Vor einem Jahr haben Sie schon einmal in Rees gelesen. Woran erinnern Sie sich besonders?

Tommy Krappweis An den sympathischen Buchladen und an die Reeser Schüler, die das alte Metaphern-Rätsel erschreckend schnell gelöst haben. Besonders viel Spaß hatte ich auch an der Legende von diesem spanischen Armee-Hirni, der sich als Bär verkleidet hat und von seinen eigenen Leuten abgeknallt wurde.

Welche Entwicklung macht Ihre Heldin Mara im zweiten Roman durch?

Krappweis Sie wächst spürbar an ihren Aufgaben. Im ersten Teil wirkte es oft noch so, als würde Mara über die richtigen Lösungen stolpern. In Band 2 nutzt sie ihre Fähigkeiten mehr und mehr kreativ. Und da sie ein einfallsreiches und fantasiebegabtes Mädchen ist, tut sie das auf höchst ungewöhnliche Weise.

Was ist schwerer zu schreiben: das erste Buch oder dessen Fortsetzung?

Krappweis Band 1 war mein erster Roman überhaupt. Zugleich steckte darin die Vorbereitung für eine epische Geschichte, die sich über drei Bücher erstreckt. Hinzu kam noch das Wälzen von Sekundärliteratur, damit ich mich einigermaßen sicher in der nordisch-germanischen Mythologie bewegen konnte. Das einzig wirklich Schwierige an Band 2 waren am Ende die Kürzungen, um die Handlung irgendwie zwischen die Buchdeckel zu kriegen.

Wie viel Wahrheit muss in einem Fantasy-Roman stecken?

Krappweis Die Figuren in einem Fantasy-Roman müssen genauso wahrhaftig sein und ihre Ziele verfolgen wie in einem Buch ohne Fantasy-Anteil. Und dann kommt bei mir eben noch hinzu, dass meine "Fantasy" auf den nordischen Götter- und Heldensagen fußt. Die würde ich zwar auch nicht gerade als wahr im herkömmlichen Sinne bezeichnen, aber zumindest sind sie Teil der überlieferten Mythologie einer alten Religion, die tatsächlich einmal gelebt wurde.

Tauchen Jugendliche bereitwillig in die Welt der germanischen Mythologie ein?

Krappweis Meine Leser und Leserinnen, egal ob jung oder alt, stürzen sich förmlich in die Geschichte hinter meinen Geschichten. Vielleicht geht es denen so wie mir: Der Stoff bringt etwas zum Klingen, weil er immer noch mitten zwischen uns lebendig ist und wir täglich mit Dingen umgehen, deren Ursprung teils über zweitausend Jahre zurückliegt. Die alten Geschichten stecken hier im Boden und man spürt förmlich das Kribbeln an den Fußsohlen.

Wie viele Lesungen haben Sie inzwischen mit "Mara" absolviert und was war das kurioseste Erlebnis?

Krappweis Das müssten inzwischen mehr als 30 sein. Die kuriosesten Erlebnisse waren mein Auftritt im Berliner Kookaburra Comedy Club, wo ich letztlich eine Art "Mythologie-Standup" gehalten habe, und eine Lesung auf den Fantasydays 2010 in Neuss, wo ich vor lauter lustigem Erzählen nicht mehr zum Lesen kam.

Ist Mara die deutsche Antwort auf "Harry Potter" oder ein Gegenentwurf dazu?

Krappweis Beides habe ich so schon gelesen. Letztlich wollte ich eher einen Gegenentwurf zu den typischen Helden-Stereotypen schaffen. Mara hat schon etwas Deutsches, weil sie so viel zweifelt. Aber in ihrer schrägen Weltsicht steckt auch ein englischer Ansatz, weil die jahrzehntelange Lektüre von Douglas Adams, Pratchett und Neil Gaiman natürlich nicht spurlos an mir vorbeigegangen sind.

Wann wird "Mara" fürs Kino verfilmt?

Krappweis Wenn wir eine Viertelmillion Bücher verkauft haben. Ähm... Wie viele Einwohner hat eigentlich Rees?!