EMMERICH/REES Hans Dinnendahls Nachlass soll in gute Hände kommen

EMMERICH/REES · Der Reeeser Kunstexperte Dieter Roos möchte die Werke des Künstlers erhalten, der ab 1912 in Emmerich lebte. Er hofft, dass sich private Sammler am Niederrhein dafür interessieren.

 Das Foto zeigt Hans Dinnendahl im Jahr 1938.

Das Foto zeigt Hans Dinnendahl im Jahr 1938.

Foto: scholten

„Es gibt kaum einen Bildhauer, der in allen Materialen so genial gearbeitet hat wie Hans Dinnendahl, nämlich mit Holz, Bronze und Stein“, sagt Dieter Roos. Zwar ist er dem Künstler, der 1901 in Krefeld geboren wurde und 1966 in Telgte starb, nie persönlich begegnet. Doch der Reeser Kunstexperte organisierte im Jahr 1995 eine große Ausstellung in Dinnendahls langjähriger Heimatstadt Emmerich. Außerdem holte Roos Skulpturen wie den Gießer und den Mathis dauerhaft nach Emmerich. Seit einigen Monaten setzt er nun alles daran, dass Hans Dinnendahls künstlerischer Nachlass in gute Hände kommt.

Bislang hatten die Adoptivtöchter das Erbe ihres Vaters in Ehren gehalten. Doch die Zwillingstöchter, die einst von Hans Dinnendahl und seiner Frau Erika adoptiert worden waren, leben inzwischen im Altenheim. Die dritte Adoptivtochter ist gestorben. Zwar bewohnt ihr Mann noch das Haus in Telgte, in dem Dinnendahl einst lebte und vor allem sakrale Kunst schuf, doch der Erbe sorgt sich darum, was nach seinem eigenen Tod mit den vielen Objekten geschehen wird. Deshalb wandte er sich an Dieter Roos, der seit den 90er-Jahren mit der Familie befreundet ist. „Acht Aktenordner sind schon in Rees, aber die Abholung der Gipsmodelle, der kleinen gegossenen Skulpturen und der Gemälde ist durch Corona stark in Verzug geraten“, sagt der Reeser, der seit 45 Jahren gut in der deutschen Kunstszene vernetzt ist.

 „Der kleine Mathies“ heißt diese Kinderfigur.

„Der kleine Mathies“ heißt diese Kinderfigur.

Foto: scholten

Roos ist optimistisch, dass er den Nachlass an Kunstarchive und Galerien vermitteln kann. Ein Selbstporträt und eine Bronzestatue würde er gern für das Emmericher Rheinmuseum sichern, damit die stadthistorische Ausstellung an den prominenten Mann erinnert, der ab 1912 in der Rheinstadt lebte, dort eine Lehre in der Eisengießerei Reintjes absolvierte und seine erste Ausstellung in der Societät hatte. Roos möchte vorab aber auch privaten Sammlern am Niederrhein die Gelegenheit geben, jetzt noch Objekte zum kleinen Preis zu erwerben. „Hans Dinnendahls Schwiegersohn ist nicht auf Profit auf, er will nur wissen, dass die Sachen in gute Hände kommen“, betont Dieter Roos.

 Der Gießer.

Der Gießer.

Foto: scholten

Etwas sensibel ist der Verkauf der Gipsmodelle und Gussformen aus dem Atelier. „Im Grunde müssten sie zerstört werden, damit kein Schindluder damit getrieben werden kann“, sagt Roos. „Erst 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers erlischt das Urheberrecht, bis dahin dürfen mit den Modellen und Gussformen keine Bronzeskulpturen hergestellt werden.“ Doch der Gedanke, dass alles im Müllcontainer entsorgt wird, quält den Reeser. Er möchte die fragilen Modelle lieber für künftige Generationen sichern: „Dinnendahls Tochter hat die Gipsmodelle mit Terrakotta-Farben gestrichen, was eigentlich falsch ist, aber dadurch hat sie die Modelle weniger anfällig gemacht und wohl langfristig gerettet.“

Da Beispiele von Dinnendahls Schaffen bereits in Emmerich, Kevelaer, Kehrum und Xanten eine feste Heimat gefunden haben, hofft Roos nun, dass weitere Sammler  ihr Interesse für den Künstler entdecken.

Die Mutter kam aus Elten, der Vater war ein Gießermeister aus Krefeld. Dort kam Hans Dinnendahl am 14. Februar 1901 zur Welt. Elf Jahre später zog die Familie nach Emmerich. Beim Kunststudiums in München lernte Dinnendahl die Kunststudentin Erika Hogeback kennen. Beide heirateten 1927 und zogen 1929 nach Münster, bevor sie sich 1936 in Telgte niederließen. In dem westfälischen Wallfahrtsort wurde eine Straße nach Hans Dinnendahl benannt. Dieter Roos hatte eine Umnutzung des Dinnendahl-Hauses zum Museum angeregt, doch die Idee scheiterte an den fehlenden Mitteln der Gemeinde und der Erben. Deshalb soll das Erbe nun, mit Umweg über Rees, dauerhaft erhalten bleiben.

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