natürlich immer nur da, wo wir unsere Bautätigkeiten dadurch nicht wesentlich behindern“, führte er weiter aus.

Insgesamt werden 2750 Meter Schallschutzwand in Haldern gebaut. Eine 650 Meter lange Wand liegt zu Beginn des Abschnitts links neben der bestehenden Strecke. Die andere 2100 Meter lange Wand schützt den Ortskern auf der bahnrechten Seite. Die Höhe der Schallschutzwände variiert zwischen zwei und vier Metern. Die Wände werden auf der Seite, die den Schienen zugewandt ist, hoch schallabsorbierend ausgebildet.

Im Bereich des Haltepunktes wird die Schallschutzwand mit transparenten Elementen versehen. Als weitere aktive Schallschutzmaßnahme wird das „Besonders überwachte Gleis“ umgesetzt: Durch regelmäßiges Messen und Schleifen der Schienen können die Lärmemissionen dauerhaft um drei Dezibel reduziert werden.

Besonders aufwendig gestaltete sich in Haldern die Suche nach Kampfmitteln. Tausende  Bohrungen bis zu einer Tiefe von sechs bis acht Metern wurden durchgeführt. Mit einer Sonde wurde dabei nach Metall im Boden geforscht. Schlug sie an, wurden weitere Bohrungen vorgenommen – alles Arbeiten, die im Vorfeld erledigt werden mussten, damit es keine unliebsamen Überraschungen gibt.

Bereits vorgenommen wurden Gleisstopfarbeiten, bei denen das Schotterbett verfestigt wurde. Als nächster Schritt ist jetzt die Anpassung der Oberleitungsanlage für den Streckenausbau vorgesehen. Zuerst werden die heute noch rechts und links der Strecke stehenden Oberleitungsmaste auf eine Seite verlegt, um für den Bau des dritten Gleises Platz zu gewinnen. Sobald die Oberleitungsarbeiten an den bestehenden Gleisen abgeschlossen sind, sollen die Schallschutzwände kommen. In einer weiteren Bauphase werden die  die neuen Brückenbauwerke in Angriff genommen, die nach ihrer Fertigstellung die Bahnübergänge ersetzen. Die Hauptbaumaßnahme soll im Frühjahr kommenden Jahres beginnen.

Alle heute noch vorhandenen Bahnübergänge werden beseitigt und überwiegend durch neue Bauwerke ersetzt. Für den Bahnübergang Antonieweg ist eine Straßenüberführung für den Kfz-Verkehr geplant. Die beiden Bahnübergänge „Sonsfeld“ und „Alt Sonsfeld“ werden durch eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer ersetzt. Unterführungen für den Kfz-Verkehr mit separatem Geh- und Radweg sind als Ersatz für die Bahnübergänge Schlaghecken und Bahnhofstraße vorgesehen. „Der Bereich Bahnhofstraße ist für uns der anspruchsvollste Teil der gesamten Maßnahme in Haldern, auch weil es hier eine Troglage gibt“, sagt Ventzke.

Auf einer Länge von rund zwei Kilometern ist zudem der Einbau so genannter „besohlter Schwellen“ vorgesehen. Zusätzlich zum neuen dritten Gleis werden auch die beiden Bestandsgleise im ortsnahen Streckenbereich vollständig damit ausgerüstet. Diese speziellen Betonschwellen mit einer elastischen Kunststoffbeschichtung sollen die Weiterleitung von Schwingungen ins Schotterbett verringern. So wird die Übertragung in den Untergrund und damit auch in benachbarte Objekte vermindert. Auch die bestehenden Gleise sollen mit besohlten Schwellen ausgerüstet werden.

Am Haltepunkt Haldern werden die beiden bestehenden Bahnsteige ersetzt. Um einen bequemeren Ein- und Ausstieg zu ermöglichen, werden sie um 38 Zentimeter angehoben. Die neuen Bahnsteige werden barrierefrei erreichbar sein. Zum jeweils gegenüberliegenden Gleis gelangen Reisende künftig über einen kombinierten Fuß- und Radweg unterhalb der Unterführung „Bahnhofstraße”. Der Bahnsteig für das Gleis in Richtung Emmerich entsteht an nahezu gleicher Stelle neu; der für Reisende in Richtung Oberhausen wird am neuen, außenliegenden Gleis gebaut.

(Markus Balser )
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