Kommentar Der Millionen-Plan muss endlich wahr werden

Emmerich · Die Älteren unter uns werden sich erinnern: Vor 18/19 Jahren gab es in Emmerich mal eine Marketingaktion mit dem Titel "Emmerich im Aufwind." Wer heute einen Witz über den Zustand der Innenstadt reißen will, zitiert den Slogan.

Emmerich hatte bis auf wenige Ausnahmen in den vergangenen Jahren eigentlich immer Pech mit der Wirtschaftsförderung. Mal hielt ein Kandidat nicht, was man sich von ihm versprochen hatte. Dann blieben die Amtsinhaber und -inhaberinnen (es gab mal eine Frau, die nach ein paar Wochen wieder weg war), nicht lange. Der Einzige, der konstant präsent war und sich reinhing, war Johannes Diks.

Zu seiner Arbeit als Bürgermeister übernahm er gleich auch noch den Schreibtisch in der Wirtschaftsförderung.

Vor 22 Monaten hat die Mehrheit in der Gesellschaft, in der die Stadt Emmerich die Mehrheit hat, dann Sascha Terörde aus Bocholt zum neuen Chef gemacht. Die Bewerbung von Johannes Diks, der nach der verlorenen Bürgermeisterwahl gegen Peter Hinze gerne beruflich Sinnvolles für Emmerich tun wollte, wurde zwar berücksichtigt, hatte aber letztlich keine Chance. Der Grund ist klar: Ein Wirtschaftsförderer mit richtigen guten Kontakten (und ordentlicher Kriegskasse) kann mehr bewirken, als mancher Bürgermeister es je seinen Wähler präsentieren könnte. Und weil Johannes Diks nach zwei Wahlperioden als Bürgermeister einfach viel zu politisch vorbelastet war, wäre er als Wirtschaftsförderer der Stadt Emmerich eine Art Neben-Bürgermeister gewesen. Das hätte einfach nicht funktioniert. Aber das ist lange her.

Nebenbei: Eine gut gefüllte Kriegskasse haben die Emmericher ihren Wirtschaftsförderern bisher nie gegeben.

Genau das soll sich ja nach dem Willen von CDU und BGE ändern. Sie haben erkannt, dass mittlerweile ein Punkt erreicht ist, an dem die öffentliche Hand mit einem Millionenbetrag Emmerichs Innenstadt retten muss. Weil es sonst kein Investor mehr tut. Häuser müssen aufgekauft, im Zweifel abgerissen, saniert und neu hergerichtet auf den Markt gebracht werden. Wenn es stimmt, was in den vergangenen Jahren noch jeder Wirtschaftsförderer erklärt hat, dann ist der Mangel an attraktiven Geschäften nämlich nicht darin begründet, dass diese nicht kommen wollen. Sondern, dass die Geschäftslokale nicht mehr zeitgemäß sind.

Das können nur die Hausbesitzer ändern. Die können oder wollen das aber nicht. Weil ihnen vielleicht das Geld fehlt oder weil die Steuergesetzgebung auch den Verlust aus Vermietung vorsieht. Leerstand kann manchmal auch gut fürs Portemonnaie sein.

Nicht aber für die Allgemeinheit.

Deshalb ist es so unverständlich, dass im Emmericher Rathaus niemand das Thema auf dem Schirm hat. Seit einem Jahr ist der politische Wille formuliert: Zehn (!) Millionen Euro für die Innenstadt. Eine Gesellschaft soll gegründet werden, damit das Sondervermögen den Gesetzen entsprechend investiert werden kann. Das alles braucht Führung.

Hat sich jemand gekümmert?

Antwort: Nein.

(RP)
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