Emmerich Der Seelsorger der Polizei

Emmerich · Lars Lindemann verlässt nach sieben Jahren die Propsteigemeinde Xanten. Seine neue Tätigkeit will er mit den Menschen entwickeln.

 Neuer Polizeiseelsorger für die Kreise Kleve und Wesel: Lars Lindemann

Neuer Polizeiseelsorger für die Kreise Kleve und Wesel: Lars Lindemann

Foto: Armin Fischer

Die Schränke sind voller Bücher, obendrauf reiht sich Kiste an Kiste: Bastel- und Arbeitsmaterial für die Kinder- und Jugendarbeit. Auf dem Konferenztisch liegt eine Mappe mit großformatigen Detailaufnahmen aus dem Dom, die RP-Fotograf Armin Fischer im Rahmen eines Jugendprojekts gemacht hatte. Und: "Wallfahrt" steht groß auf dem Blatt eines Flipcharts. "Ja", sagt Lars Lindemann inmitten seines vollgestopften Arbeitszimmers im Erdgeschoss des Michaelhauses am Dom, "auch um die müssen wir uns kümmern", wohl wissend, dass nach sieben Jahren seine Zeit als Pastoralreferent an der Xantener St.-Viktor-Gemeinde nicht mehr ausreicht, um alle Ideen auch umgesetzt zu wissen. Ende des Monats wird der 43-Jährige aus Xantener Diensten ausscheiden. Zum 1. Februar wird er eine neu ins Leben gerufene Stelle als Polizeiseelsorger für die Kreise Wesel und Kleve antreten. "Der einen Herausforderung folgt die nächste", sagt Lindemann, dessen Vater selbst Polizist war. "Aber das waren ganz andere Zeiten", so Lindemann. Heute komme zu all den täglichen Aufgaben noch der fehlende Respekt hinzu, mit denen - auch - die Ordnungshüter zu kämpfen hätten. Aber da will und muss sich Lindemann erst hineinfinden. Erstmal heißt es, mit den Landräten zu sprechen, die Polizei und ihre Arbeit näher kennenzulernen. Noch gebe es schließlich keine exakte Stellenbeschreibung.

Die will der Mann, der mit seiner Frau (einer Lehrerin) und seinen drei Kindern am Waldesrand im Xantener Ortsteil Birten wohnt, gemeinsam mit den Polizisten in einem Gebiet erarbeiten, das immerhin so groß ist wie das Saarland. Auf die Menschen zugehen, das sieht der gebürtige Gronauer seit jeher als seine Aufgabe an. Und gemeinsam Pläne entwerfen und die Umsetzung zu organisieren, das hat Lindemann sogar studiert. Während des Theologiestudiums in Münster und Würzburg hatte er bei Ferienfreizeiten mit geistig behinderten Menschen schnell gelernt, dass sein Lebensinhalt in der Begleitung von Menschen liegen muss.

Für den Beruf des Pastoralreferenten waren aber zwei Ausbildungen nötig, also studierte Lars Lindemann auch noch - neben der Ausbildung am Seminar für Laientheologie - soziale Verhaltenswissenschaften und Psychologie an der Fernuniversität Hagen. Und da geht es eben auch um Arbeitsorganisation, Statistik und Strukturen. Zudem ließ er sich zum systemischen Berater und Organisationsberater weiterbilden.

Kein Wunder also, dass er nach ersten Arbeitsjahren im protestantisch geprägten Moers und dem eher katholischen Bocholt in Xanten unter anderem den Pastoralplan mitentwickelte und inzwischen quer durchs Bistum die Konzeptentwicklung in jenen Pfarreien begleitet, die fusionieren (müssen) - derzeit zum Beispiel in Dorsten und Duisburg-Homberg. "Menschen für neue Dinge begeistern, ohne das Alte zu verteufeln, das ist mein Ding", sagt Lindemann.

Er will unter die Leute kommen, nicht warten, sondern helfen, wo er kann.

Das zehrt auch an der Gesundheit: Vor zwei Jahren zwang ihn eine plötzliche Erkrankung dazu, kürzer zu treten. Inzwischen ist Lars Lindemann wieder auf dem Damm und sucht ständig neue Herausforderungen. Die Polizeiseelsorge ist so eine...

(RP)
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